Jordanus Catalanus de Severac

Jordanus Catalanus de Severac

Jordanus Catalanus de Severac, öfter auch Jordanus Catalani, (* um 1290 vermutlich in Sévérac-le-Château, Südfrankreich; † 1336 in Bombay, Indien) war ein Dominikanerpater, Missionar und ab 1329 erster Diözesanbischof des römisch-katholischen Bistums Quilon in Kerala. Er war gleichzeitig der erste katholische Bischof des lateinischen Ritus in Indien.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Jordanus Catalanus de Severac war Franzose und stammte vermutlich aus Sévérac-le-Château, in den französischen Pyrenäen. Er trat in den Dominikanerorden ein und wurde Priester.

Papst Johannes XXII. († 1334) gründete 1318 eine neue Kirchenprovinz, das Erzbistum Sultaniya in Persien,[1][2]heute Soltaniyeh, in der iranischen Provinz Zandschan; zu jener Zeit Hauptstadt der dem Christentum gegenüber aufgeschlossenen Dynastie der Ilchane. Besonders die Khane Arghun († 1291) und sein Sohn Öljeitu († 1316) suchten – auch aus politischen Gründen – nachhaltig den Kontakt zum christlichen Europa, letzterer war sogar christlich getauft.

Jordanus Catalanus gelangte 1320 mit vier Franziskanern - einer davon der Selige Thomas von Tolentino[3] - über Täbris und Sultaniya zum Persischen Golf. Dort stachen sie in See und wollten ursprünglich nach China. Die Gruppe landete Ende des Jahres in Thane bei Bombay und fand dort freundliche Aufnahme bei einer Gemeinde der örtlichen Thomaschristen.

Als sich Pater Jordanus auf einer Missionsreise aufhielt, wurden seine 4 Mitbrüder in Thane, am 9. April 1321, von Muslimen öffentlich enthauptet. Es handelte sich um den schon genannten Thomas von Tolentino, Petrus von Siena, Jakob von Padua und Demetrius von Tiflis (armenischer Laienbruder). [4][5] Alle vier Martyrer wurden 1894 von Papst Leo XIII. zu Seligen erklärt.

Nach seiner Rückkehr begrub Jordanus Catalanus die toten Franziskaner und zog alleine weiter in den Süden des Subkontinents. Am 12. Oktober 1321 berichtete der Dominikaner in einem Brief an seine Ordensangehörigen in Täbris, über das Martyrium seiner Begleiter und bat um Entsendung von Mitbrüdern für seine Mission. Einen zweiten Brief schrieb er aus Tana, am 20. Januar 1323.[6]

Etwa ab 1323 ist der Aufenthalt von Pater Jordanus in Quilon (=Kollam) an der Malabarküste, im heutigen Kerala belegt; einem altchristlichen Zentrum Indiens, das zu den sieben, vom Apostel Thomas hier gegründeten Christengemeinden gehört. Zahlreiche Taufen hat der Dominikaner dort vollzogen, er scheint von hier aus aber auch weitere Missionsreisen im Lande unternommen zu haben. 1328 fuhr er nach Avignon und berichtete Papst Johannes XXII. über seine Christengemeinde in Quilon, worauf dieser am 9. August 1329 die Bulle "Romanus Pontifex" erließ und damit die Diözese Quilon, als erstes aller katholischen indischen Bistümer offiziell ins Leben rief. Am 21. August gleichen Jahres folgte die Bulle "Venerabili Fratri Jordano" mit welcher der Pontifex Pater Jordanus zum ersten Oberhirten bestimmte. Quilon unterstand als Suffragandiözese dem bereits genannten lateinischen Erzbistum Sultaniya in Persien, dem heutigen Soltaniyeh.

1330 kehrte Jordanus Catalanus als Bischof nach Quilon zurück und wurde von den Christen mit großem Jubel empfangen. Er hatte vom Papst den Auftrag erhalten, unterwegs in Sultaniya, dem neuen Erzbischof Johannes de Cori das Pallium auszuhändigen. Außerdem überbrachte er Grußbotschaften des Pontifex an die lokalen Herrscher in Malabar. Die Schreiben an die Regenten Südindiens sind am 8. April 1330 in Avignon erlassen; vom 4. Februar datiert ein Brief des Papstes an den neu ernannten Erzbischof Johannes in Sultaniya, in dem er ihm das Überbringen des Palliums durch Jordanus oder seinen bischöflichen Konfrater Thomas (später in Usbekistan tätig) ankündigt und empfiehlt, sich von einem der beiden Bischöfe auch die nötige Weihe erteilen zu lassen. Die Rückkehr von Jordanus Catalanus nach Quilon dürfte deshalb frühestens gegen Ende des Jahres 1330 erfolgt sein.[7][8]

Gemäß der örtlichen, indischen Überlieferung wurde Bischof Jordanus 1336 bei Bombay von Muslimen gesteinigt. Er hat eine ausführliche Beschreibung Indiens und der von ihm angetroffenen Zustände hinterlassen, die unter dem Titel "Mirabilia Descripta" erhalten ist und mehrfach in englischer Sprache publiziert wurde.

Als der Missionar und Päpstliche Legat Giovanni de Marignolli 1348 nach Quilon kam, traf er Bischof Jordanus nicht mehr an, fand aber dort eine auf ihn zurückgehende, lateinische Christengemeinde vor, die er ein Jahr und vier Monate betreute und deren Kirche er mit Malereien ausschmückte bevor er weiterreiste.[9]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zum Erzbistum Sultaniya
  2. Gründung der Kirchenprovinz Sultaniya
  3. Zu Thomas von Tolentino
  4. Zum Martyrium von Thomas von Tolentino und Gefährten (siehe unter Section 3)
  5. Die Märtyrer von Thane bei Bombay
  6. Quelle zu den beiden Missionsbriefen aus Indien
  7. Quelle zum Datum der päpstlichen Schreiben an die südindischen Fürsten
  8. Quelle zum Datum des päpstlichen Schreibens an Erzbischof Johannes de Cori in Sultaniya
  9. Bericht des Missionars Giovanni de Marignolli über seinen Besuch in Quilon 1348

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