How He Sings, Now He Sobs

How He Sings, Now He Sobs
Now He Sings, Now He Sobs
Studioalbum von Chick Corea
Veröffentlichung 1968
Label Solid State, Blue Note Records
Format CD
Genre Jazz
Anzahl der Titel 5/13
Laufzeit 40:24 (LP), 68:50 (CD)

Besetzung

Produktion Sonny Lester, Michael Cuscuna
Studio A&R Recording Studio, New York City
Chronologie
Tones for Joan's Bones
(1966)
Now He Sings, Now He Sobs Is
(1969)

Now He Sings, Now He Sobs ist ein Jazz-Album des Chick Corea-Trios mit dem Bassisten Miroslav Vitouš und dem Schlagzeuger Roy Haynes, aufgenommen in New York City am 14., 19. und 27. März 1968. Die Aufnahmen wurden zunächst auf dem United Artists-Sublabel Solid State veröffentlicht; ab den 1970er Jahren erschienen sie auf dem Label Blue Note Records.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte des Albums

Now He Sings, Now He Sobs war nach Coreas Debütalbum Tones for Joan's Bones (1966), das der Downbeat 1968 mit 4½ von 5 Sternen auszeichnete, das zweite Album des 26-jährigen Pianisten, der 1967 mit Stan Getz (Sweet Rain) und Donald Byrd (The Creeper) gearbeitet hatte, zu dieser Zeit Sarah Vaughan begleitete und kurz darauf – auf Vermittlung von Tony Williams – Mitglied in der Band von Miles Davis wurde (Filles de Kilimanjaro).

Mit Haynes hatte er in der Band von Stan Getz gespielt, Miroslav Vitouš hatte er bei Donald Byrd kennengelernt.[1]

Die Musik des Albums

Steps - What Was, der erste, fast 14 Minuten lange Titel, spielt mit dem Tempo und ist im Timbre deutlich von Claude Debussy beeinflusst.[1] Das Solo enthält Anspielungen auf Pianisten wie Horace Silver oder Bill Evans. Roy Haynes hat Gelegenheit zu einem ausgedehnten Schlagzeugsolo. Nach den Soli der Musiker folgt eine Passage, die 1972 von Corea unter dem Titel Spain veröffentlicht wurde,[2] obgleich die Melodie noch nicht als Thema vorgestellt wurde.[1] Samba Yantra hatte er zuvor bereits bei einer Session mit Donald Byrd eingespielt; Bossa ist ein ruhiges, impressionistisch angehauchtes Stück, das an Bill Evans erinnert. Gemini ist eine freie Bass-Piano-Improvisation, der ein längeres Bass-Solo von Miroslav Vitouš folgt. Corea schuf mit der Ersteinspielung von Matrix[A 1] und dem Walzer Windows später häufig gespielte Jazzstandards. Eine weiterer Jazzklassiker, How Deep Is the Ocean erlebt in Now He Beats the Drum, Now he Stops seine radikale Überarbeitung.[3] Bis auf die beiden Standards Pannonica von Thelonious Monk und My One and Only Love von Guy Wood waren das weitere Ergebnis (wie The Law of Falling and Catching Up oder Fragments) der drei März-Sessions Improvisationen der drei Trio-Mitglieder im Spannungsfeld zwischen Post-Bop und Free Jazz. Diese Spielhaltung weitete Chick Corea dann ab August 1968 als Keyboarder in der Miles Davis-Band aus und setzte sie 1970 – nach den Bitches Brew Sessions – mit Dave Holland und Barry Altschul im Trio Circle fort.[4]

Im Jahr 1999 wurde das Stück Now He Sings, Now He Sobs in die Grammy Hall of Fame Award aufgenommen. [5]

Rezension

Chick Corea (Deauville 1992)

Stuart Nicholson zufolge setzte das Album, als es erschien, aufgrund seiner frei-fliessenden, aber doch höchst disziplinierten Vortragsweise einen Standard bei den zeitgenössischen Musikern; viele Pianisten hätten die Aufnahmen damals Note für Note studiert. How He Sings, Now He Sobs habe zudem Coreas Fähigkeiten als Komponist herausgestellt.[1]

Scott Yanow vergab an das Album 4½ (von 5) Sternen und merkte zu den Aufnahmen an, dass diese dem 26-jährigen Pianisten größere Beachtung in der Jazzwelt verschafften; Corea stelle sich hier „mit einem sehr kraftvollen Trio“ vor. Die Musik aus elf Originalkompositionen Coreas und den beiden Standards Pannonica und My One and Only Love sei „im Wesentlichen anspruchsvoller Hardbop mit einer offenen Einstellung zum Free Jazz[A 2] [2]

