Karl Friedrich Fröbel

Karl Friedrich Fröbel

Karl Friedrich Fröbel (* 29. Oktober 1807 in Griesheim; † 9. Mai 1894 in Edinburgh) war ein deutscher Pädagoge und Direktor der Hamburger Hochschule für das weibliche Geschlecht.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Friedrich wurde 1808 als dritter von vier Söhnen des Pfarrers Johann Michael Christoph Fröbel in Griesheim (Ilmtal) geboren.[1] Als sein Vater Christoph im Jahr 1813 starb, übernahm der Onkel Friedrich Wilhelm August Fröbel, der später als Gründer der Kindergärten bekannt wurde, die Erziehung der Kinder. Unter dem Einfluss des pädagogischen Vorbild Friedrichs entwickelte auch Karl Ambitionen zur Erziehung. Er studierte Philosophie in Jena.

Lehrtätigkeit

Ab 1828 unterrichtete Karl Friedrich Fröbel als Mathematiklehrer an einer Pestalozzi-Schule in London (England). 1833 bekam er durch die Beziehungen seines Bruders Julius eine Stelle als Professor für englische Sprache und Literatur an der Zürcher Kantonsschule. Hier setzte er die Studien der Mathematik fort.

Erziehertätigkeit

Im Jahr 1845 öffnete Karl eine Erziehungsanstalt mit Kindergartenanschluss in Zürich, in der Jungen und Mädchen zusammen koedukativ und nach naturgemäßer Methode (familiär) erzogen wurden. Im Rahmen dieser Einrichtung erhielt Karl erstmals öffentlich Anerkennung als Erzieher. Die Idee der familiären Erziehung wollte Karl auch in einer Hochschule für Mädchen umsetzen. Es entwickelte sich eine Korrespondenz mit Johanna Küstner, die zu der Zeit noch in Breslau tätig war und sich für seine Ideen interessierte. Die beiden heirateten offenbar 1849.[2]

In der Schweiz konnte Karl aufgrund der restaurativen politischen Einstellung seine Pläne für eine höhere Mädchenbildungsanstalt nicht verwirklichen und suchte daher nach Wirkungsräumen in Deutschland. So trat er mit dem Hamburger Frauenverein in Kontakt, vermittelt durch Amalie Krüger, eine Schülerin seines Onkels. Karl Fröbel und Emilie Wüstenfeld begannen einen regen Briefwechsel zu entwickeln. Gemeinsam mit seiner Frau siedelte er 1849 nach Hamburg, um dort die „Hochschule für das weibliche Geschlecht“ zu leiten. Karl wurde zum Direktor der Bildungseinrichtung, auf Wunsch Wüstenfelds und Bertha Trauns. Friedrich Fröbel, der auf Anfrage von Johanna Goldschmidt in der Ausbildung tätig war, hatte sich bereits früher mit seinem Neffen zerstritten, weshalb eine Zusammenarbeit sehr schwierig war und Friedrich schon im Jahr 1851 die Hochschule wieder verließ. Im ersten Jahr schien die Schule unter der Leitung Karls erfolgreich, doch in der Schulpolitik kam es immer öfter zu Konflikten. Über viele scheinbar private Streitigkeiten konnte das Ehepaar Fröbel bald nicht mehr hinwegsehen und verabschiedete sich 1852 aus der Hochschule. Kurz darauf wurde diese geschlossen. Die Familie ging nach Schottland, wo Karl die Leitung einer Töchterschule in Edinburgh übernahm.

Werke

1839 entstand seine Schrift: Zeitgemäße Betrachtungen, von einem Deutschen, die anonym veröffentlicht wurde. Die zentralen Thesen hießen:

  • Das Reich Gottes ist ein Reich der Wissenschaft und Gerechtigkeit und die wissenschaftliche Forschung unterstützt dieses.
  • Man kann Standesunterschiede durch Bildung aufheben, dadurch wäre geistige und materielle Armut vermeidbar.
  • Man muss die Frauenbildung erneuern: Das Familienleben ist die Grundlage zum sittlichen Wesen, die Frau repräsentiert die Familie.
  • Eine einheitliche Bildung verhilft zur Völkervereinigung auf internationaler Ebene.[3]

