Julius Kleeberg

Julius Kleeberg

Julius Kleeberg (* 10. Juli 1894 in Bösingfeld; † 15. August 1988 in Haifa[1]) war ein deutsch-israelischer Professor für Medizin mit dem Spezialgebiet Pathologie.

Leben

Kleeberg entstammte einer liberalen jüdischen Familie, sein Vater war Pächter eines Steinbruchs sowie Mitinhaber einer Ziegelei.[2]

Die Familie zog 1908 von Bad Salzuflen nach Duisburg und bald danach weiter nach Düsseldorf, wo Julius ein Gymnasium besuchte und 1913 ein Studium der Medizin an der Universität Heidelberg begann.[2] Während seines Studiums wurde er Mitglied der schlagenden Studentenverbindung K.C. Bavaria Heidelberg.[2][3] Bei der Bavaria handelte es sich um eine jüdische Studentenverbindung im KC, welche eine Gleichberechtigung der Juden mit den Deutschen per Anpassung und Assimilation erreichen wollte und deutschen Patriotismus zeigte. Ihre Konkurrenz-Verbindung, der VJSt Ivria hingegen, trat betont zionistisch auf.[4] Die spätestens in der Studienzeit erworbene deutsch-patriotische Haltung Kleebergs wird in der Mitautorenschaft des 1923 erschienenen Werkes Gedenkbuch zu Ehren der im Weltkrieg 1914/18 gefallenen jüdischen Krieger der Stadt Düsseldorf deutlich. Während des Ersten Weltkrieges war Kleeberg ab Frühjahr 1916 als Unterarzt im Kriegslazarett in Antwerpen tätig. Gegen Kriegsende kam er in Kriegsgefangenschaft, aus der er im Frühjahr 1919 entlassen wurde.[2]

Nach Beendigung des Studiums und der 1920 erfolgten Promotion zum Dr. med. arbeitete er von 1920 bis 1923 am Medizinischen Institut in Düsseldorf. antisemitische Mobbingversuche ließen ihn 1923 an das Rudolf-Virchow-Krankenhaus in Berlin wechseln. Ab 1925 war er Assistent an der Medizinischen Fakultät an die Universität Frankfurt. 1929 erhielt er erstmalig Arbeitsangebote in Palästina, 1930 reiste er erstmalig in den Nahen Osten, ab 1931 war er Chefarzt der Inneren Medizin an der Hadassah-Universitäs-Klinik in Jerusalem.[2]

In Israel war er in den 1930ern Mitgründer und Editor des kurzlebigen Magazins ’’Folia Clinica Orientalis’’.[5][6]

1949 erhielt er eine Professur für Medizin an der Hebräischen Universität Jerusalem, 1958 eine einjährige Gastprofessur in Frankfurt am Main.[2]

Werke

  • Max Wetzler/Julius Kleeberg: Gedenkbuch zu Ehren der im Weltkrieg 1914/18 gefallenen jüdischen Krieger der Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, Ortsgruppe Düsseldorf. Düsseldorf 1923.
  • Julius Kleeberg: Eide und Bekenntnisse in der Medizin: eine Anthologie, Karger Publishers, Basel 1979, ISBN 9783805530415
  • Julius Kleeberg, Wilhelm Schlapp: Über die Auffindung von urämieerzeugenden Stoffen, Hoppe-Seyler´s Zeitschrift für physiologische Chemie, Band 188, Heft 3-5, Seiten 81–95, 1930, ISSN (Online) 1437-4315, ISSN (Print) 0018-4888
  • Julius Kleeberg, Hans Behrendt: Die Nährpräparate mit besonderer Berücksichtigung der Sauermilcharten, Verlag Ferdinand Enke, Stuttgart 1930.
  • Julius Kleeberg: Einfache Prüfung des Eiweissgehaltes von Punktionsflüssigkeiten, Journal of Molecular Medicine, Volume 5, Number 1, 47, Jan 1926, DOI: 10.1007/BF01728391
  • Julius Kleeberg: Recollections of a Medical Doctor in Jerusalem: From Professor Julius J. Kleeberg's Notebooks 1930-1988. Karger Basel, Switzerland 1992
  • Julius Kleeberg: Die therapeutische Bedeutung von Yoghurt und Kefir in der inneren Medizin, Deutsche med. Wochensch. 1927; 53(26): 1093-1095, DOI: 10.1055/s-0028-1165397
  • David Birnbaum, Julius Kleeberg: CARCINOMA OF THE PANCREAS: A CLINICAL STUDY BASED ON 84 CASES, Ann Intern Med June 1, 1958 48:1171-1184
  • Julius Kleeberg: Über die Zustände der Acetessigsäure im diabetischen Organismus, Biochemische Zeitschrift, Springer, 1930, Volumes 219-220, S. 381-384
  • Julius Kleeberg: Pathologie und Klinik der Blasentumoren, 1920
  • Julius Kleeberg: Das postskarlatinöse Ekzem, European Journal of Pediatrics, Volume 38, Number 5, 577-580, 1924, DOI: 10.1007/BF02225020

Einzelnachweise

  1. Lothar Mertens: Deutschland und Israel. Ausgewählte Aspekte eines schwierigen Verhältnisses. München 2006, S. 87.
  2. a b c d e f Rosenland – Zeitschrift für lippische Geschichte, Nr. 10, Juni 2010, S. 2ff online: (PDF; 1,7 MB)
  3. Rainer Liedtke, David Rechter: Towards normality? Acculturation and modern German Jewry, Mohr Siebeck, 2003, ISBN 9783161481277, S. 196
  4. Norbert Giovannini, Jo-Hannes Bauer, Hans Martin Mumm: Jüdisches Leben in Heidelberg: Studien zu einer unterbrochenen Geschichte, Wunderhorn, 1992, ISBN 9783884230770, S. 209
  5. Albrecht Scholz, Caris-Petra Heidel: Emigrantenschicksale: Einfluss der jüdischen Emigranten auf Sozialpolitik und Wissenschaft in den Aufnahmeländern, Volume 7 von Medizin und Judentum, Mabuse-Verlag, 2004, ISBN 9783935964388, S. 36
  6. Sandra Marlene Sufian, Mark LeVine (Hrsg.): Reapproaching borders: new perspectives on the study of Israel-Palestine, Verlag Rowman & Littlefield, 2007, ISBN 9780742546394, S. 111

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