- Bad Buchau
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Wappen Deutschlandkarte 48.06629.61592Koordinaten: 48° 4′ N, 9° 37′ OBasisdaten Bundesland: Baden-Württemberg Regierungsbezirk: Tübingen Landkreis: Biberach Höhe: 592 m ü. NN Fläche: 23,77 km² Einwohner: 3.991 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 168 Einwohner je km² Postleitzahl: 88422 Vorwahl: 07582 Kfz-Kennzeichen: BC Gemeindeschlüssel: 08 4 26 013 Adresse der
Stadtverwaltung:Marktplatz 2
88422 Bad BuchauWebpräsenz: Bürgermeister: Peter Diesch Lage der Stadt Bad Buchau im Landkreis Biberach Bad Buchau ist ein Kurort westlich von Biberach an der Riß am Federsee. Die kleine Stadt ist als Moorheilbad und Mineralheilbad (Thermalbad) bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Stadtgliederung
Zu Bad Buchau gehört der ehemals selbständige Stadtteil Kappel, sowie die Hofsiedlungen Ottobeurer Hof, Bruckhof und Henauhof.
Geschichte
Archäologen erforschen seit mehr als 120 Jahren die Umgebung der Stadt und des Federsees. Es gibt zahlreiche Funde von eiszeitlichen Rentierjägern und Pfahlbauern der Steinzeit bis zur Keltenzeit. Hier fand man die ältesten Holzräder Europas.
In der späten Bronzezeit lag rund zwei Kilometer südöstlich der heutigen Stadt eine vom Wasser umgebene, befestigte Siedlung, die heute so genannte Wasserburg.
Um 700 n. Chr. liegt am Nordwestrand der buchenbestandenen Insel ein alemannischer Adelshof.
Das Frauenkloster Buchau wurde um 770 durch das fränkische Grafenpaar Warin und Adelindis gegründet. Unabhängig von diesem Stift, ja sogar in jahrhundertelanger gegenseitiger Abneigung einander zugetan, entwickelte sich die Bürgerschaft Buchau. Im Jahre 1014 (oder 1022) wird eine Münz- und Marktstätte Buchau erwähnt. Vom 13. Jahrhundert bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches war Buchau eine der flächenmäßig kleinsten Freien Reichsstädte, dank seiner Insellage auch ohne Mauern und Türme. 1787 und 1808 wurde der Wasserspiegel des Federsees abgesenkt und damit ging Buchau dieser Insellage verlustig.
In der Folge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 fielen sowohl die Stadt als auch das Stift Buchau an die Fürsten von Thurn und Taxis, als Entschädigung für links des Rheins verlorene Einkünfte aus ihrem Postmonopol. 1806 übernahm das Königreich Württemberg die Oberherrschaft und schlug Buchau dem Oberamt Riedlingen zu, das 1934/1938 aufgelöst wurde.
Von 1896 bis 1917 erhielt die Stadt durch die Federseebahn, einer Schmalspurbahn von Schussenried über Buchau nach Riedlingen den Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen erbauten das Bahnhofsgebäude als Einheitsbahnhof vom Typ IIIa.[2] Die Strecke wurde 1969 vollständig stillgelegt. An die Bahn erinnert heute noch die Denkmallokomotive 99 637 am ehemaligen Bahnhof.
1935 kam es zu einem stärkeren Erdbeben, das im Ortsteil Kappel schwere Schäden anrichtete.
Am 24. September 1963 erhielt Buchau den Titel „Bad“ als Moorheilbad.
Am 1. Januar 1971 wurde die Gemeinde Kappel nach Bad Buchau eingemeindet.
