Haus Erdmann

Haus Erdmann
Haus Erdmann
Haus Erdmann, Eingangspforte
Haus Erdmann, Rückseite mit Brunnenhaus

Das Haus Erdmann,[1] auch Winzerhaus Erdmann, war als Oberes Winzerhaus bis 1933 Teil des historischen Weinguts Minckwitzscher Weinberg. Es liegt in der Finsteren Gasse 5 im Stadtteil Niederlößnitz der sächsischen Stadt Radebeul, am nördlichen und damit bergseitigen Ende des Minckwitzschen Weinbergs. Das 1933 aus dem Weingut abgetrennte Weinbergsgrundstück Finstere Gasse 5, das im Denkmalschutzgebiet Historische Weinberglandschaft Radebeul liegt, zählt heute noch mit seinen Weinbergsmauern als Bestandteil sowohl der denkmalpflegerischen Sachgesamtheit als auch des Werks der Landschafts- und Gartengestaltung Minckwitzscher Weinberg.[2]

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die sich auf dem Grundstück befindenden Gebäude, das Winzerhaus Erdmann, die ehemalige Scheune und das Brunnenhaus, stehen ebenso wie die das Winzergehöft umfriedenden Bruchsteinmauern unter Denkmalschutz.[3]

Das Winzerhaus ist ein zweigeschossiges Gebäude mit einem massiven und verputzten Erdgeschoss, lediglich im Bereich der viertelgewendelten, eingestemmten Treppe finden sich noch Reste von Fachwerk. Das Obergeschoss wurde aus Fachwerk mit Staken und Lehmausfachung errichtet und später verbrettert. Die Westwand jedoch ist, ebenfalls massiv, vorgesetzt. Der drei Fensterachsen lange Bau steht auf einem von außen zugänglichen Gewölbekeller aus Bruchstein, und er hat ein ziegelgedecktes Walmdach obenauf.

Im Erdgeschoss liegt auf der Westseite die Stube mit Holzbalkendecke und Einschub. Mittig nach Norden gelegen war die Schwarze Küche. Rauchabzugsöffnungen ließen sich in der Dielung der sich darüber befindlichen Geschosse erkennen. Außerhalb des Hauses auf der Nordseite finden sich Fundamentreste des Backofens.

Im Obergeschoss befindet sich ein Festraum für die Herrschaft mit einer feingliedrigen barocken Stuckdecke. Die Stubentür dagegen weist ornamentale Reste auf, die eher der Renaissance zuzuordnen sind.

Hinter dem Winzerhaus steht die ehemalige Scheune, heute zum Wohnhaus umgebaut, auch diese über einem tiefen Gewölbekeller aus Sandstein, in dem sich noch die ursprünglichen Fassbänke befinden.

Ferner steht im Grundstück ein Brunnenhaus. Die Fundamentsteine des abgegangenen Kuhstalls sind teilweise noch vorhanden.

In der Bruchsteinumfriedung befindet sich ein Portal mit einer rechteckigen Pforte, beidseitig eingefasst durch einen hochgesetzten Lattenzaun.

Geschichte

Ausschnitt aus dem Koberschen Plan, 18. Jahrhundert

Das Obere Winzerhaus wurde wohl um 1724 durch den seinerzeitigen Besitzer, den Advokaten Dr. Caspar Christian Kober (1663−1738), wahrscheinlich anstatt eines sich dort befindlichen älteren Gebäudes, als Unterkunft für die Winzerfamilie errichtet, die den Weinberg bewirtschaftete. Im Sandstein-Torsturz finden sich die Initialen D.C.C.K. von Kober sowie die Datierung 1724, dazu im rechten Torgewände eine Schornsteinfegerkraxe als Glückszeichen. Dem Koberschen Plan nach handelte es sich bei dem Winzergehöft um das Winzerhaus mit sich nach Osten anschließendem Schuppen sowie einem Kuhstall.

Vermutlich um 1820 entstand das heute zum Wohnhaus umgebaute Stall- und Scheunengebäude. Um 1880 wurde der Westgiebel des Winzerhauses, die Wetterseite, durch eine Vorsatzschale aus Ziegelmauerwerk geschützt, auch erhielt das Obergeschoss seine Verbretterung, zusammen mit den schlankeren Fenstern.

Nach 1930 verschwanden die noch an den Dachsparren nachweisbaren Fledermausgauben.

Die Besitzverhältnisse des Winzerhauses sind die gleichen wie die des Minckwitzschen Weinbergs, bis 1933 Oswin Erdmann, der langjährige Gärtner der Familie Minckwitz, das Winzerhaus nebst Grundstück erwarb.

Mit dem Jahr 1971 wurde das bis dahin einfache Schindeldach des Winzerhauses durch ein biberschwanzgedecktes ersetzt.

Literatur

  • Matthias Donath, Jörg Blobelt (Fotos): Sächsisches Weinland. Historische Weingüter und Weinberghäuser im Elbtal. 1. Auflage. Redaktions- und Verlagsgesellschaft Elbland, Dresden 2010.
  • Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3. 
  • Georg Wulff; et. al. (Red.): Winzerhäuser in Radebeul. In: verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul (Hrsg.): Beiträge zur Stadtkultur der Stadt Radebeul. Radebeul 2003 (Online-Inhaltsverzeichnis).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9, S. 78/79. 
  2. Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3, S. 114/115 sowie beiliegende Karte. 
  3. Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul. Große Kreisstadt Radebeul, 17. April 2008, S. 9, abgerufen am 6. Mai 2009 (PDF).
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