Gützkower Fähre

Gützkower Fähre

Die Gützkower Fähre, auch Gützkow Fähre, ist ein Ortsteil der Stadt Gützkow im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Die bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bedeutende Fährverbindung über die Peene befand sich südöstlich der Stadt, etwa 150 Meter östlich der Mündung des Swinowbaches in den Fluss. Der Gützkower Fährdamm führt von einem ehemaligen Teilstück der Bundesstraße 111 zwischen Gützkow und dem Kosenowsee in annähernd südlicher Richtung bis an die Peene.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Über Gützkow führte seit dem Mittelalter ein von Greifswald in südlicher Richtung verlaufender Handelsweg. Die Querung der Peene erfolgte mittels einer Fähre, die bereits zur Zeit der Herzöge von Pommern landesherrliches Eigentum war und üblicherweise verpachtet wurde.

Während des Pommernfeldzuges kam es im Oktober 1675 am Fährübergang zu Kämpfen zwischen brandenburgisch-preußischen und schwedischen Truppen, in deren Verlauf die von Neetzow über Kagenow vorrückenden Brandenburger die neben dem Fährhaus von den Schweden errichtete Schanze und die Stadt Gützkow eroberten.[1]

Der Legende nach rettete 1714 der Fährpächter Kriwitz den bei der Überfahrt in die Peene gefallenen schwedischen König Karl XII. vor dem Ertrinken. Dieser revanchierte sich angeblich, indem er Kriwitz die Fähre als Erbeigentum verlieh. Tatsächlich überquerte der aus Bender kommende König jedoch nicht die Peene sondern die Trebel bei Tribsees. Auf welche Weise der Pächter Kriwitz die Fähre zum Eigentum erhielt ist somit unklar.[2] 1720 wurde die Peene zum Grenzfluss zwischen Schwedisch-Pommern und Preußen. An der Gützkower Fähre wurde eine Zollstation eingerichtet und mit einem Passschreiber besetzt.[3]

Die Familie Lutze, Nachfahren des Fährmannes Kriwitz, verkaufte die Fähre 1854 an einen Landwirt aus Woserow. Im folgenden Jahr versuchte der Gützkower Magistrat die Fähre zu erwerben, der Kaufvertrag scheiterte jedoch am Widerspruch der Achtmänner der Stadt. Schließlich übernahm Franz Heinrich Erich II. von Lepel auf Wieck den bereits vom Bürgermeister Rühs abgeschlossenen Kaufvertrag. Er gab die Fähre in Pacht, die aber bereits 1863 wesentlich an Bedeutung verlor, als wenige Kilometer flussaufwärts bei Jarmen eine Holzklappbrücke errichtet wurde.[4] Der Anleger wurde weiterhin als Hafen für Gützkow und die umliegenden Güter genutzt. Von 1908 bis 1945 bestand zwischen Gützkow-Wieck und Gützkower Fähre eine Zweigstrecke der Greifswalder Bahnen.[5]

Im 20. Jahrhundert ging die Bedeutung der Gützkower Fähre als Peenequerung und Umschlagplatz immer weiter zurück. Der Verkehr reduzierte sich zu DDR-Zeiten weitgehend auf Personentransporte zwischen der bei Kagenow eingerichteten Badeanstalt und der Gaststätte im Fährhaus. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte die Gützkower Fähre in den Besitz der Stadt Gützkow. Die zugehörigen Ländereien wurden Bodenreformland. 1955 wurde der Gaststättenbetrieb wegen Unrentabilität eingestellt. Aus dem gleichen Grund erfolgte drei Jahre später die Einstellung der Überfahrt mit dem Prahm.[2]

1955 wurden Teile der Peenewiesen östlich und 1990 westlich des Fährdamms unter Naturschutz gestellt. Das inzwischen verfallene Fährhaus wurde in den 1990er Jahren abgerissen. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts besteht der Ort nur aus wenigen Gehöften am Nordrand des Peenetals, etwa 750 Meter nördlich der Peene, die auf eine hier im 19. Jahrhundert angesiedelte Tischlerei zurückgehen.

Literatur

  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Teil 4, Bd. 2, Dietze, Anklam 1868, S. 223f. (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Ernst Müsebeck: Die Feldzüge des Großen Kurfürsten in Pommern. 1675–1677. In: Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde (Hrsg): Baltische Studien. Neue Folge Bd. 1, Léon Saunier, Stettin 1897, S. 23 f (Digitalisat, PDF).
  2. a b Werner Wöller: Die Gützkower Fähre. In: Ortsgeschichtskommission Gützkow beim Rat der Stadt Gützkow (Hrsg.): Heimatgeschichte von Gützkow und Umgebung. Heft 1, Gützkow 1989. S. 30–37.
  3. Unter den drei Kronen. Gützkow in der Zeit von 1618 bis 1815
  4. Amt Jarmen-Tutow (Hrsg.): Jarmen. Informationen für Bürger und Gäste. WEKA Info Verlag, 2004, S. 5
  5. W.-D. Paulsen: Ehemalige Stärkefabrik. Abgerufen am 15. Oktober 2009.

Weblinks

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