Judentum
Seit 1382 wohnten in Buchau Juden, ab 1570 wird in der Stadt eine jüdische Gemeinde genannt, die in der Judengasse lokalisiert wird. Der jüdische Friedhof ist der zweitgrößte Regionalfriedhof nach Laupheim in Schwaben und noch heute erhalten. Neunundneunzig Personen mit dem Namen Einstein sind dort begraben. Im 18. Jahrhundert baute die Gemeinde eine Synagoge, Anfang des 19. Jahrhunderts eine neue größere mit Turm und Glockenspiel. 1838 wohnen in Buchau 736 Juden, ein Drittel der damaligen Gesamtbevölkerung. Am 9. November 1938 wurde die Kappeler Synagoge während der Reichspogromnacht zerstört. In Buchau scheiterte in der Pogromnacht der Versuch einer SA-Standarte aus Ochsenhausen, die den Befehl von der SA-Brigade aus Ulm erhielt, weil der damalige Bürgermeister Hugo Öchsle die Feuerwehr befehlswidrig angewiesen hatte, die brennende Synagoge zu löschen. Doch bereits am Folgetag, in der Nacht vom 10. auf den 11. November um 3 Uhr wurde auf Geheiß des SA-Brigadeführers aus Ulm die Aktion wiederholt. Daran beteiligt waren acht bis zehn Angehörige des SA-Sturms Ochsenhausen und ein NSDAP-Trupp aus Saulgau. Die Folgen waren verheerend: die Synagoge wurde zerstört, sie war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Diese wurden etwa eine Woche später durch Ulmer Pioniere gesprengt. In der Folgezeit wurden die 257 Juden[3] deportiert beziehungsweise in die Emigration getrieben.[4][5]
Am 1. September 2010 besuchte der Landesrabbiner von Baden-Württemberg Netanel Wurmser Bad Buchau im Rahmen des Europäischen Tages für Jüdische Kultur.
Die Eltern von Albert Einstein wohnten bis kurz vor seiner Geburt in Buchau.
Politik
Gemeinderat
Bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 ergab sich folgende Sitzverteilung:
Bürgermeister
- 1948 bis 1978 Hans Knittel
- 1978 bis 2002 Harald Müller
- Seit 1. Februar 2003 ist der aus Bad Buchau stammende Peter Diesch Bürgermeister. Er wurde am 7. November 2010 mit 94,7 % der Stimmen wiedergewählt.
Wappen
Die Stadt Buchau am Federsee führt das nachfolgend beschriebene Stadtwappen (siehe rechts oben): Auf silbernem Hintergrund eine bewurzelte grüne Buche, deren Stamm mit einem schwimmenden Fisch (Barsch) beheftet ist. Das Wappen macht mit der Buche den Stadtnamen „redend“. Der Fisch weist auf die Lage am Federsee hin. Auf Siegeln ist das Wappen seit dem Jahr 1390 nachzuweisen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Freizeit- und Sportanlagen
- Das NABU-Naturschutzzentrum Federsee betreut das Moor, ist Anlaufstelle für Besucher und Weiterbildungszentrum.
- Der Federsee ist ein Vogelschutzgebiet. Auf 3300 Hektar Moor leben 265 Vogelarten, davon 107 Brutvogelarten. Hauptattraktion sind der 1911 erstmals errichtete Federseesteg und der Wackelwald. Der Wackelwald wächst auf einem ehemaligen Weiher, der zur Eisgewinnung im Winter diente. Durch den moorigen Untergrund wird die Oberfläche dort nur durch eine Wurzelschicht zusammengehalten, deshalb gibt der Boden bei jedem Schritt elastisch nach.
- Die Adelindis Therme Bad Buchau verfügt über ein Thermalbad und Saunalandschaft, Aktivpark mit Sportbecken, Geräteparcours und Barfusspfad. Das Thermalwasser kommt aus einer Tiefe von 795 Metern mit einer Temperatur von 47,5 °C. [6]
- Weitere Sport- und Freizeitanlagen sind ein Städtisches Freibad mit Miniaturgolfanlage, Kunstrasenplatz, Federseestadion auf dem Gelände der Federseeschule, Tennisplätze (Anlage des Tennisclubs Bad Buchau),
Ansässige Unternehmen
Die zwei größten Arbeitgeber der Stadt sind
- Franz Kessler GmbH (Hersteller von Spindelsystemen, Asynchron- und Synchronmotoren)
- das Therapiezentrum Federsee mit der Federseeklinik (Moorheilbad gGmbH Bad Buchau) und der Schloßklinik (Rehabilitationsklinik für Neuroplogie und Psychosomatik)
Bildungseinrichtungen
Bad Buchau verfügt über ein Progymnasium, eine Grund- mit Werkrealschule sowie eine Förderschule.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bad Buchau liegt an der Oberschwäbischen Barockstraße und an der Schwäbischen Bäderstraße.
