Günter Johannsen

Günter Johannsen

Günter Johannsen (* 4. Mai 1950 in Leipzig) ist ein evangelischer Diakon und Sozialpädagoge. Er war 1982 einer der Initiatoren der Montags-Friedensgebete in Leipzig.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Sprengung der Leipziger Universitätskirche 1968 wurde Johannsen von der Staatssicherheit verhaftet und zwölf Stunden verhört; es folgte eine Verurteilung und sechs Wochen Inhaftierung wegen „Staatsverleumdung“ und „Aufforderung zum Ungehorsam“ [2] . Seine Rechtsanwältin Marianne Brendel erwirkte beim Obersten Gericht der DDR eine Kassatorische Entscheidung bzw. Freispruch wegen Verfahrensfehler und unbegründeter Anklage. Von 1974 bis 1979 absolvierte Johannsen eine Diakonen-Ausbildung in Moritzburg und Eisenach.

Johannsen war zur Zeit der Gründung des Friedensgebetes 1982 im Leipziger Kirchenkreis-Ost Jugenddiakon. Im Herbst 1982 initiierte er gemeinsam mit seiner „Jungen Gemeinde“ in Leipzig-Probstheida das Montags-Friedensgebet als Dauereinrichtung[3][4][5] In der Folgezeit erhielt er neben anderen Schikanen mehrere Vorladungen beim Ministerium für Staatssicherheit (MfS) zur „Klärung eines Sachverhalts“. 1984 erfolgte ein Dienststellenwechsel in den evangelischen Kirchenkreis Bad Freienwalde in die Landeskirche Berlin-Brandenburg. Dort war Johannsen als Kreisjugendwart bis 1991 tätig. In der Wendezeit war Johannsen zunächst Mitglied bei „Demokratie Jetzt“, dann gründete er mit vier Lehrern der EOS-Bad Freienwalde im Oktober 1989 den SDP-Kreisverband. Johannsen war dann nebenberuflich auch Kreisverbands-Vorsitzender der SDP, die nach dem Vereinigungsparteitag in Leipzig zur SPD wurde.

Ab Mai 1990 wurde Johannsen SPD-Kreistagsabgeordneter des Landkreises Bad Freienwalde und Ausschuss-Vorsitzender für Recht-Sicherheit-Ordnung, der sich hauptsächlich mit der Bereinigung des Öffentlichen Dienstes von MfS-Mitarbeitern und belasteten SED-Funktionären befasste. Zwischen 1993 und 1998 war er Kreisjugendwart im Evangelischen Kirchenkreis Güstrow. Seit 1998 arbeitet Johannsen in der Evangelischen Kinder- und Jugendhilfe Feldkirchen, einer Heilpädagogischen Einrichtung in Feldkirchen bei München, als Sozialpädagoge im erzieherischen Dienst.

Einzelnachweise

  1. Charles S. Maier: Dissolution: The Crisis of Communism and the End of East Germany. Princeton University Press, 1999, ISBN 0691007462, S. 139.
  2. Chronik zu den Friedensgebeten und zu den politisch-alternativen Gruppen in Leipzig. Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V., abgerufen am 11. Januar 2010.
  3. Vgl. Leipziger Volkszeitung vom 8. Juni 2009: Führer kontra Weißgerber, [1].
  4. Vgl. Kirchenamt der EKD: 20 Jahre friedliche Revolution - Materialien für Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen, S. 13, PDF, 435 KB.
  5. Vgl. Gesellschaft für Zeitgeschichte: Friedengsgebete.

Literatur

  • Hermann Geyer: Nikolaikirche, montags um fünf: die politischen Gottesdienste der Wendezeit in Leipzig. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2007 (Universität Leipzig, Habil.-Schr. 2006), ISBN 978-3-534-18482-8, Inhaltsverzeichnis.

Weblinks


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