ICE 4

ICE 4

Als ICE 4 wurde eine Projektstudie bezeichnet, in der verschiedene Konzepte zur Kapazitätssteigerung im deutschen Schienenpersonenfernverkehr mit speziellen ICE-Zügen untersucht wurden.

Das Projekt wurde 1996 initiiert. Es sollte Perspektiven über den zu diesem Zeitpunkt in Entwicklung befindlichen ICE 3 hinaus aufzeigen. Das von der deutschen Schienenfahrzeugindustrie in Abstimmung mit der Deutschen Bahn betriebene Projekt ging aus der Erwartung weiterer Verkehrszunahmen im Schienenpersonenfernverkehr hervor. In ihm sollten Lösungen gefunden werden, die Kapazität unter den Rahmenbedingungen begrenzter Trassenkapazität (insbesondere in Knotenbahnhöfen) und begrenzter, bereits ausgeschöpfter Zuglängen (400 Meter) weiter zu steigern.[1]

Die Denkansätze waren „stark [davon] abhängig (…) wie sich die Nachfrageentwicklung“ bei DB Fernverkehr entwickeln würde.[2]

Fahrzeugkonzepte

Im Oktober 1996 legten die beteiligten Industrieunternehmen die Ergebnisse ihrer Überlegungen vor:

  • Die Grundvariante Komfort/Bistro bot 456 Sitzplätze in beiden Klassen (im Vergleich zu 391 des damaligen ICE 3).[1]
  • Daraus abgeleitet wurde die Variante High Density (Englisch für große Dichte). Bei nahezu unverändertem Sitzabstand wurde auf Sitzplätze der 1. Klasse verzichtet und das Bistro durch einen Automaten ersetzt. Dieses Konzept diente im Wesentlichen der Demonstration der maximal möglichen Besetzung.[1]
  • Eine Doppelstockvariante bot 629 Sitzplätze der 2. Klasse. Auf ein Bistro und Sitzplätze der 1. Klasse wurde verzichtet. Die Einstiegstüren in diesem Konzept waren auf 1150 Millimeter verbreitert worden, das Gepäck sollte in raumhohen Gepäckablagen abgelegt werden können. Durch die Anordnung der Wagenübergänge im Oberdeck sollte in den Unterdecks eine Art „Ruhezone“ entstehen.[1] Geprüft wurden Varianten eines Triebkopfzuges wie auch eines Triebwagenzuges mit verteiltem Antrieb.[2]
  • In einem überbreiten, einstöckigen Konzept wurde die Wagenbreite auf 3300 Millimeter angehoben und eine zusätzliche Sitzreihe untergebracht. Mit 605 Sitzplätzen (nur 2. Klasse) wurde nahezu die Zahl der Sitzplätze einer Doppelstockvariante erreicht. Die Entwicklung derartiger Züge hätte zunächst eine vertiefte Untersuchung der notwendigen Infrastruktur erfordert.[1]

Alle Züge waren als Einsystemzug mit einer installierten Leistung von 8 MW und einer betrieblichen Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h ausgelegt. Wie der ICE 3 verfügten sie über Wirbelstrombremsen und Audiomodule an allen Sitzplätzen. Der Sitzplatzabstand in allen Varianten lag bei 940 Millimeter bei Einzelsitzen sowie 1900 Millimeter bei Vis-a-vis-Bestuhlung (2. Klasse). In der 1. Klasse (soweit vorhanden) lagen diese Werte bei 1005 bzw. 1980 Millimeter.[1]

Neben diesen Fahrzeugkonzepten wurden auch weitere Varianten, darunter auch solche mit Neigetechnik untersucht.[1]

Weitere Entwicklung

Aus der Projektstudie gingen keine konkreten Entwicklungen hervor, da die Deutsche Bahn zunächst keinen unmittelbaren Bedarf für derartige Fahrzeuge sah und die Betriebseinführung des ICE 2 (bis 1999) sowie des ICE 3 (bis 2003) größere Aufmerksamkeit erforderte. Lediglich eine Variante mit Überbreite wurde im Jahr 2000 nochmals eingehend untersucht.[1]

