Kaserne Eilenburg

Kaserne Eilenburg
Kaserne Eilenburg
Erbaut 19131916, Erweiterungen 1934/1935
Besitzer Reichswehr (19131920)
Wehrmacht (19341945)
US Army (1945)
Rote Armee (19451958)
Nationale Volksarmee (19581990)
Bundeswehr (19901991)
Alte Kasernennamen
19341945 Flandern-Kaserne
Ehemalige stationierte Einheiten
19131918 III. Bataillon des 4. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 72
19161918 Ersatzbataillon des Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 72
19191920 VI. Abteilung des Landesjägerkorpes
1920 II. Bataillon des Jägerregiments 31
19351938 II. Bataillon des Infanterie-Regiments 32
19381945 Ersatzabteilung des 11. Infanterie-Regiments
19401945 Sanitäts-Ersatz- und Ausbildungsabteilung 4
1945 Sanitäts-Ersatz- und Ausbildungsabteilung 8
 ?–1958 350. Artillerie-Regiment der Roten Armee
19611969 (Unteroffizier-)Ausbildungsregiment 7
19691979 Unteroffizierschule IIKurt Bennewitz
19791990 Bataillon funkelektronischer Kampf 3
19811984 Funkaufklärungsbataillon 3
19811984 Funkaufklärungsbataillon 5
19811984 Spezialaufklärungskompanie 3
19811984 Spezialaufklärungskompanie 5
19841990 Geschoßwerfer-Abteilung 3Georg Schwarz

Die Kaserne Eilenburg war eine militärische Einrichtung in der Stadt Eilenburg (heute Sachsen), die von 1913 mit einer mehrjährigen Unterbrechung bis 1991 bestand und im Laufe ihrer Geschichte von verschiedenen deutschen und alliierten Armeen genutzt wurde. Als Infanterie-Kaserne erbaut, wurden hier später auch Artillerie, Sanitätsabteilungen und Einheiten der Elektronischen Kampfführung stationiert. Sie befindet sich im Südosten des Stadtteils Mitte unweit des Stadtbahnhofs und wird im Süden von der Eisenbahnstrecke HalleCottbus begrenzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 25. Juni 1913 wurden die Planungen der preußischen Heeresverwaltung, die Eilenburg als Standort des III. Bataillons des 4Thüringischen Infanterie-Regiments Nr72 vorsahen, der Öffentlichkeit vorgestellt. Noch im selben Jahr wurde in Vorbereitung auf den Ersten Weltkrieg mit dem Bau einer Kaserne in einem bisher unbebauten Auengebiet der Mulde in der Nähe des Bahnhofes begonnen. Am 9. August 1914 rückte das in Eilenburg stationierte Regiment an die Westfront aus und kehrte am 23Dezember 1918 zurück. 1916 wurde die Kaserne fertiggestellt und es zog das Rekrutendepot des Ersatzbataillons des Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 72 nach Eilenburg, womit an diesem Standort etwa 3.200 Soldaten stationiert waren. Im November 1918 wurde das hier stationierte Ersatzbataillon aufgelöst. Am 26Mai 1919 zog die VIAbteilung des Landesjägerkorpes (16Reichswehrbrigade) in die Kaserne ein, die den Standort bereits am 21März 1920 wieder verließ. Kurz vor der Auflösung der Eilenburger Garnison zog am 11April 1920 noch das IIBataillon des Jägerregiments 31 der Reichswehr ein.[1][2]

Infolge der militärischen Bestimmungen des Versailler Vertrages nach dem Ersten Weltkrieg, welcher unter anderem die Reduzierung des Heeres auf 100.000 Soldaten und die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht beinhaltete, wurde die Eilenburger Garnison zum 20Oktober 1920 aufgelöst. Am 31Oktober 1920 zogen die 11., 14., und 15Hundertschaft der Sicherheitspolizei ein, die die Kaserne bereits am 21Mai 1921 wieder verließen. Am 22Januar 1922 kaufte die Stadt die meisten Gebäude für zwei Millionen Reichsmark. Die Gebäude wurden seit 1920 zu Notwohnungen umgebaut, gleichzeitig bezogen Teile der Stadtverwaltung sowie Kataster- und Zollamt die ehemaligen Kasernengebäude. In den Baracken wurden bis zu ihrem Abriss 1930 Arme, Kranke, Verletzte und Soldaten einquartiert.[2]

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und den nun einsetzenden enormen Aufrüstungsbemühungen wurde mit dem Einzug der Heeresstandortverwaltung 1934 der alte Kasernenstandort reanimiert, welcher nun den Namen Flandern-Kaserne trug. Am 2. Juli 1935 zog das II. Bataillon des Infanterie-Regiments 32 der Wehrmacht ein, dessen Kommandeur Major Christoph Stengel wurde. Dieses wurde 1938 nach Brüx (heute Most (Tschechien)) verlegt und es zogen dafür die Ersatzabteilung des 11Infanterie-Regiments aus Leipzig und im Juli 1940 die Sanitäts-Ersatz- und Ausbildungsabteilung 4 ein. Ab 1940 wurde die Kaserne auch als Lazarett und als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt. 1945 zog noch die 8Sanitätsersatzabteilung ein.[1]

