Heinrich Hauser (Schriftsteller)

Heinrich Hauser (Schriftsteller)

Heinrich Hauser (* 27. August 1901 in Berlin; † 25. März 1955 in Dießen am Ammersee) war ein deutscher Schriftsteller, Seemann, Weltenbummler, Farmer und Fotograf.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1925 wurde Heinrich Hauser Mitarbeiter der Frankfurter Zeitung. Hauser schrieb zahlreiche Essays, Reisereportagen und Romane. Besonders beschäftigte ihn das Verhältnis von Mensch und Technik, Stadt und Land. Er ist einer der Vertreter der Neuen Sachlichkeit und ein gekonnter Erzähler, der vor allem in den dreißiger Jahren beim Publikum erfolgreich war. Für seinen zweiten Roman Brackwasser bekam er 1928 den Gerhart-Hauptmann-Preis für Literatur. Im selben Jahr entstand auf einer 6000 Kilometer langen Autofahrt durch das Ruhrgebiet seine Fotoreportage Schwarzes Revier.

1931 entstand sein Film Weltstadt in Flegeljahren. Ein Bericht über Chicago (Kamera und Regie).[1]

Hauser führte ein unstetes und rastloses Leben zwischen der Boheme der zwanziger Jahre in Deutschland und dem Leben als einfachster Industriearbeiter, als Abenteurer auf mehreren großen Seereisen und als Farmer im Westen der USA. Als Matrose hatte er Beziehungen zu Männern wie Frauen. Zeitweise war er eng befreundet mit Hans Jürgen von der Wense. Er war dreimal verheiratet, u. a. mit zwei jüdischen Frauen, denen er zur Flucht aus Deutschland verhalf. Er hatte zwei Kinder. Seiner Ehe mit Anna Luise, geb. Block, gesch. Duisberg (1896–1982), einer Tochter Josef Blocks, entstammte die Tochter Helene. Nach 1933 sympathisierte er mit dem Nationalsozialismus, dessen Ideale er in der Technik des Autobahnbaus und in der Luftfahrt verwirklicht sah. Vom S. Fischer Verlag verlangte er kurz nach der Machtergreifung, seinem Buch „Ein Mann lernt fliegen“ eine Widmung an den hochdekorierten Jagdflieger und führenden Nationalsozialisten Hermann Göring voranzustellen.[2] Unstet wanderte er 1939 in die USA aus, veröffentlicht aber noch bis zur Papierrationierung 1941 in Deutschland.

Kurz vor der Kapitulation Deutschlands veröffentlichte er in den USA unter dem Titel The German Talks Back einen zu diesem Zeitpunkt Aufsehen erregenden Versuch, das „wahre Deutschland“ abzugrenzen vom nationalsozialistischen Staat.

Im Jahr 1948 kehrte Heinrich Hauser nach Deutschland zurück und wurde für wenige Monate Chefredakteur der gerade von Henri Nannen gegründeten Zeitschrift Stern.

In seinem postum erschienenen Science-Fiction-Roman Gigant Hirn, der im Jahr 1975 in den USA spielt, wird eine Maschine gebaut, die schlicht „Hirn“ genannt wird und das gesamte militärische und zivile Leben steuern soll. Die Intelligenz des „Hirns“ verselbständigt sich aber, es wird zur Bedrohung, weil es sein eigenes Überleben sichern und ein Reich auf der Herrschaft von Maschinen gründen will. Dem Wissenschaftler Semper Fidelis Lee gelingt es schließlich, die Katastrophe zu verhindern.

Heinrich Hauser und Opel

Hauser ist bekannt für seine Beschäftigung mit der Adam Opel AG sowohl vor dem Krieg als in der Zeit des Wirtschaftswunders. In drei eigenständigen Werken sowie weiteren Reportagen und Buchkapiteln beschreibt Hauser die Automobilproduktion in Rüsselsheim und bei den Zulieferern. 1936 erschien Am Laufenden Band als Reportage über die seit 1929 in amerikanischem Besitz (General Motors) befindliche und nach dortigem Muster aufgebaute Automobilproduktion bei Opel. Opel, ein deutsches Tor zur Welt, die Festschrift zum 100. Geburtstag von Adam Opel und zum 75-jährigen Bestehen des Opel-Werks, erschien 1939. Im darauf folgenden Jahr veröffentlichte er das Werk Im Kraftfeld von Rüsselsheim (1940). Darin schildert er die deutsche Automobilindustrie in ihrer Vorkriegsblüte. In Unser Schicksal - Die Deutsche Industrie aus dem Jahr 1952 widmet er ein Kapitel Opel nach dem Wiederaufbau. Zur Mitte des zurückliegenden Jahrzehnts erlebte Hauser dadurch eine Renaissance in der Rezeption, die der Krise bei Opel und dem Mutterkonzern GM geschuldet war und einige Publikationen über das Werk Hausers nach sich zog.[3]