Literatur

  • Elke Kleinau, Christine Mayer (Hrsg.): Erziehung und Bildung des weiblichen Geschlechts. Eine kommentierte Quellensammlung zur Bildungs- und Berufsbildungsgeschichte von Mädchen und Frauen. Band 1. Deutscher Studienverlag. Weinheim 1996.
  • Elke Kleinau: Bildung und Geschlecht. Eine Sozialgeschichte des höheren Mädchenschulwesens in Deutschland vom Vormärz bis zum Dritten Reich. Deutscher Studienverlag. Weinheim 1997.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Personenregister zur Gesamtausgabe der Briefe Friedrich Fröbel.
  2. Brief Friedrich Fröbels an Luise Levin vom 2.–3. Februar 1849: „zu Carl Fröbel nach Zürich - welcher sich hier die Johanne Küstner zur Frau geholt hat“. In einem Brief wenige Wochen zuvor (Friedrich Fröbel an Luise Levin vom 15.–20. Januar 1849) werden die beiden zwar zusammen genannt, aber noch ohne Hinweis auf eine bevorstehende Ehe. 1848 bezeichnete Friedrich Fröbel Johanna Küstner noch als „Jungfrau“ (Friedrich Fröbel an Elise Fröbe, 23. November 1848; 21. Dezember 1848), sie war also noch nicht verheiratet. Am 28. August 1849 schrieb Friedrich Fröbel an „Meine l. Nichte Johanna Fröbel“. Ungenau die Darstellung bei Eduard Spranger, Die Idee einer Hochschule für Frauen und die Frauenbewegung, Leipzig 1916, S. 28, dass Karl Fröbel mit seiner Frau Johanna „eine Art Landerziehungsheim in der Nähe von Zürich gegründet“ habe, die beiden also bereits 1845 verheiratet gewesen wären.
  3. vgl. "Die Hamburger Hochschule für das weibliche Geschlecht - Eine Untersuchung zur frühen Geschichte der Erwachsenenbildung; Diplomarbeit im Fach Erziehungswissenschaft an der Universität Kassel, liegt im Archiv der deutschen Frauenbewegung http://www.addf-kassel.de/ (Gottschalkstraße 57, 34127 Kassel)vor

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Friedrich Fröbel — Friedrich Wilhelm August Fröbel (* 21. April 1782 in Oberweißbach; † 21. Juni 1852 in Marienthal, Gemeinde Schweina) war ein deutscher Pädagoge (Schüler Pestalozzis), auf den die Bezeichnung Kindergarten für Einrichtungen zur K …   Deutsch Wikipedia

  • Fröbel — ist der Familienname folgender Personen: Friedrich Fröbel (F. W. A. Fröbel; 1782–1852), deutscher Pädagoge, Namensgeber der „Kindergärten“ Julius Fröbel (F. J. Fröbel; 1805–1893), deutscher Geologe, Mineraloge und Politiker Karl Friedrich Fröbel… …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold Karl Theodor Fröbel — (* 31. Juli 1810 in Griesheim (Ilmtal); † 3. März 1907 in Zürich) war ein Schweizer Kunstgärtner, Landschaftsarchitekt, Pflanzenzüchter und Gründer eines angesehenen Gartenbaubetriebes in Zürich, der ersten privaten Handelsgärtnerei der Schweiz.… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Wilhelm August Fröbel — Friedrich Fröbel Friedrich Wilhelm August Fröbel (* 21. April 1782 in Oberweißbach; † 21. Juni 1852 in Marienthal, Gemeinde Schweina) war ein deutscher Pädagoge (Schüler Pestalozzis), auf den die Bezeichnung Kindergarten für Einrichtungen zur… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Schrader (Jurist) — Karl Schrader (* 4. April 1834 in Wolfenbüttel; † 4. Mai 1913 in Berlin Schöneberg) war ein deutscher Jurist und Politiker, Mitbegründer vieler sozialer Einrichtungen, Stiftungen und Vereine. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Stoltze — (* 21. November 1816 in Frankfurt am Main; † 28. März 1891 ebenda) war ein Frankfurter Dichter und Schriftsteller, der vor allem durch seine Gedichte in Frankfurter Mundart bekannt wurde. Außerdem war er Verleger und Herausgeber der „Frankfurter… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Christian Friedrich Krause — (Eisenberg, 6 de mayo de 1781 † Múnich, 27 de septiembre de 1832) fue un autor y filósofo alemán. Es principalmente conocido por ser el creador del panenteísmo. Da nombre al krausismo, doctrina acuñada en España, que tanta importancia tuvo en… …   Wikipedia Español

  • Karl Otto von Raumer — (* 17. September 1805 in Stargard in Pommern; † 6. August 1859 in Berlin) war ein preußischer Staatsmann. Leben und Wirken Der Sohn des preußischen Generalmajors und Träger des Orden Pour le Mérite Karl Friedrich Heinrich von Raumer (1857–1831)… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl von Pritzelwitz — (* 1794; † 1874 auf Gut Schollene; vollständiger Name: Karl Friedrich Heinrich Ernst Joachim von Pritzelwitz) war ein preußischer Oberstleutnant und von 1821 bis 1848 Hofmarschall des Prinzen Friedrich von Preußen[1] sowie dessen Gemahlin… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich — /free drik/; Ger. /frddee drddikh/, n. a male given name. * * * (as used in expressions) Friedrich Leopold Baron von Hardenberg Baeyer Johann Friedrich Wilhelm Adolf von Beilstein Friedrich Konrad Benz Karl Friedrich Bernhardi Friedrich von… …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”