- Friedrich Ernst (Bankier)
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Friedrich Ernst (* 9. Juni 1889 in Berlin; † 28. November 1960 ebenda) war ein deutscher Jurist, Verwaltungsbeamter, Bankmanager und Politiker
Inhaltsverzeichnis
Studium, Kriegsdienst und Weimarer Republik
Friedrich Ernst studierte Rechts- und Staatswissenschaften. Er promovierte zum Dr. jur. und arbeitete nach Ableistung seines Kriegsdienstes von 1919 bis 1931 im preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe, seit 1929 als Ministerialdirektor und Leiter der Handelsabteilung. Daneben war er von 1925 bis 1931 stellvertretender Bevollmächtigter Preußens zum Reichsrat und seit 1928 Erster Staatskommissar für die Berliner Börse. 1931 wurde er von Reichskanzler Brüning zum Reichskommissar für das Bankgewerbe berufen. In dieser Funktion war er an der Sanierung der zusammengebrochenen Berliner Großbanken beteiligt. Nach dem Preußenschlag wurde er am 22. Juli 1932 zusätzlich zum Reichskommissar für Preußen ernannt und übernahm daraufhin die Leitung des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit. Am 4. Februar 1933 wurde er in dieser Funktion von Alfred Hugenberg abgelöst.
NS-Regime
Unter den Nationalsozialisten wurde Ernst zunächst in seinem Amt als Reichskommissar für das Bankgewerbe belassen, 1935 dann von Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht zum Reichskommissar für das Kreditwesen ernannt. Dieses Amt übte er bis September 1939 aus. Ab Anfang 1940 war er Reichskommissar für die Behandlung feindlicher Vermögen. In dieser Funktion war seine Zuständigkeit auf die Vermögenswerte (Firmen- und Privateigentum) der westlichen Alliierten, Frankreich, Großbritannien und USA beschränkt. Diese Richtlinien bildeten eine wichtige Grundlage für den Wirtschaftsstab Ost (WiStab Ost) zur Ausbeutung der eroberten Ostgebiete. Im Herbst 1941 ließ er sich in den Ruhestand versetzen und wurde 1942 persönlich haftender Gesellschafter der Privatbank Delbrück, Schickler & Co, die 1712 gegründet wurde.
Attentat am 20. Juli 1944
Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde Ernst verhaftet und am 17. April 1945 zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Ihm wurde zum Verhängnis, dass die Verschwörer um Carl Friedrich Goerdeler und Ludwig Beck ihn wegen seiner fachlichen Eignung und Verbindungen zu Hjalmar Schacht für ein Amt als Staatssekretär nach dem geplanten Sturz Hitlers vorgesehen hatten. Schon wenige Tage nach seiner Inhaftierung im Zellengefängnis Lehrter Straße wurde er jedoch am 25. April 1945 während der Schlacht um Berlin aus der Haft entlassen.
Bundesrepublik
Nach dem Krieg war Ernst als Leiter der Berliner Währungskommission 1948 maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung der Währungsreform beteiligt. Ein Jahr später wurde er Vorsitzender des Verwaltungsrates der Berliner Zentralbank bis zum Jahre 1957. Auf die Bitte von Konrad Adenauer übernahm er ab 1951 die Geschäftsführung im Kabinettsauschuss für Wirtschaft. Diese Einrichtung wird heute als so genannte Wirtschaftsnebenregierung im Bundeskanzleramt betrachtet.
Von 1952 bis 1958 war er Vorsitzender des Forschungsbeirates für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands. Jede Berufung der Mitglieder bedurfte der Zustimmung des Vorsitzenden. Am 21. Juni 1954 trat erstmals bei der Bank deutscher Länder ein kleiner Währunsgkreis zusammen, deren Sitzungen und Auswahl der Zusammensetzung von Ernst geleitet bzw. entschieden wurde. Die Aufgabe dieser Einrichtung bestand darin, für den Tag der Wiedervereinigung Vorschläge für die Abwicklung der einzelnen Vorgänge einer Währungsumstellung zu entwerfen.
Von 1950 bis 1960 gehörte er als Vorsitzender dem Aufsichtsrat der AEG an. In den fünfziger Jahren hatte er einen Wohnsitz in Hamburg in der Wentzelstr. 10 und in Berlin-Nikolassee in der Teutonenstr. 15.
Auszeichnungen
- Dezember 1951: Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes
- 1956: Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern
- Anlässlich seines 70. Geburtstages am 9. Juni 1959 Verleihung der Ernst-Reuter-Plakette
Referenzen
- Walter Habel (Hrsg.), Wer ist Wer?, Berlin 1955
- Ralph Hartmann, Die Liquidatoren - Der Reichskommissar und das wiedergewonnene Vaterland, 3. Ausgabe, Berlin 2008
Siehe auch
- Reichskommissariat Papen I
- Reichskommissariat Papen II
- Reichskommissariat Schleicher
- Reichskommissariat Papen III
Weblinks
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