- Corps Borussia-Breslau zu Köln und Aachen
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Breslauer Preußen durchreiten das Kaisertor der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität (1911)
Das Corps Borussia Breslau zu Köln und Aachen ist ein farbentragendes und pflichtschlagendes Corps im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV).
Inhaltsverzeichnis
Couleur
Die Farben der Borussia Breslau sind schwarz-blaßrot-weiß mit silberner Perkussion, für das Fuchsenband schwarz-weiß-schwarz. Der Wahlspruch lautet Virtuti semper corona!, der Wappenspruch Unsern Bund trennt nur der Tod.
Geschichte
Nach dem Frieden von Tilsit hatte Preußen sich neu formiert und 1811 die Viadrina mit der Universität Breslau zusammengelegt. Die beiden ersten Breslauer Corps hatten nicht lange Bestand: Marchia I von 1811 bis 1816, Teutonia I von 1816 bis 1818. So lag es nahe, dass sich ein neues Corps an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Borussia nannte. Es wurde am 23. November 1819 von dreizehn Teutonen und vier anderen Breslauer Studenten gestiftet.
Nach dem Wiener Kongress war Schlesien die katholischste der zehn preußischen Provinzen. So wurden in Breslau viele Studenten der Katholischen Theologie Corpsstudenten. Von den zuletzt (seit 1864) vier Corps in Breslau (Silesia, Lusatia und Marcomannia) hatte Borussia (vor Bismarcks antikatholischem Kulturkampf) wohl die meisten Priester, Jesuiten und kirchlichen Würdenträger in ihren Reihen. Zudem hatten Berlin, Breslau und Königsberg die größten jüdischen Gemeinden in Preußen. In Schlesien wie in Ostpreußen und Berlin entwickelte sich ein deutsch-jüdisches Bildungsbürgertum, das mit vielen berühmten Namen glänzte und seine Söhne in die Corps schickte. Vor diesem Hintergrund stand Borussia exemplarisch für die souveräne Toleranz des protestantischen Preußens. Sie neutralisierte sogar die (theologische) Fremdheit von Katholiken und Juden.
In der Zeit der Restauration und des Vormärz musste das Corps aufgrund der politischen Umstände zweimal suspendieren. Sehr früh, schon 1850, kam Borussia mit dem Breslauer SC in den KSCV. 1865 stellte sie mit Robert Dalen den Vorsitzenden des Kösener Congresses. 1869 unterstützte sie die Rekonstitution der suspendierten Lusatia. Im Gegensatz zu den meisten Kösener Corps nahm Borussia auch Studenten der 1910 gegründeten Technischen Hochschule auf.
In der Zeit des Nationalsozialismus musste Borussia (wie alle anderen Korporationen) am 13. Oktober 1935 zum dritten Mal suspendieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg rekonstituierte sich das Corps am 21. April 1951 in Münster (Westfalen) und am 9. Oktober desselben Jahres in Köln. In der Breslauer Tradition wandte sich Borussia auch den technischen Fächern zu und eröffnete am 31. Juli 1954 eine Dépendance in Aachen, die in den 1990er Jahren zum Hauptstandort des Corps wurde. Das neue Corpshaus in der alten Kaiserstadt Aachen wurde im Oktober 2004 eingeweiht.
2008 beging das Corps sein 189. Stiftungsfest mit einem Festakt in der Aula der Universität Breslau.
Corpshäuser
1896 bezog Borussia ihr erstes eigenes Corpshaus in der Neuen Gasse, das den Zweiten Weltkrieg und die sowjetische Eroberung der Festung Breslau überstanden hat und heute von einer Jugendgruppe genutzt wird.
Auswärtige Beziehungen
Borussia gehört dem Grünen Kreis des KSCV an. Sie steht im Kartell mit dem Corps Holsatia Kiel (befreundet 1890, Kartell 1924) und ist befreundet mit Rhenania Würzburg (1875), Franconia Jena (1891), Albertina Hamburg (1955), Franconia München (1957), Guestphalia Berlin (1964) und Guestphalia Halle (1994).
Bilder
Bekannte Mitglieder
- Carl Braband (1870-1914), liberaler Politiker in Hamburg
- Carl Caro (1850-1884), Lyriker und Bühnendichter
- Georg von Caro (1849-1913), Großindustrieller in Oberschlesien
- Friedrich Dierig (1845-1931), sozialer Weber
- Waldemar Dyhrenfurth (1849-1899), Schöpfer des Bonifatius Kiesewetter
- Walther Ernst (1857-1928), Konsistorialpräsident in Wiesbaden
- Friedrich Fechner, Bundesrichter
- Gustav Freytag (1816-1895), liberaler Dramatiker, Romancier und Politiker
- Kurt Fürer (1900-1988), Wirtschaftsjurist, Wiedergründer des VAC
- Robert Heinrich Ludwig von der Goltz (1817-1869), preußischer Botschafter
- Hermann Grubert (1807-1874), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Friedrich Wilhelm Hauck (1897-1979), General der Artillerie, Ritterkreuzträger
- Georg Heimann-Trosien (1900-1987), Bundesrichter
- Friedrich Wilhelm Hemprich (1796-1825), Naturforscher
- Hermann Kletke (1813-1886), Lyriker und liberaler Publizist
- Martin Oldiges (* 1940), Jurist, Hochschullehrer in Leipzig
- Erich Opitz, Gynäkologe, Ordinarius in Freiburg
- Walter Otto (1878-1941), Althistoriker
- Leopold Pelldram (1811-1867), Bischof von Trier
- Ulrich Petersen (Ingenieur) (1907-1992), Stahlbauer
- Emil Philippi (1871-1910), Geologe
- Ernst Remak (1849-1911), Neuropathologe
- Lothar Scheche (1889-1975), Staatssekretär in Niedersachsen
- Robert Schwarz (1887-1963), Chemiker, Rektor der RWTH
- Konrad von Studt (1838-1921), Oberpräsident von Westfalen, preußischer Kultusminister, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Ernst von Treskow (1844-1915), Botschafter
- Leonhard Zander (1833-1890), Reformator des KSCV
Träger der Klinggräff-Medaille
Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurde ausgezeichnet:
- Hendrick Hoeck (2004)
Literatur
- Hans-Joachim Weber: Erinnerungen an Breslauer Korporationen. Eine Postkarte aus dem Jahre 1911. Einst und Jetzt (Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung), Bd. 11 (1966), S. 91-104
Weblinks
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