Cook/Morton bewerteten den Tonträger – wie auch das nächste Trio-Album The Song of Singing (1970) mit Dave Holland und Barry Altschul – mit vier Sternen; die Trios böten den besten „Einblick in Coreas musikalische und philosophische Flugbahn“. Sings/Sobs sei „feiner, solider Jazz mit einigem klug gehandhabtem Standard-Material.“[6]

Ian Carr hob hervor, dass das Album Coreas „perfektes Können“ zeige, aber auch sein zunehmendes Interesse an den freieren und eher europäischen Aspekten der zeitgenössischen Avantgarde. How He Sings, How He Sobs sei „eines der großartigen Alben der 1960er Jahre“; sein Trio mit Vitous und Haynes sei „eine hervorragende Einheit; „Corea selbst als Musiker und Komponist berstet voll frischer Ideen.“ Die elf Kompositionen hätten dabei eine Spannbreite zwischen halb-freier und total abstrakter Musik; „Haynes und Vitous handhaben dies mit einer großartigen Vielfalt des Herangehens und einem atemberaumbenden Aplomb“.[7]

Editionsgeschichte

Now He Sings, Now He Sobs (SS 18039), das lediglich die fünf Titel Steps - What Was, Matrix, Now He Sings, Now He Sobs, Now He Beats the Drums, Now He Stops und The Law of Falling and Catching Up enthielt, erschien zuerst auf dem Label Solid State, das der Produzent Sonny Lester 1966 gemeinsam mit Phil Ramone und Manny Albam als Sublabel von United Artists aufgebaut hatte. Mit dem Kauf des Liberty- und Blue Note-Katalogs durch United Artists wurde der Jazz-Katalog von Solid State und damit auch das Corea-Album fortan bei Blue Note Records neu aufgelegt.[3] [8] Die vollständigen Aufnahmen der drei Sessions im März 1968 erschienen dann auf den LP's Best Album (Blue Note BN-LA 395-H2) und der Doppel-LP Circling ..In (1975) (Blue Note BN-LA 472-H2).[9] Die remasterte Neuausgabe der Mitschnitte bei Blue Note (1988) enthält zunächst die fünf Titel der Originalausgabe, gefolgt von acht Bonus-Tracks.

Roy Haynes live in der Carnegie Hall, September 2007.

Liste der Titel

Original-Album
  • Chick Corea: Now He Sings, Now He Sobs (Solid State SS 18039)
  1. Steps - What Was – 13:50
  2. Matrix – 6:28
  3. Now He Sings, Now He Sobs – 7:03
  4. Now He Beats the Drums, Now He Stops – 10:35
  5. The Law of Falling and Catching Up – 2:28
CD-Ausgabe
  • Blue Note CD 7243 5 38265-2 (2002)
  1. Steps - What Was – 13:50
  2. Matrix – 6:28
  3. Now He Sings, Now He Sobs – 7:03
  4. Now He Beats the Drums, Now He Stops – 10:35
  5. The Law of Falling and Catching Up – 2:28
  6. Samba Yantra – 2:38
  7. Bossa – 4:41
  8. I Don’t Know – 2:40
  9. Fragments – 4:01
  10. Windows – 3:09
  11. Gemini – 4:20
  12. Pannonica (Monk) – 2:57
  13. My One and Only Love (Melin-Wood) – 3:33
  • Die Kompositionen stammen, sofern nicht anders angegeben, von Chick Corea

Weblinks

Anmerkungen

  1. Bobby Hutcherson nahm den Titel vier Monate später auf seinem Album Total Eclipse auf.
  2. Im Original: „essentially advanced hard bop with an open-minded attitude toward free jazz.

Einzelnachweise

  1. a b c d Max Harrison, Eric Thacker, Stuart Nicholson: The Essential Jazz Records. Vol. 2: Modernism to Postmodernism London, New York, Mansell 2000, S. 460ff.
  2. a b Besprechung des Albums Now He Sings, Now He Sobs von Scott Yanow bei Allmusic (englisch). Abgerufen am 12. Juni 2011.
  3. a b Michael Cuscuna, Liner Notes 2002
  4. Albumporträt bei jazzitude.com
  5. Grammy Hall of Fame Award
  6. Cook & Morton, Penguin Guide to Jazz, 6. Auflage, 2003. S.
  7. Brian Priestley, Digby Fairweather, Ian Carr: Jazz: Rough Guide. Rough Guides 1995, ISBN 1-84353-256-5. S. 138 f.
  8. Informationen bei Doug Payne
  9. Blue Note Diskographie 1967/68 bei jazzdisco.org

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