- Johannes Krohn
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Johannes Krohn (* 4. Juli 1884 in Stettin; † 11. Juli 1974 in Bad Neuenahr)[1] war ein deutscher Ministerialbeamter.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Krohn, Sohn eines Rechnungsrats, war studierter Jurist. Dr. Krohn trat 1920 als Ministerialbeamter in den Dienst des Reichsarbeitsministeriums.[1] Im Juni 1927 war er als Ministerialrat Mitunterzeichner eines Übereinkommens mit Finnland über die Unfallversicherung.[2]
Später wurde er als Nachfolger von Andreas Grieser am 15. Juni 1932 Leiter der Hauptabteilung II (Nationale und Internationale Sozialversicherung und Wohlfahrtspflege). In dieser Funktion war er maßgeblich am Zustandekommen des sogenannten "Sanierungsgesetzes" vom 7. Dezember 1933 beteiligt. Dieses Gesetz war trotz gegenteiliger Beteuerungen keineswegs ausgewogen, sondern bevorzugte die Arbeitgeber zuungunsten der Arbeitnehmer und Rentner und die Präferenzen der Regierung traten klar zutage: „Die Belebung der Wirtschaft besaß absolute Priorität, für die auch die Sozialversicherung ihren Preis zu zahlen hatte“. Mit diesem Gesetz war auch zumindest ein Schritt in Richtung Rückkehr zu einem auf Kapitaldeckung fußenden Finanzierungsverfahren getan worden. Diese „Rückkehr“ war ein primäres Ziel der Bürokratie im Reichsarbeitsministerium unter der Federführung von Johannes Krohn.[3]
Danach war er zwischen 1933 und 1938 erneut als Nachfolger von Andreas Grieser Staatssekretär im Reichsarbeitsministerium. Krohn war als solcher Verfasser des Gesetzes über Treuhänder der Arbeit[4] In dieser Funktion war er 1936 auch mit der Neuordnung des Siedlungswesens betraut.[5]
Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Krohn gemeinsam mit Max Frauendorfer ins Generalgouvernement versetzt. Dort sollten Krohn und Frauendorfer die Sozialverwaltung aufbauen. Mitte November 1939 folgte Frauendorfer Krohn als Leiter des Hauptamtes Arbeit im Generalgouvernement nach.[6] Nach seinem Ausscheiden aus dem Reichsarbeitsministerium wurde er später am 31. Oktober 1941 als Nachfolger von Friedrich Ernst im Range eines Staatssekretärs Reichskommissar für die Behandlung feindlichen Vermögens.[7][8]
Nach Kriegsende
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er neben Andreas Grieser wiederum Einfluss auf die Gestaltung von Sozialversicherungsgesetzen.[9] Schließlich wurde er im Mai 1953 zum Vorsitzenden der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und Versicherungsgestaltung in Köln gewählt.[10]
Zu seinem 70. Geburtstag wurde 1954 eine Festschrift mit Beiträgen von Walter Bogs, Fritz Heinze, Walter Rohrbeck, Maximilian Sauerborn und anderen Hochschullehrern herausgegeben.[11][12] Von 1955 bis 1968 war er Vorsitzender im Bundessausschuss der Ärzte und Krankenkassen.[1]
Veröffentlichungen
- Literatur von und über Johannes Krohn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Die Reichsversicherungsordnung. Nebst ergänzenden Gesetzen und Verordnungen
Literatur
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8. (Aktualisierte 2. Auflage)
Einzelnachweise
- ↑ a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 343
- ↑ ÛBEREINKOMMEN ZWISCHEN DEM DEUTSCHEN REICHE UND DER REPUBLIK FINNLAND UBER UNFALLVERSICHERUNG.GEZEICHNT IN BERLIN AM 18. JUNI 1927.
- ↑ Alexander Brunner: "Die Krisen in der deutschen Rentenversicherung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein historischer Beitrag zur gegenwärtigen Diskussion über die Finanzierungsverfahren in der Altersversicherung", 2001, S. 15 f.
- ↑ Karsten Steiger: "Kooperation, Konfrontation, Untergang: das Weimarer Tarif- und Schlichtungswesen während der Weltwirtschaftskrise und seine Vorbedingungen", S. 260, 1998, ISBN 3515073973
- ↑ Ulrike Haerendel: "Kommunale Wohnungspolitik im Dritten Reich", S. 124, 233, 1999, ISBN 3486563890
- ↑ Werner Präg / Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.): Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945, Stuttgart 1975, S. 948
- ↑ Markus Gloe: "Planung für die deutsche Einheit: der Forschungsbeirat für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands 1952 bis 1975, S. 73, 2005, ISBN 3531144359
- ↑ Paul Erker, Toni Pierenkemper: "Deutsche Unternehmer zwischen Kriegswirtschaft und Wiederaufbau", S. 26, 30, 1999, ISBN 3486563637
- ↑ Hans Günter Hockerts: "Drei Wege deutscher Sozialstaatlichkeit" , 1998, S. 251, ISBN 3486645765
- ↑ DIE ZEIT, 21. Mai 1953 "Personalien"
- ↑ Rohrbeck, Walter (Hrsg.): "Beiträge zur Sozialversicherung. Festgabe für Johannes Krohn zum 70. Geburtstag. Mit einem Vorwort von Maximilian Sauerborn", 1954
- ↑ Hermann Butzer: "Fremdlasten in der Sozialversicherung", S. 114, 637, 2001, ISBN 3161474953
Kategorien:- Verwaltungsjurist
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