Johanneskirche (Dresden)

Johanneskirche (Dresden)
Johanneskirche (Xylographie um 1878)
Johanneskirche um 1951

Die Johanneskirche in Dresden wurde in den Jahren 1874 bis 1878 von Gotthilf Ludwig Möckel erbaut und war der erste bedeutende neogotische Kirchenbau in Dresden. Bis zu ihrem kriegsschädenbedingten Abriss in den 1950er Jahren stand sie an der Kreuzung Güntz-/Pillnitzer Straße im Stadtteil Pirnaische Vorstadt, etwa am Ort des heutigen St.-Benno-Gymnasiums.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Möckel erhielt den Auftrag zum Bau einer Kirche nach einem Wettbewerb, wobei seine Entwürfe von Hase aus Hannover, Schmidt aus Wien und dem Verein für kirchliche Kunst in Sachsen gebilligt worden waren. Der Architekt wollte mit diesem Bau den neogotischen Baustil in Dresden einführen. Die Kirchenfassade bestand aus Elbsandstein.

Der Sakralbau nahm eine Zwischenstellung zwischen Dreischiffigkeit und Einschiffigkeit ein. Sein Grundriss war der einer einschiffigen, gewölbten Halle mit niedrigen basilikalen Seitengängen unter Emporen. Vierteilige Kreuzrippengewölbe ruhten auf Bündelpfeilern. Spitzbogenarkaden gestalteten die Zwischenräume der Pfeiler. Weiter befand sich dort die Brüstung der triforienartig gestalteten Seitenschiff-Emporen. Das Gebäude hatte auch ein Querschiff, wobei vor dem südlichen Querschiff ein Kirchturm mit achtseitigem Turmhelm stand. Vorbilder für den 65 Meter hohen Kirchturm waren die Kathedrale von Laon und der Naumburger Dom. Figuren der Zwölf Apostel mit Johannes dem Täufer bereicherten die Innenausstattung.[1]
Das Kirchenschiff ist 47 Meter lang und misst an seiner breitesten Stelle im Grundriss 22 Meter. Der Innenraum bot 900 Sitzplätze einschließlich der Emporen. Auf der Empore im südlichen Querschiff befand sich die Orgel. Der Zugang zu den Emporen in den Seitenschiffen war über zwei ihnen angebauten Treppentürmen möglich.

Die Kanzel befand sich am südlichen Vierungspfeiler, am gegenüber liegenden nordöstlichen Pfeiler der Ambo. Das Taufbecken mit Bronzedeckel stand im Chor auf zentraler Achse des Hauptschiffes. Das Gestühl der Johanneskirche fertigte man aus Eichenholz. Zu den Besonderheiten ihrer Ausstattung gehörten dreifarbige Teppiche und Portièren sowie Paramente mit reichhaltiger Stickerei.

An den Pfeilern im Innenraum waren 13 Plastiken aus einem französischen Kalkstein angebracht. Sie zeigten die Apostel, die Evangelisten und Johannes den Täufer. Am Westportal gab es ein Relief. Bildhauerarbeiten in der Kirche kamen aus den Werkstätten von Gustav Adolph Kietz, Oskar Rassau, Theodor Heinrich Bäumer und Karl Friedrich Gustav Broßmann.

Die Kirchweihe erfolgte am 24. April 1878. Für den Bau und die Ausstattung wurden 600.000 Mark aufgewendet, die man zu etwa 75 Prozent aus dem Verkaufserlös des alten Johanniskirchhofes am Rande der Innenstadt nach Abriss der darauf stehenden Kirche decken konnte.

Bei den Luftangriffen auf Dresden brannte das Kirchengebäude im Februar 1945 aus, wobei die Schäden wegen der Dachkonstruktion aus Stahl gering blieben. Der Kirchturm blieb unversehrt. Nachdem das Kirchenschiff 1951 abgebrochen worden war, sprengte man den Turm am 8. April 1954.[2]

Der Name lebt in der Johanneskirchgemeinde weiter, zu der ein Teil des ehemaligen Gemeindegebietes der Johanneskirche gehört.

Weblinks

 Commons: Johanneskirche, Dresden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

Literatur

  • Adolph Canzler, Alfred Hauschild, Ludwig Neumann: Die Bauten, technischen und industriellen Anlagen von Dresden. Meinhold & Söhne, Dresden 1878.
  • Fritz Löffler: Das alte Dresden - Geschichte seiner Bauten. E.A.Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3.
  • Matthias Lerm: Abschied vom alten Dresden - Verluste historischer Bausubstanz nach 1945. Forum Verlag, Leipzig 1993, ISBN 3-86151-047-2.
  • Volker Helas: Architektur in Dresden 1800-1900. Verlag der Kunst Dresden GmbH, Dresden 1991, ISBN 3-364-00261-4.

Einzelnachweise

  1. Helas, S. 187 [Johanneskirche. Pillnitzer Straße. 1874/1878 von Möckel] und Löffler, S. 351f. [Neogotik: Die Neogotiker - Neuromanische und neugotischer Kirchenbau]
  2. Lerm, S. 128–132.
51.04971613.75716

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