Am 17. April 1945 erreichten die amerikanischen Verbände Eilenburg; nach einer mehrere Tage andauernden Artillerie-Schlacht wurde die Stadt von den Amerikanern eingenommen, so dass die US Army die militärischen Einrichtungen vom 25April bis zum 1Juli nutzte. Ihnen folgten die sowjetischen Besatzer der Roten Armee mit dem 350Artillerie-Regiment, die bis 1958 stationiert blieben.[1] Mit der Aufstellung des Ausbildungsregiments 7 im Militärbezirk III der Nationalen Volksarmee (NVA) wurde Eilenburg neben Spremberg zu dessen Standort bestimmt. Die dazugehörigen 757 Soldaten rekrutierte man aus 61 bereits bestehenden Einheiten. Die Bewaffnung und weitere militärische Ausrüstung stammte vom Mototorisierten Schützenregiment 12 der 6. Motorisierten Schützendivision. Infolge von Aufrüstungsbestrebungen vor dem Hintergrund des Kalten Krieges wurde Eilenburg per Ministerbefehl zum 1Oktober 1961 als Standort für eine Unteroffiziersschule bestimmt. Das vorhandene Regiment umfasste damals 146 Offiziere, 188 Unteroffizier, 86 Soldaten und 1.010 Unteroffiziersschüler. Die Umbenennung in Unteroffizierausbildungsregiment erfolgte am 8März 1962, welches im selben Jahr durch Umstrukturierung zur Unteroffiziersschule (US) II wurde. Diese erhielt am 1März 1971 den Ehrennamen Kurt Bennewitz nach dem Eilenburger antifaschistischen Widerstandskämpfer. 1967 errichtete die NVA für die stationierten Soldaten ein Kulturhaus („NVA-Klubhaus“), das heutige Bürgerhaus. Im Herbst 1979 wurde die Unteroffiziersschule in die Stadt Delitzsch transloziert, welche damit erstmals seit 1945 wieder Garnisonsstadt wurde.[1]

Eilenburg blieb jedoch weiterhin Militärstandort. Dort befand sich vom 27Oktober 1979 bis zur Auflösung der NVA am 2Oktober 1990 das Bataillon funkelektronischer Kampf (BfeK) 3, welches am 1März 1988 den Ehrennamen Friedrich Adolf Sorge erhielt. Dessen Aufgabe war die gezielte Funkstörung und Funkaufklärung; so wurde unter anderem der Funkverkehr der US Air Force abgehört und mitgeschnitten. Der Personalbestand betrug etwa 500 Mann.[3][4] Es war der einzige NVA-Truppenteil mit einem automatisierten Führungssystem.[5] Von 1981 bis 1984 befanden sich hier auch die Funkaufklärungsbataillone (FuFuTAB3 und 5 sowie die Spezialaufklärungskompanien (SAK3 und 5. Weiterhin befanden sich in Eilenburg noch seit dem 5November 1984 die Geschoßwerfer-Abteilung (GeWA) 3Georg Schwarzmit BM-21 und RM-70.[6], das Wehrkreiskommando Eilenburg[7] und ein Fahrzeugbestand[1]. Nachdem die Kaserne an die Bundeswehr überging, wurde die Aufgabe des Standortes beschlossen. Der Auflösungsappell fand am 27März 1991 statt, der Gebäudekomplex ging danach in die Hand des Bundesvermögensamtes über.[2][1]

Heutige Nutzung

Heute sind die meisten Gebäude der ehemaligen Kaserne einer neuen zivilen Nutzung zugeführt. So beherbergen die ehemaligen Blöcke I bis VI Außenstellen des Landratsamtes Nordsachsen, das Amt für ländliche Entwicklung, die Schule am Bürgergarten, die Stadtbibliothek, das Jugendhaus VI sowie einen Schulhort. Im ehemaligen Gebäude der Nachrichten- und Sicherstellungskompanie und des Medpunktes befindet sich heute das Amtsgericht Eilenburg. Weiterhin befinden sich in ehemaligen Militärgebäuden das Technische Hilfswerk mit einem Fuhrpark und der Bauhof der Stadt Eilenburg. Als Neubauten entstanden seit dem Ende der militärischen Nutzung das Finanzamt Eilenburg, eine Zweifelder-Sporthalle sowie ein Sportplatz. Der ehemalige Exerzierplatz dient heute als Parkplatz. Die entstandene Straße trägt den Namen Dr.-Belian-Straße nach dem langjährigen Eilenburger Bürgermeister Alfred Belian. Dabei folgt die Hausnummervergabe den alten Bezeichnungen der Blöcke I bis VI. Der Begriff ehemalige Kaserne ist noch geläufig, heute wird das Gelände jedoch offiziell meist als Verwaltungszentrum Dr.-Belian-Straße ausgewiesen.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Manfred Wilde: Die Unteroffiziersschule des Heeres der Bundeswehr in Delitzsch in Delitzscher Jahrbuch für Geschichte und Landeskunde 2011, VerlagshausHeide-Druck“, Bad Düben
  2. a b c FALLE EB - Jugendhaus des DRK Kreisverbandes Eilenburg e.V.: ZeitensprüngeDie Geschichte des Kasernengeländes in Eilenburg von 1913 bis 2006
  3. BFEK-3Friedrich Adolf SorgeEilenburg (abgerufen am 3. Januar 2011)
  4. BFEK-3 in Kleines Blog-Lexikon (abgerufen am 3. Januar 2011)
  5. Bataillon Funkelektronischer Kampf 5 (BFEK-5) (abgerufen am 3. Januar 2011)
  6. Aufstellung zu Verbänden, TT und Einrichtungen der NVA auf den Seiten der Funktechnischen Truppen der NVA (abgerufen am 3. Januar 2011)
  7. Tarnamen und Fernwahlverzeichnis (abgerufen am 3. Januar 2011)

Weblinks

 Commons: Kaserne Eilenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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