Hans Dorn

Hans Dorn
Signet Hans Dorns aus dem Jahre 1506: Auf dem Schild ist der Braunschweiger Löwe abgebildet.

Hans Dorn war ein deutscher Formschneider, Buchführer, Buchhändler und Buchdrucker im Braunschweig des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Seine genauen Lebensdaten sind unbekannt. In Braunschweig nachweisbar ist er allerdings für den Zeitraum 1493[1] bis 1525.[2]

Bevor Dorn 1506 begann Bücher zu drucken, war er bereits als Buchführer tätig gewesen.[3] Seine Offizin soll sich im Weichbild Altstadt beim Hohen Tor, unweit der Martinikirche, befunden haben.[1]

Inhaltsverzeichnis

Ältestes erhaltenes Buch Braunschweigs

Titelblatt „Dath boke der hilgen Ewangelien. Lectien. Profecien unde Epistelen …“ von 1506.

Das älteste in Braunschweig gedruckte und noch heute erhaltene Buch wurde am 15. Juli 1506 von Hans Dorn gefertigt. Es handelt sich dabei um das in Mittelniederdeutsch verfasste und prächtig ausgestattete Plenar „Dath boke der hilgen Ewangelien. Lectien. Profecien unde Epistelen …“.[1] Ein Exemplar befindet sich heute in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Für ein angeblich bereits im Jahre 1502 in der Stadt ebenfalls mit beweglichen Lettern gefertigtes Druckwerk existieren außer einem Hinweis aus dem 18. Jahrhundert[4] bisher keine weiteren Belege.[2] Dorn druckte zunächst vor allem theologische Werke für Laien beziehungsweise Erbauungsliteratur in niederdeutscher und lateinischer Sprache. So zum Beispiel „Summula doctrinarum Jhesu Christi“ von Nikolaus Decius[5] Dorn war der erste Buchdrucker in Braunschweig, der reformatorische Schriften herstellte und vertrieb.[6] So druckte er 1518 als erster Martin Luthers „Sermon von Ablass und Gnade“.[2] 1521 erschien „Von Adams und unsem Valle und Wedderuperstendinghe“ des Braunschweiger Theologen Gottschalk Kruse bei ihm.[7] Unter seinen Arbeiten befanden sich neben theologischen Büchern und solchen für die Brauschweiger Lateinschulen auch Einblattdrucke.

Heute noch erhalten sind u. a. zwei medizinische Werke, die Reisebeschreibung des Hildesheimer Bürgers Gerd Helmich über den Jakobsweg von Braunschweig nach Santiago de Compostela[1], sowie Reformationsschriften, die Dorn bereits in Hochdeutsch druckte.[8] Sein letzter bekannter Druck stammt von 1525. Einen direkten Nachfolger scheint es nicht gegeben zu haben, denn der folgende Buchdruck ist erst für 1539 durch Andreas Goldbeck belegt.[8]

Arbeiten (Auswahl)

  • 1506: Dath boke der hilgen Ewangelien …
  • 1506: ein Buch zu Bekämpfung der Pest von Heinrich Steinhöwel
  • 1507: St. Annen Büchlein
  • 1507: Judenspiegel von Johannes Pfefferkorn
  • 1511: Dialogus Contra impudicas foeminas von Henning Caldrusius
  • 1514: Oracio de Sanctis Cosma et Damiano (Einblattdruck)
  • 1517: Distichoneomenion Abaci: sive Computus ecclesiastici …
  • 1518: Sermon von Ablass und Gnade von Martin Luther
  • 1518: De guldene Lettanye: Dagelicke Anropynge unde Bede tho gode, Marien, und allem hemmelischen Hehre
  • 1521: Von Adams und unsem Valle und Wedderuperstendinghe
  • 1525: Von dem weyt erschollen namen Luther, was er bedeut und wie er wirt mißbrauchtt. Er heyst nycht der truber, vyl mehr der lauterer. Er heyst auch nicht der lotter, vyl mehr der bewerer

Literatur

  • Luitgard Camerer und Ulrike Fischer: Der Buchdruck in der Stadt Braunschweig vor 1671, in: Stadtarchiv und Öffentliche Bücherei Braunschweig. Kleine Schriften Nr. 13, im Auftrag der Stadt Braunschweig herausgegeben von Wolf-Dieter Schuegraf, Braunschweig 1985
  • H. Claus: Hans Dorn: Erstdrucker in Braunschweig, in: Basiliae Rauracorum, Referate eines informellen ostwestlichen Kolloquiums Basel und Augst 15. bis 26. April 1991, ISBN 978-3-7965-1666-5
  • Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent et al. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert, Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, ISBN 3-937664-46-7
  • Städtisches Museum Braunschweig (Hrsg.): 450 Jahre Braunschweiger Druckgewerbe, Ausstellung im Städtischen Museum Braunschweig, Februar 1958, Westermann Verlag, Braunschweig 1958

Einzelnachweise

  1. a b c d Städtisches Museum Braunschweig (Hrsg.): 450 Jahre Braunschweiger Druckgewerbe, Ausstellung im Städtischen Museum Braunschweig, Februar 1958, S. 4
  2. a b c Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent et al. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert, S. 174
  3. Reinhard Tenberg: Die deutsche Till-Eulenspiegel-Rezeption bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, Würzburg 1996, S. 82
  4. Braunschweigische Anzeigen, 1747, Volume 3, Spalte 1323
  5. Werner Spieß: Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter. Vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende der Stadtfreiheit 1491–1671, Band 2, S. 725
  6. Horst-Rüdiger Jarck, Gerhard Schildt (Hrsg.): Braunschweigische Landesgeschichte. Jahrtausendrückblick einer Region, Braunschweig 2000, S. 461
  7. Werner Spieß: Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter. Vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende der Stadtfreiheit 1491–1671, Band 1, S. 48
  8. a b Camerer und Fischer: Der Buchdruck in der Stadt Braunschweig vor 1671, S. 5

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