Hochbunker Ottostraße Münster

Hochbunker Ottostraße Münster

Der Hochbunker an der Ottostraße (auch Hansabunker[1] oder Hubertibunker[1]) im westfälischen Münster ist ein Zivilschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Bunker ist einer von insgesamt 15 erbauten Großbunkern innerhalb der Stadt.[2]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Hochbunker liegt im Herz-Jesu-Viertel an der Ottostraße 23 und der Ecke zur Lambertistraße.[3] Die Umgebung besteht aus geschlossener Wohnbebauung, gegenüber des Bunkers befindet sich eine kleine Parkanlage.[4] Das Grundstück, auf dem der Bunker steht, hat laut Grundbuchangaben des Amtsgericht Münster Blatt 3269 eine Größe von 1.227 m².[4][5] Es liegt nicht im Geltungsbereichs eines Bebauungsplans.[6] An der von der Straßenseite abgewandten Bunkerrückseite existiert eine Freifläche auf dem Grundstück des Bunkers, die von einem Grundstücksnachbarn unentgeltlich mitgenutzt wird.[7]

Gebäude

Ansicht von Süden (2011)
Ansicht von Norden (2011)

Der Bunker besteht aus zwei Gebäudeteilen.[4] Längsseits der Lambertistraße liegt der viergeschossige Schutzbunker.[4] Der dreigeschossige Anbau, der an der Ottostraße liegt, bildet den Hauptzugang zum Bauwerk.[4] Das Dach dieses Gebäudeteils wird von einem Grundstücksnachbarn gemäß einer Nutzungsvereinbarung als Dachterrasse genutzt.[7] Der Hochbunker ist zum Teil unterkellert.[4] Er umfasst 1501,59 m² Nutzfläche, die sich über vier Stockwerke erstreckt.[4][5][8]

Geschoss Nutzfläche[4]
Keller 054,22 m²
Untergeschoss 368,67 m²
1. Obergeschoss 405,99 m²
2. Obergeschoss 333,04 m²
3. Obergeschoss 339,67 m²

Schätzungen zufolge beläuft sich der Brutto-Rauminhalt des Gebäudes bei einer Innenraumhöhe von 235 cm auf etwa 10.000 m³.[6]

Die Außenwände des Hochbunkers weisen eine Stärke von 200 cm auf, die Innenwandstärke beträgt bis zu 60 cm und die Abschlussdecke ist 140 cm stark.[6]

Den Plänen nach bot der Bunker 1.160 Schutzplätze.[9] In dem Bunker konnten 1.100 Personen bis zu zwölf Stunden autark überleben.[10]

Geschichte

Der Hochbunker entstand laut Angaben des Münsteraner Stadtarchives in den Jahren 1943 und 1944, im Bunker selber wurden jedoch die Jahreszahlen 1941/42 im frischen Putz verewigt, wobei bei letzteren Jahresangaben die Authentizität jedoch nicht gesichert ist.[1] In den Jahren 1948 bis 1950 entstanden durch Flüchtlinge und Heimatvertriebene, die in den Schutzräumen untergebracht waren, datierte Wandmalereien, die Landschaftsdarstellungen sowie ostpreußische Wappen zeigen und bei späteren Renovierungsarbeiten bewusst nicht überstrichen wurden.[1][8] Ebenso wurden ehemaligen Kriegsgefangenen und später auch wohnungslosen Männern die Schutzräume als Unterkunft angeboten.[11]

Mitte der 1980er Jahre wurde der Bunker wieder für den Zivilschutz hergerichtet und seit dem von der Feuerwehr Münster instandgehalten.[1] Während des Kalten Krieges wurden von der Stadt Münster knapp 1.000 Krankentragen und Tuchsitze für den Bunker erworben.[10] Seit dem Ende des Kalten Krieges kam dem Bunker keine Aufgabe mehr im Rahmen des Zivilschutzprogramms des Bundes zuteil.[12] Das Bauordnungsamt der Stadt nutzte die zweite Etage des Bunkers, um Akten einzulagern, weswegen die Lüftungsanlage des Bunkers täglich für 15 Minuten aktiviert wurde, um die Luftfeuchtigkeit auf konstantem niedrigen Niveau zu halten, damit die eingelagerten Dokumente keinen Schaden nehmen.[1][13]

