Jörg Herrmann

Jörg Herrmann
Jörg Herrmann

Klausjörg „Jörg“ Herrmann (* 8. Juni 1941 in Dresden) ist ein Produzent von Trickfilmen und der wahrscheinlich letzte Silhouettenfilmer der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bei den Luftangriffen auf Dresden wurde Herrmanns Familie 1945 ausgebombt. Herrmann wurde 1947 in Mulda eingeschult und kam 1949 wieder nach Dresden. Nach dem Abschluss der Grundschule (1955) und der Gesellenprüfung als Tischler (1958) begann er im Trickfilmstudio der DEFA als Animator zu arbeiten.

Von 1962 bis 1965 besuchte er die Abendoberschule und holte er das Abitur nach. In jenen Jahren produzierte er erste Trickfilme als Autor und Regisseur (Puppentrick).

Studium

Seit 1966 studierte er Regie und Szenaristik an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam. Nach dem Diplom 1970 war er in den folgenden neun Jahren Regisseur im Trickfilmstudio der DEFA und trat mit ersten Arbeiten auf dem Gebiet des Silhouettenfilms hervor. Zwischenzeitlich betrieb er ein Fernstudium Philosophie und Logik an der Humboldt-Universität, das er ebenfalls mit Diplom beendete.

Nach einer dreijährigen Aspirantur an der Hochschule für Film und Fernsehen promovierte er 1982 zum Dr. phil. (Filmwissenschaft) an der Humboldt-Universität zu Berlin magna cum laude.[1] An der Fachschulabteilung der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam baute er in beiden folgenden Jahren den Studiengang Trickfilmzeichner auf. Gleichzeitig arbeitete er als freiberuflicher Trickfilmmacher mit eigenem Trickatelier (35 mm Film) und produzierte bis zur sog. Wende (DDR) 24 Silhouettenfilme für den Abendgruß des Sandmännchens. Seit 1991 betreibt er ein eigenes Trickstudio in Kreischa bei Dresden.

Silhouettentrick

Als wohl letzter auf der Welt praktiziert Herrmann den klassischen Silhouettentrick. Diese Kunst erlernte er von Bruno J. Böttge, einem anerkannten Meister des Silhouettenfilms und Mitbegründer des DEFA-Studios für Trickfilme. Mit Böttge teilte sich Herrmann das Arbeitszimmer bei der DEFA. Nach seinem Tod (1981) wandte sich Herrmann dem Silhouettenfilm zu und trat damit auch in das Erbe seiner Erfinderin Lotte Reiniger.[2] Seine Frau Petra Herrmann übernahm die Psaligraphie und baute die Silhouettenfiguren. Sein Sohn Friedrich entwickelte die Trickbank „Heron“.

Zur Zeit produziert Dr. Herrmann einen Kino-Silhouettenfilm für die sorbische Domowina, der von der SLM (Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien) und von Vattenfall finanziert wird: „Der siebente Rabe“ , eine Neuerzählung der Krabat-Sage.

Herrmanns Verbindung der manuellen Silhouettenanimation mit den digitalen Gestaltungsmöglichkeiten erschloss der traditionsreichen deutschen Gestaltungsweise neue Wirkungsmöglichkeiten.

Filme

  • „Lieber Mohr“, Silhouettenfilm mit Böttge (1972), ein 20minütiger Kinderfilm über Karl Marx in London[3]
  • „Petri Heil“, Silhouettenfilmserie in 7 Folgen
  • „Das zuckersüße Land“
  • „Der Schwerpunkt“, Regie:Jörg Herrmann, Musik:Günther Joseck (1965)
  • „Champion“, Regie:Jörg Herrmann, Musik:Günther Joseck (1965)
  • „Chile“, Jörg Herrmann & Juan Forch, kritischer Filmbeitrag zu den Ereignissen im Andenstaat nach dem Putsch Pinochets (1976)
  • „Schattenfiguren“, 24 Folgen vom Sandmännchen
  • „Die Teufelsbraut“, mit farbigen Silhouettenfiguren für den Progress Filmverleih (1990)
  • „Der Lichterbogen“, eine Kombination von Realfilm und Silhouettenanimation über den Erzgebirgischen Schwibbogen
  • „Victory“, eine Parabel über Krieg, Krieger und Sieger (2008)

Buchbeiträge

  • Ursprünge, Wesen und Wandel der Animationskunst, in: Ralf Schenk, Sabine Scholze (Hg.) Die Trick-Fabrick – DEFA-Animationsfilme 1955–1990. Bertz + Fischer, Berlin 2003 ISBN 3-929470-27-6
  • Puppen im DEFA-Animationsfilm (Taschenbuch), in: von Sabine Scholze, Ines Seifert, Jörg Herrmann, Martina Großer, Finbarr Morrin – Verlag: DEFA-Stiftung; Auflage: 1 (April 2006) ISBN 3-00-018155-5

Einzelnachweise

  1. Dissertation: Animationsfilm – über Genese und Spezifik einer filmischen Gattung
  2. Der Silhouettenfilm ist der einzige deutsche Beitrag zur Trickfilmkunst
  3. Ausgezeichnet mit dem Preis des Ministeriums für Volksbildung und dem Orden Banner der Arbeit

Weblinks


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