- Hannoversche Architekturschule
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Die Hannoversche Architekturschule bezeichnet einen in Norddeutschland verbreiteten Architekturstil aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der sich durch die Abkehr von Klassizismus und Neobarock und die Hinwendung zu einer historisierenden Neogotik auszeichnet. Als Vertreter dieses Stils ist außer dem Begründer Conrad Wilhelm Hase, der eine rege Bautätigkeit entwickelte, unter anderen sein Schüler Edwin Oppler hervorzuheben.
Inhaltsverzeichnis
Ursprung
Der Stil und seine Verbreitung im Raum Hannover geht auf den Konsistorialbaumeister und Architekturprofessor Conrad Wilhelm Hase (1818-1902) und seine Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule in Hannover zurück. Von 1849 bis 1894 lehrte er dort unter anderem die Fächer »Entwerfen öffentlicher und privater Gebäude«, »Höhere Baukunst«, »Formenlehre« und »Ornamentik«. Mit rückwärtsgerichteten Leitsätzen wie "Festhalten am Alten" und "Wahrheit und Klarheit in der Kunst" bemühte Hase sich um eine Loslösung von dem durch Laves repräsentierten klassizistischen Baustil und den aus Frankreich übernommenen neobarocken Tendenzen zugunsten stilistisch reinerer, mittelalterlicher Formen, die er zu einer neuen zeitgenössischen Bauweise weiter entwickelte. Sein Architekturstil - von Anhängern und Kritikern gelegentlich auch mit "Hasik" betitelt - war von der mittelalterlichen Backsteingotik geprägt, wobei die Statik der Gebäude und das verwendete – vorzugsweise heimische - Baumaterial für den Betrachter sichtbar bleiben sollten. Hase-Schüler wurden nicht nur leitende Baubeamte oder namhafte Architekten, sie unterrichteten auch als Lehrkräfte an Baugewerkschulen, so z. B. in Eckernförde, Hamburg oder Nienburg. Auch an der bedeutenden ersten norddeutschen Baugewerkschule in Holzminden gab es mit dem Lehrerverein »Kunstclubb« in den 1860er Jahren einen Kreis von Hase-Bewunderern, der bestrebt war, die »Hannoversche Schule« zu verbreiten.
Vertreter (Auswahl)
- Ludwig Droste (1814–1875)
- Conrad Wilhelm Hase (1818–1902)
- Hermann Hunaeus (1812–1893)
- Franz Andreas Meyer (1837–1901)
- Edwin Oppler (1831–1880)
- Julius Rasch (1830–1887)
- Christian Heinrich Tramm (1819–1861)
Stilelemente
- Orientierung am Stil der mittelalterlichen Backsteingotik
- vorzugsweise Verwendung heimischer Baumaterialien (Holz, Ziegel, Sandstein)
- Ziegelrohbaufassaden mit Backsteinziersetzungen
- Deutsches Band, Zahnschnitt und glasierte Ziegel als Zierelemente
- Staffelgiebel am Ortgang und Segmentbogenstürzen über Fenstern und Türen (Rundbogenstil)
- Verzicht auf Außenputz, dekorative Plastiken und farbige Flächen
- Erkennbarkeit des Ziegelrohbaus
Beispiele
- Künstlerhaus Hannover, 1853 bis 1856, Conrad Wilhelm Hase
- Schloss Marienburg, Schulenburg (Pattensen), 1857-1867, Conrad Wilhelm Hase und Edwin Oppler
- Christuskirche (Hannover), 1859-1864, Conrad Wilhelm Hase
- Jüdische Predigthalle, Hannover, 1861-1864, Edwin Oppler
- Synagoge, Hannover, 1863-1870, Edwin Oppler
- St. Lukas Kirche, Lauenau, um 1875
- Altes Rathaus (Hannover), Restaurierung 1878-1882, Conrad Wilhelm Hase
- Apostelkirche (Hannover), 1880-1884, Erweiterung 1889-1891, Conrad Wilhelm Hase
- Speicherstadt, Hamburg, um 1890
- Gerichtsgebäude, Lübeck, 1894-1896, Adolf Schwiening
- Gemeinde- und Pfarrhaus der Christuskirche Hannover, 1905-1906, Karl Börgemann
- Turnhalle des Turnklubb Hannover, 1864/65, W. Hauers, W. Schultz
Literatur
- Gustav Schönermark: Die Architektur der Hannoverschen Schule. Bde. 1-7, Hannover 1888-1895.
- Günther Kokkelink, Monika Lemke-Kokkelink: Baukunst in Norddeutschland. Architektur und Kunsthandwerk der Hannoverschen Schule 1850-1900. Schlütersche, Hannover 1998.
- Saskia Rohde: Im Zeichen der Hannoverschen Architekturschule: Der Architekt Edwin Oppler (1831-1880) und seine schlesischen Bauten in "Hannoversche Geschichtsblätter", Hannover, 2000, Hahnsche Buchhandlung, ISBN 3-7752-5954-6
- Klaus Mlynek: Hannoversche Architekturschule in: Stadtlexikon Hannover, S. 257
Weblinks
Commons: Hannoversche Architekturschule – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Neogotik
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