- Hersbrucker Vogelbeere
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Hersbrucker Vogelbeere Systematik Familie: Rosengewächse (Rosaceae) Unterfamilie: Spiraeoideae Tribus: Pyreae Untertribus: Kernobstgewächse (Pyrinae) Gattung: Mehlbeeren (Sorbus) Art: Hersbrucker Vogelbeere Wissenschaftlicher Name Sorbus pseudothuringiaca Düll Die Hersbrucker Vogelbeere (Sorbus pseudothuringiaca) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Mehlbeeren (Sorbus) in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Innerhalb der Mehlbeeren gehört sie zur Sorbus hybrida-Gruppe, bildet also einen Bastard zwischen der Sorbus aria-Gruppe und Sorbus aucuparia.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Die Hersbrucker Vogelbeere ist ein mittelgroßer Baum oder Strauch. Die Blätter messen 8 bis 10 × 5 bis 8 Zentimeter und sind im Herbst elliptisch. Sie ähneln stark den Blättern von Sorbus × pinnatifida var. thuringiaca. Sie weisen 4 bis 5 Lappen auf, die ungefähr 1,5 Zentimeter lang, schräg gestellt und mäßig gezähnt sowie selten bis zur Mittelrippe eingeschnitten sind. Die Blattstiele sind 15 bis 20 Millimeter lang, schwach behaart und ziemlich derb. Die Blattoberseite glänzt, die Blattunterseite ist wollig behaart und kaum verkahlend. Die Haare haben einen Durchmesser von 6 bis 8 (selten bis 12) Mikrometer. Es sind 9 bis 10 Paare Seitennerven vorhanden. Der Blütenstand hat einen Durchmesser von 4,5 bis 5 Zentimeter und besteht aus 40 bis 45 Blüten. Die Blüten haben einen Durchmesser von 11 bis 13 Millimeter. Die Früchte sind rot, kugelig, apfelförmig und haben einen Durchmesser von ungefähr 9 bis 11 Millimeter. Sie enthalten sehr wenige, kleine Lentizellen, welche einen Durchmesser von weniger als 0,1 Millimeter haben. Die Samen sind schwärzlich.[1]
Vorkommen
Die Hersbrucker Vogelbeere ist in Bayern im Fränkischen Jura endemisch. Sie kommt vor allem zwischen Hersbruck und Pegnitz vor, außerdem bei Gößweinstein an der Wiesent sowie möglicherweise auch bei Ebermannstadt und Forchheim. Als südlichste Vorkommen wurden bis jetzt Bestände bei Reicheltshofen und Unterried SE Deinschwang belegt[2]. In ihren Standortansprüchen scheint die Art eher zu Sorbus aucuparia zu tendieren. So befinden sich ihre Wuchsorte auf den Kuppen der Hersbrucker Alb deutlich gehäuft innerhalb der 900 mm- Niederschlagslinie. Unterhalb von 600 Meter ü. NN. sind kaum Vorkommen anzutreffen. Die Art wächst in lichten, eher mesophil-humiden Waldgesellschaften an mehr oder weniger absonnigen Lagen. Gehäufte Bestände treten auf den flachgründigen Kuppen der höchsten Erhebungen der Frankenalb auf bei skellettgeprägtem Dolomitgestein als Untergrund[2]. Im mittleren Frankenjura wächst sie an und in der Nähe der Plateaukante des Weißjura vor allem auf Dolomit[1].
Gefährdung
Die Hersbrucker Vogelbeere gilt bundesweit nach der Roten Liste gefährdeter Pflanzenarten als ungefährdet. Gemäß der Roten Liste Bayerns wird die Art mit Stufe 3 als gefährdet eingeordnet. Deutschland besitzt für den Erhalt der Art eine sehr große Verantwortwortung. Innerhalb Deutschlands kommt dem Bundesland Bayern die Alleinverantwortung für die Artentwicklung des bayrischen Endemiten zu [3].
Botanische Geschichte
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde diese Art als Bastard interpretiert und in der Lokalflora von August Friedrich Schwarz als Sorbus hybrida Koch (= pirus aucuparia + aria = Pirus hybrida Smith = Sorbus hybrida Koch) für mehrere Fundstellen aufgeführt.
Im Jahr 1961 wurde die Hersbrucker Vogelbeere von Ruprecht Düll erstbeschrieben[1]. Er gab der Sippe als erbfestes Taxon Artrang. Konrad Gauckler erweiterte die bis dato bekannten Fundstellen und vermerkte die neu gefundenen Wuchsorte auf den von Schwarz angelegten Manuskriptkarten. Otto Warburg & Zoltan Karpati fassten 1968 die Art als Zwischenart von Sorbus austriaci und Sorbus aucuparia auf. Düll (1961) und Kützelnigg (1995) nahmen eine Einordnung in der Sorbus-hybrida-Gruppe vor. Grund hierfür waren festgestellte Ähnlichkeiten der Art mit Sorbus x pinnatifida nm. thuringiaca[2].
Belege
Einzelnachweise
- ↑ a b c Herfried Kutzelnigg: Sorbus. In: Hans. J. Conert u.a. (Hrsg.): Gustav Hegi. Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band 4 Teil 2B: Spermatophyta: Angiospermae: Dicotyledones 2 (3). Rosaceae 2. Blackwell 1995, ISBN 3-8263-2533-8.
- ↑ a b c Norbert Meyer, Lenz Meierott, Herbert Schuwerk, Otto Angerer: Beiträge zur Gattung Sorbus in Bayern. In: Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft zur Erforschung der Heimischen Flora, Sonderband, 2005: S. 5–216 (Sorbus pseudothuringiaca: S. 93-96).
- ↑ Arbeitsgemeinschaft Flora von Bayern: Sorbus pseudothuringiaca Düll - Eintrag bei Bayernflora
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