- KZ Burgau
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Das Konzentrationslager Burgau war ein Außenlager des KZ Dachaus im gleichnamigen Burgau, einer Stadt im schwäbischen Landkreis Günzburg nahe der Autobahn 8 (München-Stuttgart).
Das KZ-Außenlager entstand erst in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs, um den Flugzeugbau von Militärflugzeugen der Firma Messerschmitt kriegsbedingt zu verlagern und dezentral zu organisierten. In der Nähe befindet sich der Flugplatz Leipheim. 1940 wurde dort als Zweigbetrieb der Messerschmitt AG zunächst eine Flugzeugwerft errichtet. Der Erstflug der Me 262, des ersten serienmäßig hergestellten Strahlflugzeugs, fand dort im Juli 1942 statt; ebenfalls ein Teil seiner Produktion. In diesem Zusammenhang entstand später das Konzentrationslager.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Noch im Februar 1945 wurde dort ein Männerlager und am 3. März ein Frauenlager errichtet. Die über 1.000 Häftlinge, darunter 500 jüdische Frauen und Mädchen aus Polen und Ungarn, wurden hierher aus den Konzentrationslagern Dachau, Bergen-Belsen und Ravensbrück verlegt. Bereits auf dem Transport dorthin starben Häftlinge. Die Arbeits- und Lebensbedingungen in den Kuno-Werken im Scheppacher Forst beim Flugzeugbau und im KZ waren unmenschlich. Als größtes Problem schilderten Häftlinge das Hungern und das Schlafen unter einem Dach ohne Wände. 18 Tote wurden auf dem jüdischen Friedhof in Ichenhausen begraben.[1] Die meisten der nach der Räumung des Lagers vor den heranrückenden amerikanischen Truppen verbliebenen Häftlinge, vor allem die jüdischen Frauen wurden im März und am 24. April 1945 über das KZ-Kommando Kaufering VI in Türkheim in Richtung Allach abtransportiert und es kamen mindestens 60 Häftlinge bei dem Todesmarsch um. Dort wurden die Überlebenden schließlich befreit.[2]
Die seit März 1944 für Verwaltungsaufgaben von der Firma Messerschmitt benutzten 14 Holzbaracken wurden ab Februar 1945 zu einer Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau umfunktioniert. Anfang März 1945 trafen zwei Eisenbahntransporte mit insgesamt 1.000 ungarischen und polnischen Jüdinnen aus den Konzentrationslagern Bergen-Belsen und Ravensbrück ein.[3]
Der am Ort tätige Arzt Karl Schäffer, der als Lagerarzt eingesetzt wurde, kümmerte sich in einem Ausmaß um Kranke und Tote, das weit über das übliche ärztliche Handeln von KZ-Ärzten hinausging. Dadurch wurden u.a. auch 18 Todesfälle standesamtlich registriert.
Nachkriegszeit
Das Konzentrationslager wurde nach dem Einmarsch der US-Armee im April 1945 als Gefangenenlager und ab Oktober 1946 zur Unterbringung von Displaced Persons und Heimatvertriebenen benutzt.
Literatur
- Wolfgang Benz u.a.: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. 2005 – 2009, ISBN 978-3-406-52960-3, Band 2. S. 301–302 (Zdenek Zofka)
- Sara Tuvel Bernstein: Die Näherin. List, 2001. ISBN 978-3548601144
- Eva Langley-Dános: Zug ins Verderben: Von Ravensbrück nach Burgau. Daimon, 2000. ISBN 978-3856305949
- Gernot Römer: Für die Vergessenen. KZ-Außenlager in Schwaben - Schwaben in Konzentrationslagern. Wißner Verlag, Augsburg 1984. 232 Seiten. ISBN 978-3896390479
- Zdenek Zofka: … erinnert nichts mehr an diese Geschichte. Das KZ-Außenlager Burgau. Landeszentrale für Politische Bildung Bayern. München 2000.
Weblinks
- Mahnmal nimmt Gestalt an. Günzburger Zeitung vom 8. Juli 2010
- Christian Gödecke: Hitlers geheime Flugzeugfabriken - Düsenjäger im Dickicht. Bei eines tages – Spiegelonline vom 30. November 2010
- Kirchengemeinde informiert über Konzentrationslager. In: Augsburger Allgemeine vom 11. Dez. 2009
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 149.
- ↑ Alois Epple: KZ Türkheim. Das Dachauer Außenlager Kaufering VI. Lorbeer Verlag, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-938969-07-6.
- ↑ Auf den Spuren jüdischen Lebens in Burgau.
48.42376110.416069Koordinaten: 48° 25′ 26″ N, 10° 24′ 58″ O
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