Museen
- Direkt am Federsee liegt ein Steinzeitmuseum, das 1968 eröffnete Federseemuseum, erbaut von Architekt Manfred Lehmbruck, an das seit 1999 ein Steinzeitdorf (Freilichtmuseum) angeschlossen ist. Das Federseemuseum ist Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums in Konstanz. Wissenschaftlicher Leiter ist der Archäologe Dr. Ralf Baumeister. Träger des Museums ist der Verein für Altertumskunde und Heimatpflege Bad Buchau e.V.
- Im Stiftmuseum Skulpturen, Gemälde und Paramente als Zeugnisse christlicher Kunst der Gotik und des Barock ausgestellt. Bekannte Werke sind unter anderen „Marienklage“ (um 1430), „Gnadenstuhl“ (um 1480) und „Anna Selbdritt“ (nach 1500).
Gedenkstätten
- Ein Gedenkstein aus dem Jahr 1981 am Standort der vom NS-Regime vernichteten Synagoge Ecke Hofgartenstraße/Schussenrieder Straße erinnert an die ausgerottete Jüdische Gemeinde und ihr Gotteshaus.[7]
- In der Judengasse erinnert ein 2000 erbauter Brunnen des Buchauer Künstlers Heinz Weiss in Form eines aufgebrochenen Davidsterns an den Standort der ersten Synagoge in Bad Buchau.[8]
Bauwerke
- Stiftskirche St. Cornelius und Cyprianus, eines der ersten Bauwerke des Klassizismus in Süddeutschland mit noch spätbarocker Ausstattung, errichtet von 1774 bis 1776 von Pierre Michel d’Ixnard als Umbau einer gotischen Kirche. Die Ausstattung umfasst Stuckplastiken von Johann Joseph Christian und Malereien von Johann Friedrich Sichelbein. Die Deckengemälde im Chor und Mittelschiff malte Andreas Brugger. Auf die karolingische Tradition weisen noch heute die Kirchenpatrone Cornelius und Cyprianus hin. In der Krypta der Stiftskirche ruht die als schwäbische Volksheilige verehrte Adelindis mit ihren drei Söhnen.
- Stift Buchau (heute Schloßklinik). Das Stift Buchau wird um 770 von der Namensgeberin der Therme, von Adelindis gegründet, wie es aus einer Inschrift über dem Choreingang der Stiftskirche zu entnehmen ist. Anfänglich wohl ein Benediktinerkloster, erscheint das Stift im 15. Jahrhundert als Kanonissenstift. In dem hochfürstlichen und freiweltlichen Damenstift leben bis zu 14 Stiftsdamen. Sie stammen meist aus schwäbischem Hochadel und sind an ein Gelübde gebunden. Lediglich die geweihte Äbtissin, auch Fürstin genannt, steht der Gemeinschaft vor. 1802 endet das Reichsstift im Zuge der Säkularisation. Seit 1992/93 befindet sich die Schloßklinik in den Gebäuden des ehemaligen Stifts.
- Rathaus: Bauteile aus dem 15. Jahrhundert; wiederholt umgebaut und die Firstrichtung verändert; jetzige Bauform mit Staffelgiebel durch Umbau und Erweiterung nach Osten 1863/64 entstanden; Renovation 1985/86.
