Julius-Leber-Kaserne (Berlin)

Julius-Leber-Kaserne (Berlin)
Luftaufnahme der Kaserne

Die Julius-Leber-Kaserne in Berlin-Wedding ist heute die größte Kaserne der Bundeswehr im Land Berlin. Die Kaserne befindet sich direkt südöstlich des Flughafens Berlin-Tegel und wird vom Kurt-Schumacher-Damm sowie dem Charles-Corcelle-Ring begrenzt. Die Kaserne ist nach dem SPD-Politiker und Widerstandskämpfer Julius Leber benannt und steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Das Gebiet der Jungfernheide wurde schon im 19. Jahrhundert militärisch genutzt. 1896 wurde hier mit einem Luftschifferbataillon die erste reguläre Luftwaffeneinheit der Welt aufgestellt und in einer Kaserne untergebracht. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde dem deutschen Heer im Versailler Vertrag die Unterhaltung einer Luftwaffe verboten. Ab 1928 wurde das Gelände durch die Polizei genutzt, die Hangaranlagen für Luftschiffe wurden abgerissen.

Von 1936 bis 1939 wurde auf dem Gelände eine großräumige Kasernenanlage für das Luftwaffen-Infanterie-Regiment „General Göring“ (später Fallschirm-Panzer-Division 1 Hermann Göring) errichtet. Der Entwurf stammte von Oberbaurat Schneidt und sah 130 Gebäude vor, die um eine Mittelachse angeordnet sind. Auf dem Gelände befindet sich auch eine Sportanlage mit Laufbahn und Freischwimmbad. Das dreieckige Gelände wird von einer ovalen Ringstraße erschlossen, deren schmaleres Ende auf das Eingangsgebäude an der Nordostecke des Geländes weist.[1]

Nach der Kapitulation Deutschlands und der alliierten Besetzung Berlins richtete die französische Armee hier ab August 1945 das „Quartier Napoléon“ als Hauptquartier der Forces Françaises à Berlin ein. Von 1945 bis 1955 stellten sie die durch den Krieg und die Besetzung durch die Rote Armee stark beschädigte Anlage wieder her. Südlich der Anlage erbauten die Franzosen die Wohnanlage Cité Joffre. Im Quartier Napoléon war ab 1945 ein Luftwaffenkommando stationiert, das den Flughafen Tegel als französischen Militärflugplatz aufbaute. 1947 kam das 46. Infanterieregiment hinzu, 1955 das 11. Jägerregiment. Beide Einheiten waren entsprechend der Mission auf den Stadtkampf und die Panzerabwehr spezialisiert. Weitere französische Einheiten in der Kasernenanlage waren Pioniere, ein Versorgungsbataillon sowie die Militärgendarmerie, die auch den Dienst an der Sektorengrenze verrichtete.[2] Auch der französische Militärrundfunk Radio ffb sendete aus dem „Quartier Napoléon“, meist als Relaisstation und ohne eigene Redaktion.[3]

Nach dem Abzug der alliierten Truppen übernahm 1994 die Bundeswehr das Gelände. Am 5. Januar 1995, dem 50. Todestag von Julius Leber, wurde die Kaserne in Anwesenheit von Altbundeskanzler Schmidt, der Tochter von Julius Leber sowie des damaligen Bundesverteidigungsministers Rühe in Julius-Leber-Kaserne umbenannt.[2] Am Standort sind heute unter anderem das Wachbataillon des Bundesministers der Verteidigung sowie das Feldjägerbataillon 350 stationiert. Das Standortkommando Berlin als Landeskommando für Berlin hat hier seinen Sitz, auch das Gästehaus des Bundesverteidigungsministers befindet sich hier.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Matthias Donath: Architektur in Berlin 1933–1945, herausgegeben vom Landesdenkmalamt Berlin. Lukas Verlag, Berlin 2007, S. 87–92. ISBN 3-936872-26-0.
  2. a b Gerhild H. M. Komander: Der Wedding. Berlin Story Verlag, Berlin 2006 S. 209–212. ISBN 392982938X.
  3. Die Radionauten: Radiogeschichten: Zeitreise und Exkursionen in die Berliner Radiowelten Berlin 2005, S. 40–41. ISBN 3833424389.
52.55936111111113.32375

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