Holunderöl

Holunderöl

Holunderöl oder Holundersamenöl ist ein Pflanzenöl welches aus den Samen des Schwarzen Holunders gewonnen wird. Das grünlich-gelbe Öl findet Verwendung in Kosmetik, Pharmazie, Medizin und Ernährung.

Inhaltsverzeichnis

Stammpflanze

Vorkommen

Die Stammpflanze für das Holundersamenöl ist der Schwarze Holunder (Sambucus Nigra L.), der zur Gattung Holunder (Sambucus) und zur Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae) oder der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae) gehört. In Norddeutschland wird er öfters auch als Flieder bezeichnet. Sambucus Nigra zählt zu einer der in Mitteleuropa am häufigsten wachsenden Straucharten. Weitere Anbaugebiete sich vor allem in Westsibirien, dem Kaukasus, Nordafrika, Australien und Kleinasien zu finden. Der Schwarze Holunder zählt zu den ältesten und bekanntesten Volksheilpflanzen. Er wurde bereits im Mittelalter eingesetzt, z.B. aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung als ätherisches Öl im kochenden Zustand zur Behandlung von offenen Wunden. Sowohl die Blüten wie auch die Beeren eignen sich als Heilmittel, Lebensmittel und Farbstoff. In der Volksheilkunde finden neben den Beeren und den Blüten auch die Rinde und die Wurzeln des Holunders Anwendung. Besonders die Holunderbeeren sind voller Heilstoffe. Ihr Saft gilt schon lange als natürliches Mittel gegen Erkältungen, Magenbeschwerden und gegen Nieren- und Blasenleiden. Darüber hinaus können sie außerdem zu Marmelade, Likör, Branntwein und Lebensmittelfarbe verarbeitet werden. Der vor allem in den Beeren enthaltene violette Farbstoff Sambucyanin kommt heutzutage als natürlicher Farbstoff in der Textilindustrie und bei der Produktion von Süßigkeiten und Molkereiprodukten zum Einsatz. Holunder dient aber auch als Lebensmittel. Aus den Blüten kann man beispielsweise „ausgebackene Holunderblüten" (=Holunderpfannekuchen, Hollerküchle). Außerdem werden sie häufig als Geschmack gebende Komponente für Getränke angewandt. Am bekanntesten sind dabei Holundersirup und Holundersekt. Die Beeren sind allerdings schwach giftig und dürfen deshalb nicht roh verzehrt werden. Gekocht sind sie aber unbedenklich und können dann zur Herstellung von Mus oder Gelee verwendet werden.

Anbau und Inhaltsstoffe

Der Schwarze Holunder gilt beim Anbau als sehr robust und anspruchslos. Selbst in den Alpen wächst er noch auf einer Höhe von etwa 1500 Meter NN. Er ist sehr frosthart und kann sowohl auf Unkraut- und Ruderalfluren wie auch auf Waldlichtungen wachsen. Am besten eignen sich aber für eine Kultivierung des Holunders mittelschwere bis sandige, stickstoffreiche und frische, schwach sauere Lehmböden, die im Halbschatten liegen. Er ist jedoch nicht nur kultiviert anzutreffen, sondern noch häufiger in wilder Form (z.B. in der Nähe von Gebäuden, an Straßenrändern, in Stadtparks und an Teichanlagen). Die Holunderpflanze kann ein Alter von etwa 20 Jahren erreichen.

Während ihres Reifungsprozesses, indem sich aus den Blüten die Holunderbeeren (zählen botanisch gesehen eigentlich zu den Steinfrüchten) entwickeln, verändern diese ihre Farbe von Rot zu Dunkelblau-Schwarz. Am Ende sind sie etwa sechs Millimeter groß und reich an Vitamin C und Kalium. Die Beeren beinhalten einen burgunderroten, sehr färbenden Saft.

Die Beeren sind aufgrund des in ihnen vorkommenden cyanogene Glykosid Sambunigrin schwach giftig und erst nach dem Abkochen oder Vergären essbar, da Sambunigrin durch Erhitzen zerfällt und die Beeren dadurch ihre Giftigkeit verlieren. Sie enthalten zudem noch Flavonglykoside (= Flavonoide), Anthocyanglykoside (= Anthocyane) und eine ätherisches Öl mit vielen Aromastoffen. Daneben finden sich in ihnen Fruchtsäuren, Zucker, Vitamin C, Folsäure und außerdem auch Gerbstoffe und Lectine.

