Julian von Speyer

Julian von Speyer

Julian von Speyer, lat. Julianus Teutonicus oder auch Alemannus, frz. Julien de Spire, (* in Speyer in der Pfalz; † um 1250 in Paris in Frankreich) war ein mittelalterlicher Chormeister, Komponist und Dichter aus dem Orden der Franziskaner. In der katholischen Kirche wird er als Heiliger verehrt.

Leben

Über Julians Leben ist insgesamt wenig, über seine frühen Jahre außer seinem Geburtsort nichts bekannt. Julian studierte an der Universität von Paris und wurde Kapellmeister am Hof der französischen Könige Philipp II. und Ludwig VIII.

Um 1225 trat Julian in den erst seit kurzem bestehenden Franziskanerorden (damals auch als Minoriten bezeichnet) ein und lebte in deren Konvent in Paris. 1227 begleitete er seinen Ordensbruder Simon Angelicus nach Deutschland, da dieser dort zum Provinzial ernannt worden war. Es gilt als wahrscheinlich, dass Julian auch 1230 bei der Grablegung des Franz von Assisi in der Basilika San Francesco anwesend war.

Im Konvent in Paris wurde Julian Chormeister und corrector mensae. Hier verfasste er mehrere geistliche Werke, die zu den bedeutendsten seiner Zeit zählen und später zu seiner Heiligsprechung führten. Vermutlich zwischen 1232 und 1235 entstand eine Vita des Franz von Assisi (Legenda S. Francisci), eine Darstellung des Lebens des heiligen Ordensgründers. Zwischen 1235 und 1240 entstand eine Vita des Antonius von Padua (Vita ab auctore anonymo), deren Urheberschaft nicht eindeutig ist, aber mit großer Wahrscheinlichkeit Julian zugeordnet wird. Des Weiteren schuf er zwei Reimoffizien; dabei handelt es sich um Gesänge für das Stundengebet mit strengem Formgesetz und zum Teil gereimten Versen: Zwischen 1229 und 1235 entstand das Officium S. Francisci; Julian lehnte sich dafür an das Werk des Thomas von Celano an und verwendete einige Hymnen des Papstes Gregor IX. sowie der Kardinäle Rainer von Viterbo und Thomas von Capua. Das zweite Reimoffizium Officium S. Antonii verfasste er zwischen 1241 und 1246. Die Kunst der Reimoffizien fand mit Julian ihren Höhepunkt.

Um 1250 starb Julian in Paris (lange Zeit wurde fälschlich 1285 als Todesdatum angenommen). Sein Gedenktag ist der 9. Februar.

Werke

  • Officium S. Francisci (Reimoffizium, zwischen 1229 und 1235)
  • Legenda S. Francisci (Vita S. Francisci, zwischen 1232 und 1235, Leben des Heiligen Franziskus ISBN 3-87163-172-8)
  • Vita ab auctore anonymo (Vita S. Antonii, zwischen 1235 und 1240)
  • Officium S. Antonii (Reimoffizium, zwischen 1241 und 1246)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Julian of Speyer — • A famous composer, poet, and historian of the thirteenth century, b. at Speyer, d. at Paris about 1250 Catholic Encyclopedia. Kevin Knight. 2006. Julian of Speyer     Julian of Speyer …   Catholic encyclopedia

  • Julian — ist ein männlicher Vorname und ein Familienname. Inhaltsverzeichnis 1 Namenstage 2 Bedeutung 3 Varianten 4 Bekannte Namensträger …   Deutsch Wikipedia

  • Speyer [2] — Speyer (Speier), Hauptstadt des bayr. Regbez. Pfalz, ehedem freie Reichsstadt, an der Mündung des Speyerbachs in den Rhein, Knotenpunkt der pfälzischen Eisenbahnlinien Schifferstadt Germersheim, S. Heidelberg und S. Geinsheim, 103 m ü. M., hat… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Heiliger Julian — Heiliger Julian(us) steht für: Julian von Antinoë († um 304), ägyptischer Märtyrer, siehe Julian und Basilissa Julianus von Brioude, um 304 in Brioude hingerichteter Märtyrer Julian von Cuenca (1127–1208), Bischof von Cuenca Julian von Emesa (†… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der Stadt Speyer — Speyer, Ansicht nach Braun Hogenberg (1572) Die Geschichte der Stadt Speyer beginnt im Jahr 10 v. Chr. mit der Errichtung des Römerlagers. Der Name Spira, aus dem sich schließlich der heutige Name Speyer entwickelte, taucht erstmals 614 auf. Vor… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Klöstern (chronologisch) — Folgende Liste der Klöster stellt einen Beitrag zur Klostergeschichte dar und ist in der Entstehungsphase. Daher bittet der Ersteller um Mithilfe nach vorgegebenem Schema (Datum, Kloster/Abtei, in Klammern: Orden, Diözese, Region/Land, Gründer,… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte von Mainz — Stadtansicht um 1900 Karte der Stadt Mainz um 1844. Lithografie von J. Lehnhardt …   Deutsch Wikipedia

  • Schlacht von Straßburg — Schlacht von Argentoratum Julian Apostata nach einer meist als Bildnis des Kaisers gedeuteten Statue im Louvre …   Deutsch Wikipedia

  • Schlacht von Argentoratum — Julian nach einer meist als Bildnis des Kaisers gedeuteten Statue im Louvre …   Deutsch Wikipedia

  • Schlacht von Brumath — Datum 356 Ort Brumath, Frankreich Ausgang Sieg der Römer …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”