N. John Habraken

N. John Habraken
"Scheepstimmermanstraat" in Amsterdam, 1997. Freie Wahl von Baustil und Architekt. (Städtebauplan und Koordination Adriaan Geuze, Häuser von verschiedenen Architekten)
"Diagoon"-Häuser in Delft, 1971. Grundstruktur für die Mitbestimmung. (Architektur Herman Hertzberger)
Mitbestimmung der Bewohner: Innenraum, Fassade und Umgebungsgestaltung

N. (Nicolaas) John Habraken (* 29. Oktober 1928 in Bandung, Indonesien) ist ein niederländischer Architekt, Architekturlehrer, Theoretiker und Autor. Sein Themenbereich ist der Massenwohnungsbau, die Integration der Bewohner im Entwurfsprozess. Habraken wird allgemein gesehen als Initiator der Theorie: „Gebraucherpartizipation im Wohnungsbau“. Die Theorie ist ein Teilaspekt der Architekturströmung Strukturalismus. Für sein Werk erhielt Habraken verschiedene nationale und internationale Architekturpreise.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung der Gebraucherpartizipation

1961. Das Buch „De dragers en de mensen“ (Die Träger und die Menschen) erscheint in Amsterdam. Es wird später in verschiedene Sprachen übersetzt.

1965. Habraken wird Direktor der Forschergruppe SAR (Stiftung Architekten Research), die Vorschläge zur Realisierung der Gebraucherpartizipation im Wohnungsbau entwickelt.

1967. In Eindhoven entsteht eine zweite niederländische Architekturschule auf Universitätsniveau. Habraken erhält den Auftrag, die neue Fakultät einzurichten und die erste Professur zu übernehmen.

1975. Habraken wird Leiter der Architekturabteilung des MIT (Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, USA). Diese Funktion hat er bis 1981, danach arbeitet er als Architekturprofessor bis 1989.

Wortwelt und Bildwelt

Es ist auffallend, dass Habraken bei der ersten Publikation „Die Träger und die Menschen“ keine Bilder verwendet. Seine Theorie wird weitgehend innerhalb der „Wortwelt“ entwickelt, wobei er den Standpunkt der Bewohner vertritt. Die Umsetzung der Theorie in die Praxis wird laut Habraken „den Architekten“ überlassen. Die interessanteste neue „Bildwelt“ entsteht außerhalb des Habraken-Kreises. Angeregt durch das Prinzip „Struktur und Einfüllung“ liefern die Forum-Architekten (später Strukturalisten genannt) Jacob Bakema und Herman Hertzberger die ersten Vorbilder. Bakema zeigt in der Zeitschrift Forum 2/1962 das Partizipationsprojekt „Fort l'Empereur“ von Le Corbusier, im Weiteren den zu einer Stadt verbauten Diokletian-Palast in Split und Vorschläge für erweiterbare Wohnhäuser. Herman Hertzberger publiziert in der gleichen Zeitschrift Artikel über „Wechselseitigkeit der Form“ und „Identität der Bewohner“. Seine Vorbilder sind die historischen Arenen von Arles und Lucca, die zu einer Stadt umgebaut, verändert und wieder abgebaut wurden.

Beispiele der Mitbestimmung

Die Theorie von John Habraken hat nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Deutschland, Österreich und andern Ländern zu wegweisenden Partizipationsprojekten geführt. Von den niederländischen Projekten, die oft in internationalen Architekturpublikationen erschienen sind, werden anschließend zwei positive und als drittes ein umstrittenes Beispiel gezeigt:

  • Wohnungsbau „Scheepstimmermanstraat“ in Amsterdam, 1997. Schiffszimmermann-Straße im Distrikt Borneo-Sporenburg. Für die Bewohner ist die Wahl des Baustils und des Architekten frei. Für den Städtebauplan und die Koordination ist Adriaan Geuze verantwortlich.
  • Wohnungsbau „Diagoon“ in Delft, 1971. Interpretierbare Reihenhäuser. Die Mitbestimmung ist vorgesehen für den Innenraum, die Fassade und die Umgebungsgestaltung. Die Architektur stammt von Herman Hertzberger.
  • Wohnungsbau der 1920er Jahre in Den Haag. Im Jahr 2011 wird die Theorie der Mitbestimmung von John Habraken erneut aktuell in den Niederlanden im Zusammenhang mit einem fraglichen Partizipationsprojekt in Den Haag. Hier werden Aufstockungen stimuliert in Distrikten, die Berlage entworfen hat. Bei der Aufstockung eines Jan-Duiker-Bauwerks (siehe Abbildungen unten) entstehen heftige Proteste von Umwohnenden, aber auch von Architekten. Herman Hertzberger, ein wichtiger Vertreter der Mitbestimmung, lehnt die Duiker-Aufstockung ab mit den folgenden Worten: „Bedeutende Architektur (von Duiker, Wils, Dudok und anderen) muss im originalen Zustand erhalten bleiben. Man setzt doch auch kein Stockwerk auf das Gemeindemuseum in Den Haag (von Berlage).“

Schriften

  • „De dragers en de mensen - Het einde van de massawoningbouw“, Amsterdam 1961. („Die Träger und die Menschen“, Den Haag 2000)
  • „Variations, the Systematic Design of Supports“ (mit J. T. Boekholt, A. P. Thyssen, P. J. M. Dinjens), London 1976
  • „The Structure of the Ordinary“, Cambridge MA-London 1998
  • „Palladio's Children“, London-New York 2005

Sekundärliteratur

  • Koos Bosma et al., „Housing for the Millions“: John Habraken and the SAR (1960-2000), Rotterdam 2000.
  • Maarten Schmitt et al., „Den Haag - Maarten Schmitt“, Rotterdam 2009. (Englische und niederländische Ausgabe)

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