Die Samen der Holunderbeeren setzten sich u. a. aus einem fetten Öl mit größtenteils mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Cyanglycosiden (wie Prunasin, Sambunigrin und Holocalin) zusammen.

Die Blüten des Schwarzen Holunder bestehen neben dem ätherischen Öl (besteht aus über 60 verschiedenen Komponenten) auch aus Flavonoiden, Hydroxyzimtsäurederivaten, Triterpene, Triterpensäuren und Sterolen. Außerdem sind auch Schleimstoffe, Gerbstoffe, Kaliumsalze und Spuren von Sambunigrin in ihnen zu finden. Auch die Holunderblätter enthalten Sambunigrin. Daneben auch Gerbstoffe, Harze, Flavonoide und Triterpene. Die Rinde enthält Sambucin, Triterpene, Saponin, Phythämagglutinine, ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe und Harze.

Holundersamenöl

Allgemeine chemische Struktur von Ölen, wie Holunderöl. Darin sind R1, R2 und R3 Alkylreste (≤ 10%) oder Alkenylreste (≥ 95%) mit einer meist ungeraden Anzahl von Kohlenstoffatomen). Holunderöl ist, wie andere Öle, ein Gemisch von Triestern des Glycerins.

Gewinnung

Holunderöl wird meist durch eine Kaltpressung aus den Samen des Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) gewonnen. Oft entsteht dieses Öl aber auch als Nebenprodukt bei der Holundersaftproduktion. Denn aus dem bei dieser Produktion zurückbleibenden Trester (Pressrückstand) kann durch Pressen das Öl gewonnen werden.

Eigenschaften und Haltbarkeit

Holundersamenöl wird oft als grünlich-gelbes, charakteristisch-herbes und krautig-würzig duftendes und schmeckendes Öl beschrieben. Aufgrund seines Fettsäurespektrums weist es einen niedrigen Schmelzpunkt auf. Die Fettsäurezusammensetzung des Holundersamenöls besteht zu über 70 % aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren (ca. 39–44 % Linolsäure (Omega 6) und etwa 33–36 % α-Linolensäure (Omega 3)) und etwa 11–14 % einfach ungesättigte Ölsäure (Omega 9). Weitere 6–8 % machen die Palmitinsäure und ca. 2 % die Stearinsäure aus. Daneben sind noch glykosidische Verbindungen, Phytosterole, Carotinoide, Flavonoide und Tocopherole (Vitamin E) im Öl enthalten. Holundersamenöl zählt zu den lichtinstabilen und hitzeempfindlichen Ölen und sollte abgedunkelt und kühl gelagert werden. Dann ist es etwa 3 bis 6 Monaten lang haltbar.

Verwendung

Kosmetik, Pharmazie und Medizin

Anwendung findet Holundersamenöl vor allem im kosmetischen und medizinischen Bereich. Durch die im Öl enthaltene α-Linolensäure und die Phytosterole bietet es einige Vorteile. Es wirkt durch sie entzündungshemmend, abschwellend und beruhigt die Haut. Deshalb wird es gerne bei der Behandlung von Problemen bei reifer oder sensibler, unreiner Haut, Akne oder Neurodermitis eingesetzt. Die Struktur der Phytosterole ist ähnlich wie die der hauteignen Cholesterole (diese zählen zu den wichtigsten Fetten in den Lipidlayern des Stratum corneums (Hornschicht)), weshalb diese bei ihrer Aufgabe, der Bildung einer intakten Barriereschicht, durch die Phytosterole unterstützt werden können. Durch diese Stabilisierung des Lipidmantel wird die Haut weich und geschmeidig. Außerdem findet das Holundersamenöl auch Verwendung als Massageöl oder als Körperpflegeöl (für letzteres wird es mit Wasser vermengt). Auch bei Gelenkschmerzen soll das pur aufgetragene Öl entzündliche Prozesse stoppen und abschwellend wirken. Selbst leichte Erfrierungen der Haut heilen angeblich durch eine regelmäßige Massage mit Holundersamenöl besser und schneller. Des Weiteren wirkt dieses Öl stimulierend auf die Zellmembranen und Blutgefäße und stärkt zu dem die Resistenzfähigkeit gegen Infekte, Allergien und krebserregende Stoffe.

Küche

Holundersamenöl eignet sich außerdem für Tee-Getränke und Speisen. Das Öl ist verwendbar, um Fleisch, Fisch oder Gemüse anzubraten, aber auch um andere Speiseöle zu verfeinern. Aufgrund des starken Eigengeschmacks, sollte das Öl nur vorsichtig dosiert eingesetzt werden.

Weblinks


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