Johann Schiller (Theologe)

Johann Schiller (Theologe)
Johann Schiller

Johann Schiller, auch: Johannes Schiller (* 2. März 1812 in Regensburg; † 10. März 1886 in Westheim (Pfalz)) war ein deutscher evangelischer Pfarrer, Theologe und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Grab

Johann Schiller besuchte in seiner Geburtstadt Regensburg das humanistische Gymnasium und studierte nach dem Schulabschluss (1831) in Erlangen, auf Wunsch seiner Eltern, Theologie. Er war Burschenschafter und widmete sich lieber dem Fechtkampf als dem Studium. Trotzdem schloss er das Studium 1835 erfolgreich ab. Im Herbst desselben Jahres kam er in die Pfalz und übernahm zunächst eine Hauslehrerstelle bei Pfarrer Machwirth in Kerzenheim. In diese Zeit fällt auch seine erste Predigt, zu der er überraschend von einem Mennonitenprediger, dessen Predigt er eigentlich als Zuhörer beiwohnen wollte, aufgefordert wurde. Ab 1838 war er Pfarrverweser in Laumersheim, Iggelheim und Zell. In Mittelbrunn (Sickinger Höhe) trat er 1843 seine erste Pfarrstelle an. Hier heiratete er Margareta Küstner aus Rüssingen, mit der er sieben Kinder hatte, und war Initiator und Herausgeber des Sickinger Boten, ein Volkskalender, dessen Auflage im Jahr 1851 bei 40.000 Exemplaren lag. Er richtete sich gegen alles unchristliche Wesen in Kirche und Staat und machte ihn zu einem gehassten Mann in der Pfalz. Es folgten Anstellungen als Pfarrer in Herschberg und Iggelheim. In Iggelheim zog er den Unmut der Bevölkerung auf sich, als er einem Bürgermeister in sein Amt verhalf, der, wie sich herausstellte, seiner Aufgabe nicht gewachsen war. Infolgedessen wurde er gegen seinen Willen nach Westheim (Pfalz) versetzt, wo er 1854 seine Tätigkeit begann. 32 Jahre lang, bis zu seinem Tod 1886, war er schließlich Pfarrer in Westheim.

Schiller war 1848 Gründer des Evangelischen Vereins für die Pfalz und bis zu seinem Tod dessen Vorstand. Außerdem zeichnete er sich für die Errichtung des Rettungshauses in Haßloch für arme und gefährdete Kinder verantwortlich. Er unterstützte den Bau der Retscherkirche (Gedächtniskirche) in Speyer. In diesem Zusammenhang war er auch Herausgeber eines Retscher-Almanachs und sorgte für das Wiederaufleben des Retschervereins. Ebenso gehörte er zu den Gründern des Diakonissenhaus in Speyer, für das er auch ein Diakonissen-Kalender herausgab. Als Förderer der Jugend hielt er viele Privatstunden unentgeltlich. So gilt er auch als Förderer des späteren Musikwissenschaftlers und Heimatforschers Georg Heeger.

Während der Deutschen Revolution 1848/49 wurde er festgenommen. Dies geschah am 28. März 1849. Einen Tag später wurde er nach Neustadt abgeführt und später nach Kaiserslautern gebracht, wo er einige Tage im Gefängnis saß. Seine Gemeinde und andere Gönner konnten schließlich die Freilassung erwirken. Für sein mutiges, ritterliches und treues Verhalten in der Revolution[1] wurde ihm 1851 das Ritterkreuz des Verdienstordens vom Heiligen Michael I. Klasse von König Maximilian II. verliehen.

Durch sein soziales Engagement aber auch durch originelle und mit Nachdruck gehaltene Predigten war Schiller über die Grenzen der Pfalz hinaus bekannt.

Ab dem Alter von 70 Jahren litt Schiller an Blutarmut, was ein Rückenmarksleiden zur Folge hatte. Nachdem ihn in seinen letzten Lebensjahren zweimal während der Predigt in Westheim ein Schlaganfall ereilte, musste er zumeist das Bett hüten und verstarb nach einem dritten Schlaganfall am 10. März 1886. Er fand seine letzte Ruhestätte am 13. März 1886 in einem heute noch erhaltenen Grab auf dem Westheimer Friedhof.

Werke

  • Geschichte der vereinten Kirche der Pfalz, 1849
  • Retscher Almanach, 1858
  • Die Pfarrei Westheim, 1870
  • Pfälzisches Memorabile, 14 Bände

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Cuno: Schiller, Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 245–249.
  • Im Geschichtsbuch geblättert: Pfarrer Johannes Schiller, in der Tageszeitung Die Rheinpfalz erschienene Reihe über Johannes Schiller mit Texten von Gerd Nagel

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Formulierung in der Allgemeinen Deutsche Biographie, siehe Abschnitt Literatur

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