- Hans Heinrich XV. von Hochberg
-
Hans Heinrich XV. Graf von Hochberg, 3. Fürst von Pleß (* 23. April 1861 in Pleß; † 1. Februar 1938 in Paris) war ein deutscher Standesherr und Montanindustrieller.
Leben
Er war Sohn des zweiten Fürsten von Pleß Hans Heinrich XI. von Hochberg und der Mutter Marie (geborene Gräfin von Kleist). Er trat nach den Universitätsstudium 1880 zunächst in den Militärdienst ein und brachte es bis zum Rang eines Obersten à la suite. Danach trat er in den diplomatischen Dienst ein und wurde Legationssekretär in London. Dort heiratete er die damals als Schönheit geltende Mary-Theresa Cornwallis-West, genannt Daisy (1873-1943). Mit dieser hatte er drei Söhne: Hans Heinrich XVII (Henry Pless), Alexander (Aleksander Hochberg-Pszczyński) und Conrad genannt Bolko. Die Familie lebte häufig auf Schloss Fürstenstein. Der Fürst blieb bis 1891 im diplomatischen Dienst.
Nach dem Tod des Vater 1907 erbte er dessen Besitz. In den Herrschaften Pleß und Fürstenstein verfügte er über 50.000 ha Grundbesitz. Dazu gehörten insbesondere auch ergiebige Kohlevorkommen, die allerdings zu einem Großteil noch nicht erschlossen waren. Bedeutend waren auch die Waldungen, in denen unter fürstlicher Hoheit europäische Wisente gezüchtet wurden. Vor dem ersten Weltkrieg wurde sein Vermögen auf 100 Millionen Mark geschätzt. Das Schloss Pleß und seine anderen Besitzungen waren vor 1914 ein Treffpunkt der hochadeligen und reichen Gesellschaft Europas.
Fürst Pleß stand in enger Beziehung zu Wilhelm II., der regelmäßig im Herbst zur Jagd auf Schloss Pleß weilte. Der Kaiser beauftragte den Fürsten auch mit vertraulichen Missionen. Während des ersten Weltkrieges war das Schloss Pleß über Monate Sitz des kaiserlichen Hauptquartiers.
Nach Kriegsende und der Wiederrichtung des polnischen Staates blieb Hans Heinrich in Oberschlesien. Der Versuch den Gesamtbesitz vor der offiziellen Übernahme Oberschlesiens 1922 zu verkaufen scheiterte. Hans Heinrich XV. wurde polnischer Staatsbürger. Er befand sich aber vielfach auf Auslandsreisen oder lebte auf den in Deutschland gelegenen Besitzungen.
Im Jahr 1922 hatte sich der Fürst von seiner Ehefrau scheiden lassen und 1925 heiratete die um viele Jahrzehnte jüngere Spanierin Clothilde de Silva y Gonzalez de Candamo, Marquesa de Arcicollar (1898−1978). Hans Heinrich hatte mit ihr eine Tochter, doch die Ehe wurde 1936 nach einem Familienskandal geschieden: Die Stiefmutter hatte den jüngsten Stiefsohn Conrad genannt Bolko verführt. Daraufhin heirateten die beiden.
Gleichzeitig kam es zu weiteren innerfamiliären Streitigkeiten: Der älteste Sohn Hans Heinrich XVII. übernahm 1932 wegen einer Teillähmung des Vaters die Verwaltung des Vermögens. Da dieser sich zu stark auf Seiten der deutschen Minderheit betätigte, kam es zu Konflikten mit den polnischen Behörden. Schließlich kam es zu einem Prozess wegen Steuerrückständen der Pleß'schen Bergwerksdirektion. Diese endete damit, dass der Besitz 1934 unter Zwangsverwaltung gestellt wurde. Im Jahr 1937 lief eine Genfer Konvention aus, die das fürstliche Vermögen vor einer Enteignung schützte. Der Fürst musste dem Staat entgegenkommen, um zumindest einen Teil seines Besitzes zu erhalten. Er verzichtete auf das Bergregal in der Herrschaft Pleß. Als Folge der Steuerschulden wurden 56% des in Polen liegenden Grundbesitzes verstaatlicht. Die Bergwerke und Industrieunternehmen wurden in eine Aktiengesellschaft eingebracht, deren Anteile aber im Besitz der Erben des 1938 verstorbenen Fürsten blieben.
Literatur
- Norbert Conrads: Erwähnung im Familienartikel. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 533.
- Klemens Skibicki: Industrie im oberschlesischen Fürsteum Pless im 18. und 19. Jahrhundert. Stuttgart, 2002 ISBN 3-515-08036-8 S.160-162
- Munzinger: Internationales Biographisches Archiv 40/1955 vom 26. September 1955
Wikimedia Foundation.