Skulpturenweg
Zwischen Oggelshausen und Bad Buchau befindet sich eine Skulpturenweg, der Bildwerke der Bildhauersymposien Oggelshausen aus den Jahren 1969/1970 und 2000 zeigt.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Julius Laub (1853-1941), Stadtschultheiß von Buchau 1907-1921, Mitgründer des Verschönerungsvereins (→ Federseesteg), des Altertumsvereins und des Federseemuseums
- August Gröber (1856-1931), Flaschnermeister in Buchau, Mitgründer des Altertumsvereins und des Federseemuseums
- Dr. Gottlieb Gnant (1868-1935), Ministerialrat, Ehrensenator der Universität Tübingen
- Lina Hähnle (1851-1941), Gründerin und erste Vorsitzende des Bundes für Vogelschutz (BfV), heute Naturschutzbund Deutschland (NABU)
- Hermann Hähnle (1879-1965), Ingenieur der Wärmetechnik in Giengen an der Brenz, Fotograrf und Filmemacher
- Dr. Wilhelm Ladenburger (1875-1962), Praktischer Arzt, Gründer des Moorbadevereins Buchau e.V.
- Vinzenz Gnann (1889-1980), Bürgermeister von Buchau 1921-1934, Landrat im Altkreis Ehingen
- Prälat Dr. h.c. Erich Endrich (1898-1978), Stadtpfarrer in Bad Buchau 1929-1978
- Joseph Mohn (1903-1986), Notar, Bürgermeister von Buchau 1945-1946
- Hans Knittel (1913-1996), Bürgermeister der Stadt Bad Buchau 1948-1978, Geschäftsführer der Moorheilbad gGmbH 1951-1985
- Dr. h.c. Hellmuth Hahn (geb. 1922), Erster Direktor der LVA Württemberg
- Georg Ladenburger (geb. 1920), Konrektor, Historiker und Heimatforscher
- Alfons Herrmann (geb. 1935), 38 Jahre Gemeinderat, langjähriger Bürgermeister-Stellvertreter, vielfach ehrenamtlich engagiert[9]
Söhne und Töchter der Stadt
- Karoline Kaulla (1739–1809), Hoffaktorin am württembergischen Hof
- Karl Widmann (1805–1876), Bezirksamtmann, Domänendirektor
- Hermann Einstein (1847–1902), Unternehmer und Vater von Albert Einstein
- August Fischer (1868–1940), Apotheker, Firmengründer von Uhu
- Hans Kayser (1891–1964), Komponist und Musiktheoretiker
- Johannes Rövenstrunck (* 1949), Komponist
Personen, die in Bad Buchau wirkten
- Kurt Prokscha, Dirigent und Musikdirektor der Stadt
- Eduard Mörike, wohnte 1828 bei seinem Vetter im ehemaligen Stift Buchau
- Franz Kessler, Ingenieur und Gründer des Kessler-Motoren-Werks
Literatur
- Johann Daniel Georg v. Memminger: Stadt Buchau. In: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Cotta, Stuttgart 1827 (Volltext bei Wikisource).
Weblinks
Commons: Bad Buchau – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienAnmerkungen
- ↑ Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2010 (Hilfe dazu)
- ↑ Rainer Stein: Der württembergische Einheitsbahnhof auf Nebenbahnen. In: Eisenbahn-Journal Württemberg-Report. Band 1, Nr. V/96, Merker, Fürstenfeldbruck 1996, ISBN 3-922404-96-0, S. 80–83.
- ↑ 200 Buchauer Juden und den 57 eingewiesenen Juden
- ↑ Rudi Multer: Pogrom in Oberschwaben. In Bad Buchau legten die Nazi-Schergen zweimal Feuer. In: Schwäbische Zeitung. 8. November 2008.
- ↑ Joseph Mohn: Der Leidensweg unter dem Hakenkreuz. Aus der Geschichte von Stadt und Stift Buchau. Selbstverlag, Buchau 1970.
- ↑ Katy Cuko: Wettbewerb der Wellnesstempel. Die Angebote der Thermen im Überblick. In: Südkurier vom 6. November 2010
- ↑ Ulrike Puvogel, Martin Stankowski: Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein. Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0 (Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Band 1), S. 21.
- ↑ Die Synagogen in Bad Buchau (Landkreis Biberach)
- ↑ Heinz Weiss: Bad Buchau verleiht Alfons Herrmann die Ehrenbürgerwürde. In: AmFedersee.de. 13. Juli 2009.
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