Bis Ende Oktober 2010 lief ein Bieterverfahren, bei dem der Eigentümer des Bunkers, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, versuchte, einen Käufer für das Grundstück sowie das Gebäude zu finden.[5] Dabei sollte ein Kaufpreis in Höhe von 350.000 Euro erzielt werden, wie dieser von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Mindestkaufpreis festgesetzt worden war.[5][14] Dieser Betrag wurde beim schlussendlichen Verkauf übertroffen und fließt in den Bundeshaushalt ein, ist in seiner Höhe jedoch unbekannt.[15] Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gab im Januar 2011 dem Höchstbietenden, einem aus Münster-Roxel stammenden Wohnbau-Unternehmen, den Zuschlag für den nicht unter Denkmalschutz stehenden Hochbunker.[10][6] Im selben Monat noch wurden die Pläne zur Sprengung des Bunkers im Oktober 2011 bekannt gegeben, für die die Stadt Münster die Abbruchgenehmigung gegeben hatte.[15][12] Es ist geplant, die zwei Meter dicken Außenwände mit so genannten „erschütterungsarmen Lockerungssprengungen“ bis auf eine Dicke von 60 Zentimetern von innen heraus zu sprengen, um anschließend die verbleibende Bausubstanz mit konventionellen Mitteln abzutragen.[5][12] Mehrere tausend Mini-Sprengungen mit jeweils wenigen Kilogramm gelantinösem Amonsalpetersprengstoff sind dazu vorgesehen.[16] Dieses Verfahren wurde 2010 erstmals beim Abriss des Aalhofbunkers in Lübeck angewandt.[16] Es wird mit einer Arbeitsdauer von rund vier Monaten gerechnet.[12] Die Kosten für den Abriss werden sich Experten zufolge auf eine höhere Summe als der Kaufpreis belaufen.[17] Für die zukünftige Nutzung sind lediglich „wohngebietsverträgliche“ Konzepte zugelassen, darunter Lager, Kultur, Dienstleistung, Gastronomie und Wohnen.[6][17] Gemäß diesen Vorgaben sollen auf dem Grundstück des Bunkers drei Häuser mit 17 Eigentumswohnungen entstehen, deren Baubeginn für Ende Januar 2012 vorgesehen ist und mit deren Fertigstellung im Frühjahr 2013 zu rechnen sei.[12] Bezugsfertig sollen diese im Sommer 2013 sein.[18]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Zivilschutzbunker Ottostrasse
  2. Bunkeranlagen in Großstädten – Die andere Friedensstadt
  3. Bundesanstalt für Immobilienaufgaben: Exposé: Hochbunker in attraktiver Innenstadtlage, S. 1
  4. a b c d e f g h Bundesanstalt für Immobilienaufgaben: Exposé: Hochbunker in attraktiver Innenstadtlage, S. 3
  5. a b c d e WDR: Zwei Meter dicke Wände, Mediathek, Lokalzeit Münsterland, Ralf Czichowski, 8. Oktober 2010
  6. a b c d e Bundesanstalt für Immobilienaufgaben: Exposé: Hochbunker in attraktiver Innenstadtlage, S. 4
  7. a b Bundesanstalt für Immobilienaufgaben: Exposé: Hochbunker in attraktiver Innenstadtlage, S. 5
  8. a b Münstersche Zeitung: Verkauf: Bunker zu Schnäppchenpreisen, Münster, Helmut-Peter Etzkorn, 15. Oktober 2010
  9. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
  10. a b c Münstersche Zeitung: Wohnungen statt Bunker: Ottobunker steht vor dem Abriss, Münster, Helmut-Peter Etzkorn, 25. Januar 2011
  11. Christopherushaus Münster: Unsere Geschichte
  12. a b c d e Westfälische Nachrichten: Ottostraße: Der Bunker wird im Oktober gesprengt, Münster, Karin Völker, 28. Juli 2011
  13. Stadt Münster: Archivgeschichte: Geschichte des Stadtarchivs Münster
  14. Bundesanstalt für Immobilienaufgaben: Exposé: Hochbunker in attraktiver Innenstadtlage, S. 6
  15. a b Westfälische Nachrichten: Tage des Bunkers sind gezählt, Münster, Martin Kalitschke, 25. Januar 2011
  16. a b Münstersche Zeitung: Abriss hat begonnen: Erste Probesprengungen am Ottobunker, Münster, Helmut-Peter Etzkorn, 6. Oktober 2011
  17. a b Westfälische Nachrichten: Ein Bunker für 350 000 Euro, Münster, Wolfgang Schemann, 19. August 2010
  18. Westfälische Nachrichten: Anliegerversammlung: Sorgen vor der Bunker-Sprengung in der Ottostraße, Münster, Jürgen Grimmelt, 14. September 2011

Weblinks

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