Julius Rasch (Architekt)

Julius Rasch (Architekt)

Julius Rasch (* 1830 in Osnabrück; † 18. Dezember 1887 in Berlin) war ein deutscher Architekt und hannoverscher bzw. preußischer Baubeamter.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Julius Rasch, der Sohn eines Osnabrücker Schornsteinfegers, studierte 1846–1850 an der Polytechnischen Schule Hannover bei Christian Heinrich Tramm.

Von 1853 bis 1854 plante er mit Conrad Wilhelm Hase und Adolph Funk den Neubau des Bahnhofgebäudes Göttingen.[1] Ab 1854 baute er den von Conrad Wilhelm Hase entworfenen Bahnhof Nordstemmen. Er entwickelte einen eigenen Übergangsstil beim Übergang vom Rundbogenstil zur Neugotik. 1856 arbeitete er als „Eisenbahn-Ingenieur-Assistent in Emden[2]. 1860 bis 1863 bewährte er sich als Planer und Bauleiter des Verwaltungsgebäudes der Generaldirektion der Eisenbahnen und Telegrafen in Hannover in der Stellung eines "Eisenbahn-Direktors". 1866 begab er sich auf eine Reise zur Besichtigung neuer Bahnhofsanlagen in Süddeutschland, Belgien und im Norden Frankreichs.[3]

Unter anderem als Mitarbeiter von Adolph Funk entwarf er die großen Irrenanstalten in Göttingen (1862–1864) und Osnabrück (1861–1868),[4] die Hebammen-Lehranstalt in Hannover (1862–1864) sowie eine Anzahl vornehmer Wohnhäuser in Hannover und Umgebung.

Als das Königreich Hannover 1866 von Preußen annektiert wurde, wurde er in den preußischen Staatsdienst übernommen. 1866–1867 bereitete er den Neubau des hannoverschen Bahnhofs vor.[5] Um 1866 diente er als "Eisenbahn-Bau-Inspektor" in Dortmund, dann in Breslau. Im April 1869 wurde er dort zum Betriebsinspektor befördert.[6] Unliebsame Erfahrungen hierbei bewogen ihn, von seiner Stelle als Architekt der Kgl. Eisenbahn-Direktion zurückzutreten.[7]

Im ersten Jahrgang der 1867 herausgekommenen Deutschen Bauzeitung veröffentlichte er eine Reihe von Beiträgen, die auch zur Annäherung der hannoverschen Architekten und Ingenieuren an ihre preußischen Fachgenossen beitrugen.

Im Februar 1871 wurde er Hügelbaumeister für Alfred Krupp in Essen und erstellte auch eine Werkssiedlung. Dafür mußte er aus dem Staatsdienst ausscheiden. Von Krupp trennte er sich später im Unfrieden.

Ab 1877 war er Betriebsdirektor des Betriebsamts Berlin Schneidemühl der staatlichen Preußischen Ostbahn. In den Berliner Adressbüchern von 1877 bis zu seinem Sterbejahr wird er als "Regierungs- und Baurath, Betriebsdirektor des Betriebsamts 'Berlin Schneidemühl', Küstriner Platz, Bahnhofgebäude der Kgl. Ostbahn" geführt.

Schriften

  • (gemeinsam mit Conrad Wilhelm Hase): Bahnhof in Nordstemmen. In: Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins für das Königreich Hannover, 7. Jahrgang 1861, S. 436 f.
  • (gemeinsam mit Adolf Funk): Pläne der neuen Irrenanstalten zu Göttingen und Osnabrück. Im Auftrage des Ministeriums des Innern entworfen, erläutert un begründet. Mit 10 Blatt Zeichnungen und 52 in den Text gedruckten Holzschnitten. Carl Rümpler, Hannover 1862
  • Ueber Heizungs- und Ventilationsanlagen, insbesondere für große Zimmer, Arbeitsräume, Schullocale etc. In: Zeitschrift des Architecten- und Ingenieurs-Vereins für das Königreich Hannover. Bd. XII. Jg. 1866, Heft 4, S. 391-400 (Google books)
  • Reisenotizen. In: Zeitschrift des Architecten- und Ingenieurs-Vereins für das Königreich Hannover. Bd. XIV. Jg. 1868, Spalte 197-230 und 363-394
  • Die Belgischen Bahnhöfe. In: In: Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins für das Königreich Hannover, 1868, S. 378 (Nachdruck) In: Organ für die Fortschritte im Eisenbahnwesen in technischer Beziehung. Neue Folge VII. Bd., Heft 1, 1870, S. 29
  • Die Pariser Bahnhöfe. In: Organ für die Fortschritte im Eisenbahnwesen in technischer Beziehung. Neue Folge VI. Bd., Heft V./VI., 1869, S. 228-229 (Google books)
  • Die Eisenbahn-Hochbauten auf den Bahnhöfen ausserhalb derselben. In: Edmund Heusinger von Waldegg: Handbuch für specielle Eisenbahn-Technik. W. Engelmann, Leipzig, 4 verb. Aufl. 1877, S. 815 ff.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Conrad Wilhelm Hase (1818-1902),Werk-Katalog
  2. Karl Karmasch: Die Polytechnische Schule zu Hannover. 2. sehr erweiterte Auflage, Hahn'sche Hofbuchhandlung, Hannover 1856, S. 264. (online bei Google Bücher)
  3. Lars Ulrich Scholl: Ingenieure in der Frühindustrialisierung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1978, S. 205. (online bei Google Bücher)
  4. „Landesirrenanstalt Osnabrück“, Knollstraße 15
  5. Hannoversches biographisches Lexikon, S. 292.
  6. "(...) dem Eisenbahn-Bau-Inspektor Rasch z. Z. in Breslau — früher bei der hannoverschen Staats-Eisenbahn Verwaltung — die Betriebs-Inspektor-Stelle zu Dortmund" in: Deutsche Bauzeitung. Wochenblatt, Berlin Nr. 16 vom 15. April 1869, S. 189
  7. Deutsche Bauzeitung 1887, S. 624.

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