Johann Oraže

Johann Oraže

Johann Oraže (* 12. Mai 1925 in Zell (Kärnten); † 29. April 1943 in Wien) war ein slowenischsprachiger österreichischer Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime.

Leben

Die Mutter von Oraže lebte mit ihrem Bruder Jernej (Bartholomäus) Oraže auf dem Hof vlg. Ožbavt in Zell/Sele. Die Familie schloss sich nach dem „Anschluss“ Österreichs dem Widerstand der Kärntner Slowenen an, der besonders nach der Aussiedlung und Deportation von über 900 Slowenen ins „Altreich“ im April 1941 zunahm. Nach dem Besuch der Volksschule in Zell wurde Johann Postfacharbeiter (Briefträger) und arbeitete zunächst in Klagenfurt und später in Mallnitz.

Seine Mutter und sein Onkel unterstützten die aus Jugoslawien heimgekehrten Wehrmachtsdeserteure unterstützten, das Haus der Familie wurde zum Treffpunkt der Deserteure. Johann versorgte die Deserteuren am Setitsche-Hügel. Nach der Sprengung des Bunkers an der Hlipovtschnikhube am 1. Dezember 1942 wurden Onkel, Mutter und Johann Oraže am 12. Januar 1943 nach der Auswertung des Tagebuchs von Thomas Olip von der Gestapo verhaftet.

Beim Verfahren vor dem Volksgerichtshof kam zur Sprache, dass Johann - angeblich - seine Mutter aufgefordert habe, bei der Polizei anzuzeigen, dass die Wehrmachtsdeserteure Jakob Oraže und Thomas Olip bei ihnen aus- und eingingen, die Mutter aber hätte ihm das verboten. Der Onkel Jernej wurde zum Tode verurteilt, die Mutter zu 5 Jahren Zuchthaus. Im Gerichtsurteil heißt es, im Juli 1942 habe Johann von den beiden Deserteuren gehört, dass Deutschland nun bald den Krieg verlieren werde. Im Oktober 1942 habe er zwei Partisanen den Weg zu den Deserteuren im Bunker gezeigt.

Im Urteil des Volksgerichtshofs unter der Leitung von Roland Freisler vom 9. April 1943 heißt es dazu: „Wer so handelte wie er, macht sich die Methode und Ziele der Terroristen zu Eigen. Welch starken Hass gegen Deutschland diesen Angeklagten beseelt, zeigt durch Folgendes: In der Hauptverhandlung hat er – ein Angestellter der deutschen Reichspost!!! – auf Vorhalt seiner polizeilichen Geständnisse gemeint, die Beamten könnten ja viel hineinschreiben und auf Vorhalt, dass es ihm auch vorgelesen sei, es sei ja möglich, dass ihm die Beamten beim Vorlesen Teile des Protokolls unterschlagen haben!!! Ist er auch noch jung, so zeigen doch seine Handlungsweise und seine Verbissenheit, dass er schon ein ausgewachsener Schwerverbrecher ist.“ Diese Stelle zeigt den "Originalton Freisler"; hier weicht das Urteil von der Anklageschrift ab, wass höchst selten vorkam. Der 17-Jährige endete mit zwölf weiteren Widerstandskämpfern am 29. April 1943 in Wien auf dem Schafott. Seine sterblichen Überreste wurden 1949 mit denen der anderen Widerstandskämpfer nach Zell/Sele überführt.

Literatur

  • Franc Kattnig (Hrsg.): Sämtlich Slowenen. Versuch einer Dokumentation aus den Akten den Volksgerichtshofes Berlin. Selbstverlag, Klagenfurt/Celovec 1978
  • Wilhelm Baum (Hrsg.): Das Tagebuch des Thomas Olip. Wie ein Vogel im Käfig. Klagenfurt 2010, ISBN 978-3-902585-56-1
  • Wilhelm Baum: Die Freisler-Prozesse in Kärnten, Kitab, Klagenfurt 2011, ISBN 978-3-902585-77-6

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