Sonderausstellungen

  • 2010/2011: Schwarzes Revier. Fotografien von Heinrich Hauser, Ruhr Museum Essen (27. September 2010 bis 4. September 2011)

Werke

  • Das zwanzigste Jahr (1925) – sein Romanerstling
  • Brackwasser (1928)
  • Schwarzes Revier (1930; Reprint 2001) – eine Ruhrgebietsreportage
    • Neudruck 2010 als Begleitbuch zur obigen Ausstellung: Herausgeberin Barbara Weidle, mit einem Nachwort von Andreas Rossmann, Weidle-Verlag, Bonn 2010 ISBN 978-3-938803-25-7
  • Die letzten Segelschiffe (1930) – Reisebericht über eine Fahrt auf dem Segelschiff Pamir
  • Donner überm Meer (1931) – Reportage
  • Feldwege nach Chicago (1932) – Bericht über eine USA-Reise
  • Noch nicht (1932) – Roman
  • Ein Mann lernt fliegen (1933) – über den Erwerb des Flugscheins
  • Kampf – Geschichte einer Jugend (1934) – Autobiografie
  • Fahrten und Abenteuer im Wohnwagen (1935; Reprint 2004) – Reisebericht
  • Am Laufenden Band (1936) – Reportage über die Automobilfertigung bei Opel (1. Teil der Opel-Reihe)
  • Die Flucht des Ingenieurs (1937) – Novelle
  • Notre Dame von den Wogen (1937) – Roman
  • Opel, ein deutsches Tor zur Welt (1937) – Festschrift zum 100. Geburtstag von Adam Opel und zum 75-jährigen Bestehen des Opel-Werks (2. Teil der Opel-Reihe)
  • Südeuropa ist erwacht (1938) – Reisebericht
  • Australien (1939) – Reisebericht
  • Battle Against Time (New York 1939, Charles Scribner's Sons) - How long can Hitler last?
  • Im Kraftfeld von Rüsselsheim (1940) – Bericht über die deutsche Automobil-Zulieferindustrie (3. Teil der Opel-Reihe)
  • Kanada (1940) – Reisebericht mit zahlreichen Photos
  • Time Was (New York 1942, Reynal & Hithcock, Inc.) - Death of a Junker
  • The German Talks Back (New York 1945, Henry Holt) – (Vorwort Hans Morgenthau)
  • Meine Farm am Mississippi (1950)
  • Bevor dies Stahlherz schlägt (1951) – Bericht über den Motorenbau bei Opel
  • Dein Haus hat Räder (1952) – Bericht über den Karosseriebau bei Opel
  • Die letzten Segelschiffe (Hamburg 1952, Rowohlt Hamburg = rororo 56) - Schiff, Mannschaft, Meer und Horizont
  • Unser Schicksal – Die deutsche Industrie (1952) – Bericht über die dt. Industrie in der Nachkriegszeit
  • Gigant Hirn (1958) – Science-Fiction-Roman
  • Ruhrgebiet 1928. Photographien von Heinrich Hauser (2010) – ein Wochenkalender für 2011

Literatur

  • Grith Graebner: „Dem Leben unter die Haut kriechen.“ Heinrich Hauser. Leben und Werk. Eine kritisch-biographische Werk-Bibliographie. Shaker Verlag, Aachen 2001, ISBN 3-8265-9406-1
  • Stephan Porombka: Heinrich Hausers Roman „Gigant Hirn“. In: Hypertext. Zur Kritik eines digitalen Mythos (Diss.) Fink, München 2001, S. 257-274, ISBN 3-7705-3573-1
  • Mirjam Schubert: Kommunikationsstrukturen in den Romanen Heinrich Hausers (1901-1955). Universität Hamburg, Hamburg 2005 (zugl. Mag.-Arbeit, Univ. Hamburg 2005)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://newfilmkritik.de/archiv/2003-11/weltstadt-in-flegeljahren-ein-bericht-uber-chicago/
  2. http://www.weidle-verlag.de/original/hauser.htm
  3. Heinz Dieter Kittsteiner: Das Kraftfeld von Rüsselsheim / Opel als Erzieher: Die Industriereportagen des Heinrich Hauser. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Oktober 2004, Seite 34

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