Johan Henrik Thomander

Johan Henrik Thomander
Johan Henrik Thomander (1798–1865)

Johan Henrik Thomander (* 16. Juni 1798 in Fjälkinge (heute ein Teil der Gemeinde Kristianstad in Schonen); † 9. Juli 1865 in Lund) war ein schwedischer Theologe, Schriftsteller, Übersetzer und Politiker.

Als außerehelicher Sohn des Pfarrers Albrecht Johan Pisarski wuchs Thomander bei seinem Großvater Thomas Thomander (ebenfalls Pfarrer) auf und studierte ab 1812 an der Universität Lund Evangelische Theologie. Weil er immer wieder als Hauslehrer arbeiten musste, legte er erst 1820 sein theologisches Examen ab und wurde 1821 zum Pfarrer der (lutherischen) Schwedischen Kirche ordiniert. 1827 kehrte er als Dozent nach Lund zurück und gründete 1828 mit Henrik Reuterdahl die »Theologisk Quartalskrift«, mit der er für die Erneuerung der schwedischen Theologie und für die Freiheit der Wissenschaft eintrat. Hier erschienen die meisten seiner Publikationen. 1833 wurde er Professor für Pastoraltheologie in Lund, 1845 wechselte er auf den Lehrstuhl für Dogmatik. 1840-1858 war er als Vertreter des Pfarrerstandes Mitglied im Reichstag und trat auf der Seite der Liberalen für eine Repräsentativverfassung sowie für eine bessere Bildungspolitik ein. 1850 wurde er Dompropst in Göteborg, 1856 Bischof des Bistums Lund (als Nachfolger des zum Erzbischof berufenen Reuterdahl).

Sein besonderes Anliegen war die Überwindung der Konfrontation zwischen dem aus den großen Erweckungsbewegungen hervorgegangenen Freikirchentum und dem auf die Regierung gestützten Hochkirchentum. So setzte er sich für die Aufhebung des Konventikelplakats ein, das religiöse Versammlungen ohne Pfarrer verbot, sowie für die Trennung von Kirche und Schule. Die Verfassungsreform von 1866, durch die der Klerus seine Vertretung im Reichstag verlor und dafür eine eigene, auch das Laienelement enthaltende Kirchenversammlung (Synode) geschaffen wurde, geht mit auf seine schon 1837 erstmals veröffentlichten Vorschläge zurück. Trotz seiner politisch und kirchenpolitisch liberalen Haltung war Thomander als Theologe eher konservativ und sah sich als Anhänger Henric Schartaus.

Thomander war ein beliebter Prediger sowie ein begabter Schriftsteller, von dem noch etliche Lieder im schwedischen Gesangbuch enthalten sind. Er übersetzte unter anderem Dramen Shakespeares sowie Lord Byrons »Manfred«. 1855 wurde er in die Schwedische Akademie gewählt.

Das Haus, in dem er als Professor 1833-1851 lebte, ist heute mit originaler Einrichtung im Freilichtmuseum Kulturen in Lund zu besichtigen.

Literatur


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