Nach einer anderen Quelle führten DB Fernverkehr und DB Netz Ende der 1990er Jahre Untersuchungen durch, ob Züge mit einer um 40 cm vergrößerten Fahrzeugbreite auf den hochbelasteten Relationen Berlin–Hannover–Frankfurt–Stuttgart–München sowie Berlin–Köln–Frankfurt eingesetzt werden könnten. Ein freizügiger Einsatz im gesamten Streckennetz war von vornherein ausgeschlossen. Für eine überbreite Fahrzeugvariante hatten nicht zuletzt wirtschaftliche Überlegungen gesprochen: Derartige Fahrzeuge hätten nicht neu konzipiert werden müssen, sondern hätten aus dem ICE 3 abgeleitet werden können.[2]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Heinz Kurz: InterCityExpress: Die Entwicklung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Deutschland. EK-Verlag, Freiburg 2009, ISBN 978-3-88255-228-7, S. 275–277.
  2. a b c Doppelstock oder extrabreit. In: Die neuen Gesichter der ICE-Familie. Sonderdruck aus BahnTech, Heft 2+3, 1998, S. 18

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • ICE — ICE …   Deutsch Wörterbuch

  • ICE-T — (Halbzug) Nummerierung: 411 001–032 (1. Bauserie), 051–078 (2. Bauserie)[1] 415 001–006, 080–084 Anzahl: BR 411: 60 BR 415: 11 Hersteller …   Deutsch Wikipedia

  • ICE-W — ICE 3 (Halbzug) Nummerierung: 403 x01–x37 (1. Bauserie), 403 x51–x63 (2. Bauserie), 406 x01–x13 (DB, mit Lücken); 406 x51–x54 (NS), 406 x80 x85 (DB, Umbau Frankreich Verkehr) Anzahl: ICE 3: 50 ICE 3 …   Deutsch Wikipedia

  • ICE 1 — Nummerierung: Tz 101–120, 152–190 Anzahl: 59 Garnituren (60 gebaut) Hersteller: AEG, ABB, Henschel …   Deutsch Wikipedia

  • ICE 2.2 — ICE 3 (Halbzug) Nummerierung: 403 x01–x37 (1. Bauserie), 403 x51–x63 (2. Bauserie), 406 x01–x13 (DB, mit Lücken); 406 x51–x54 (NS), 406 x80 x85 (DB, Umbau Frankreich Verkehr) Anzahl: ICE 3: 50 ICE 3 …   Deutsch Wikipedia

  • ICE 3 — ICE 3 Nummerierung: Baureihe 403, Baureihe 406 und Baureihe 407 Anzahl: BR 403: 50 ICE 3M: 11 ICE 3MF: 6 BR 407: 16 (im Bau) …   Deutsch Wikipedia

  • ICE 3M — ICE 3 (Halbzug) Nummerierung: 403 x01–x37 (1. Bauserie), 403 x51–x63 (2. Bauserie), 406 x01–x13 (DB, mit Lücken); 406 x51–x54 (NS), 406 x80 x85 (DB, Umbau Frankreich Verkehr) Anzahl: ICE 3: 50 ICE 3 …   Deutsch Wikipedia

  • ICE T — Nummerierung: 411 001–032 (1. Bauserie), 051–078 (2. Bauserie)[1], 080 084 (Mehrsystem Schweiz), 090 092 (ÖBB), 415 001–006, 020–024 Anzahl …   Deutsch Wikipedia

  • ICE T2 — ICE T (Halbzug) Nummerierung: 411 001–032 (1. Bauserie), 051–078 (2. Bauserie)[1] 415 001–006, 080–084 Anzahl: BR 411: 60 BR 415: 11 Hersteller …   Deutsch Wikipedia

  • ICE W — ICE 3 (Halbzug) Nummerierung: 403 x01–x37 (1. Bauserie), 403 x51–x63 (2. Bauserie), 406 x01–x13 (DB, mit Lücken); 406 x51–x54 (NS), 406 x80 x85 (DB, Umbau Frankreich Verkehr) Anzahl: ICE 3: 50 ICE 3 …   Deutsch Wikipedia

  • ICE 1 — ICE 1 Manufacturer various Constructed 1989 to 1993 Refurbishment 2005 to 2008 …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”