Hermann Hähnle

Hermann Hähnle

Hermann Hähnle (* 5. Juni 1879 in Giengen; † 25. Oktober 1965 in Göppingen) war ein deutscher Erfinder, Naturfilmer und Naturschützer. Er war der erste Nachkriegs-Präsident des Deutschen Bundes für Vogelschutz, dem heutigen NABU. Seine Mutter Lina Hähnle gründete 1899 den Bund.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hermann Hähnle wurde am 5. Juni 1879 in Giengen an der Brenz als Sohn des Industriellen Hans Hähnle und Lina Hähnle geboren. Er wächst in einer weltoffenen und wohlhabenden Industriellenfamilie auf.
Sein Vater gründete 1858 in Giengen die Württembergische Wollfilzmanufaktur, die sich zu einem wichtigen Arbeitgeber in der Region entwickelte. Hans Hähnle war liberaler Politiker und gehörte dem Reichstag und dem Württembergischen Landtag an. Hermann Hähnles Mutter Lina Hähnle gründet 1899 den Bund für Vogelschutz, den Vorgängerbund des heutigen Naturschutzbundes Deutschland. Er absolvierte ein Studium zum Ingenieur an der Technischen Hochschule in Stuttgart. Die ökonomische Basis durch den Betrieb seiner Familie erlaubt Hermann Hähnle schon um die Jahrhundertwende eine professionelle Filmkamera zu kaufen. Auf der Weltausstellung in Paris 1900 erwarbt Hähnle verschieden Apparate, um das Medium Film für die Naturkunde und den Naturschutz einzusetzen. 1902 entstehen erste Laufbilder von freilebenden Tieren.
Nach seinem Studium in Stuttgart ging er 1906 nach Giengen zurück. Im selben Jahr reist Hähnle mit seinen Filmen von freilebenden Vögeln zu Vorführungen, Vorträgen an Schulen und auf Tagungen durch ganz Deutschland und wirbt für die Arbeit des Bundes für Vogelschutz. Nach seinem Studium arbeitet er als Ingenieur in den Filzfabriken seines Vaters und baut selbst die Gerschweiler Elektrische Centrale auf. Diese versorgte die gesamte Ostalb mit Strom. In dieser Zeit macht er viele Erfindungen und reicht fast 240 Patente ein. 1914 fertig Hähnle erste Tier-Farbaufnahmen im Autochromverfahren nach Lumiere. 1923 übergibt er die Filme an die Firma Naturfilm Hubert Schonger für einen gebührenpflichtigen Verleih an Schulen.
Zwischen 1939 und 1960 ist er Vorsitzender des Aufsichtsrats der Vereinigten Filzwerke. 1946 bis 1960 wurde er erster Nachkriegspräsident des Bundes für Vogelschutz. 1965 starb Hermann Hähnle im Göppinger Kreiskrankenhaus.[1]

Tierfilme

1902 gelangen Hähnle mit selbst gebauten Fernobjektiven erste Filmaufnahmen von freilebenden, scheuen Tieren. Die damalige Filmausrüstung war für Tieraufnahmen denkbar ungeeignet: unhandlichen Filmkameras mit langsamen Verschlusszeiten, schwere und lichtschwache Objektive und zu wenig lichtempfindliches Material machten Freilandaufnahmen zu einem unkalkulierbaren Abenteuer. In den folgenden Jahrzehnten hält Hähnle privates ebenso im Film fest, wie Ereignisse der Zeitgeschichte. Er Hähnle setzt sich in der Anfangszeit des bewegten Bildes für den qualitativen Kulturfilm ein. Bekannt wurde er aber vor allem für seine Natur- und Tierfilme.

Im gelangen erste Filmsequenzen von weit entfernten, kleinen und sich bewegenden Tieren, wie sie damals noch keinem Filmer gelungen. Hähnle präsentierte 1906 auf einer Tagung der Vereinigung der Ärzte und Naturforscher in Stuttgart damals erstaunliche Aufnahmen von Vögeln im Freiland. Er bemängelte selbst, die schlechte Tiefenschärfe seiner Aufnahmen, da die Objektive eine geringe Tiefenschärfe hätten.
Hermann Hähnle setzte die zeitaufwendige Tierfilmerei später als Hobby neben seinem Beruf als Ingenieur fort und wurde z.B. durch Hugo Wolter oder Karl Tautwein bei seiner Arbeit praktisch unterstützt. Er selbst unterstützte und animierte viele deutsche Naturfilmer, seltene Tierarten in Naturreservaten als "Natururkunden" aufzunehmen.

Ab etwa 1908 filmte Hähnle Säbelschnäblern, Seeschwalben, Robben und Bibern auf "Vogelinseln" an der deutschen Nord- und Ostseeküste und Schutzgebieten an Seen und Flüssen. Die Gebiete waren vom Vogelschutzbund gekauft oder gepachtet worden. Hähnle schnitt diese Aufnahmen zusammen, ergänzte sie durch Standbilder und präsentierte diese auf den Vortragsveranstaltungen des Bundes für Vogelschutz.
Bei der Vorführung des Films über Aussterbende Tiere wurden auch Paradiesvogel und Edelreiher gezeigt, deren Federn damals gerne als Modeschmuck getragen wurde. Als der Text "Deutsche Frau verzichte auf solchen Hutschmuck" oder "Deutsche Frau verschmähe die Reiherfeder auf dem Hute" eingeblendet wurde, sollen betroffene Damen laut Dokumente aus Hähnles Nachlass spontan ihren Federschmuck abgesetzt haben.

Hermann Hähnle war von der Idee der "filmischen Urkunde" fasziniert und kaufte viele Filmkopien. Im und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vieler dieser Kopien vernichtet. Nur ein Bruchteil seiner Sammlung blieb erhalten und wird heute unter anderem in der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg im Stuttgarter Haus des Dokumentarfilms archiviert.

Hähnle hielt immer Kontakt zu den wichtigsten Naturfotografen seiner Zeit, beeinflusst viele Tierfilmer und finanziert für den Bund für Vogelschutz Expeditionen nach Europa, ins Eismeer und nach Afrika.[2]
Viele von Hähnles Filmstreifen sind heute wertvolle Natururkunden über seltene Tierarten und Dokumente aus der Frühzeit des Naturschutzes in Europa, die auf Dokumetarfilmfesten gezeigt werden.[3]

Filme

Einzelnachweise

  1. http://www.artechock.de/film/text/filminfo/a/au/audena.htm
  2. http://www.filmreise.info/Eine_Filmreise_in_die_Vergangenheit/Haehnle_2.html
  3. http://www.artechock.de/dokfestival/2001/programm/haehnle.htm

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