Kathrine Switzer

Kathrine Switzer

Kathrine Switzer (Kathrine Virginia „Kathy“ Switzer; * 5. Januar 1947 in Amberg) ist eine US-amerikanische Pionierin des Marathonlaufs für Frauen.

Als Tochter eines Majors der United States Army kam sie in Deutschland zur Welt. 1949 kehrte die Familie in die USA zurück.

Mit 12 Jahren begann sie damit, jeden Tag eine Meile zu laufen, um als Hockey-Spielerin fitter zu werden. Als Journalistik-Studentin an der Syracuse University trainierte sie mit dem männlichen Leichtathletik-Team. Der Betreuer des Crosslauf-Teams Arnie Briggs, der 15mal am Boston-Marathon teilgenommen hatte, brachte sie auf die Idee, an diesem Rennen 1967 teilzunehmen. Zu dieser Zeit waren Frauen offiziell nur zu Wettkämpfen bis 800 m zugelassen. Da sie sich als „K. V. Switzer“ zusammen mit Briggs und ihrem Freund, dem Hammerwerfer Tom Miller, anmeldete, schöpfte niemand in der Organisation des Rennens Verdacht.

Nach einigen Meilen entdeckte der Renndirektor Jock Semple, dass eine Frau eine offizielle Startnummer trug, und versuchte, Switzer die Nummer abzureißen. Jedoch kam Miller seiner Freundin zu Hilfe und versetzte Semple einen Bodycheck, so dass Switzer das Rennen fortsetzen konnte und nach vier Stunden und 20 Minuten das Ziel erreichte. Die Rangelei hatte sich direkt vor dem Pressebus abgespielt, und so gingen die Fotos von diesem Vorfall um die Welt und lösten heftige Diskussionen um den Frauensport aus.[1][2][3] Switzer wurde zwar zwei Tage nach dem Lauf aus der Amateur Athletic Union ausgeschlossen, lief aber weiter inoffiziell Rennen.

1972 wurden dann erstmals Frauen offiziell in Boston zugelassen. Switzer wurde Dritte in 3:29:51 h. Im selben Jahr rief sie mit Fred Lebow, dem Begründer des New-York-City-Marathons, den Crazylegs Mini Marathon (heute New York Mini 10K) ins Leben, den ersten Straßenlauf nur für Frauen. 1973 wurde sie Vierte in Boston, Zweite beim New-York-City-Marathon und gewann den Maryland-Marathon, 1974 wurde sie Fünfte in Boston und siegte sowohl in New York City wie auch in Maryland. 1975 wurde sie Zweite in Boston mit ihrer persönlichen Bestzeit von 2:51:37 h und Siebte in New York City.

1977 überzeugte sie die Kosmetikfirma Avon mit dem Konzept einer internationalen Frauenlaufserie. Der von 1978 bis 1984 jährlich ausgetragenen Avon-Marathon trug wesentlich dazu bei, dass der Frauenmarathon 1984 Teil der Olympischen Spiele wurde, wofür Switzer geworben hatte, seit sie 1972 als Journalistin bei den Olympischen Spielen von München akkreditiert war. 1987 heiratete sie den neuseeländischen Literaturprofessor und Läufer Roger Robinson. Neben ihrer Tätigkeit als Lauforganisatorin wirkt sie als Buchautorin und Fernsehkommentarin.

Anlässlich der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung ihrer Autobiografie lief sie 2011 beim Berlin-Marathon zum 39. Mal einen Wettkampf über die 42,195-km-Distanz.[4][5][6] Mit einer Zeit von 4:36:32 h belegte sie den 56. Platz in der Altersklasse W60.

Veröffentlichungen

  • Running and walking for women over 40. 1998
    • Laufen und walking. Das sanfte Programm für Frauen ab 40. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek 2000, ISBN 3-499-19488-0
  • mit Roger Robinson: 26.2 marathon stories. 2006
    • Faszination Marathon. Geschichten und Bilder rund um die magischen 42,195 Kilometer. Südwest, München 2006, ISBN 978-3-517-08235-6
  • Marathon Woman. 2007

Weblinks

Fußnoten

  1. Heiko Oldörp: Kathrine Switzer: Die Marathon-Pionierin im Interview. In: Runner’s World. 15. April 2007
  2. Friedhard Teuffel: Das Recht zu laufen. In: Der Tagesspiegel. 11. Mai 2007
  3. Susanne Decker: Wissensfrage: Welche Frau überlistete das Organisationskomitee des Boston Marathons? In: Planet Wissen. 1. Juni 2009
  4. Michaela Widder: Pionierin läuft mit ihren «Enkelinnen». In: Mitteldeutsche Zeitung. 23. September 2011
  5. Ursula Thomas-Stein: In Freiheit laufen. In: Der Tagesspiegel. 23. September 2011
  6. K. Bühler: Marathon-Pionierin Kathrine Switzer: „Ich wollte zeigen, dass Frauen das schaffen“. In: Frankfurter Rundschau. 24. September 2011

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kathrine Switzer — is the first woman to run the Boston Marathon as a numbered entry. She entered and completed the race in 1967, five years before women were officially allowed to compete in it. She registered under the gender neutral K. V. Switzer . It was not… …   Wikipedia

  • Switzer — may refer to:* Barry Switzer * Bill Switzer * Bob Switzer * Carl Alfalfa Switzer * George Switzer * Jay Switzer * Jon Switzer * Kathrine Switzer * Kyle Switzer * Mary E. Switzer * Robert M. Switzeree also* Barry Switzer Center * Switzer, West… …   Wikipedia

  • Switzer — ist der Familienname folgender Personen: Barry Switzer (* 1937), American Football Trainer Carl Switzer (1927–1959), Schauspieler Kathrine Switzer (* 1947), US amerikanische Pionierin des Marathonlaufs für Frauen Stephen Switzer (1682–1745),… …   Deutsch Wikipedia

  • Miki Gorman — Miki ( Michiko ) Suwa Gorman (born 1935 in China) was one of America s foremost women s marathoners during the mid 1970s. Gorman is the only woman to win both the Boston and New York City marathons twice, and one of only two woman runners to win… …   Wikipedia

  • Marathon — For other uses, see Marathon (disambiguation). Competitors during the 2007 Berlin Marathon …   Wikipedia

  • Baltimore Marathon — Runners at the 2009 Baltimore Marathon Date Mid October Location Baltimore, Maryland …   Wikipedia

  • Nina Kuscsik — (born January 2, 1939) is a retired female long distance runner from the United States. Achievements All results regarding marathon, unless stated otherwise Year Competition Venue Position Notes Representing the  United States 1972 …   Wikipedia

  • National Distance Running Hall of Fame — The National Distance Running Hall of Fame was established on July 11, 1998, to honor those who have contributed to the sport of distance running. Many of those who are inducted have achieved great success as runners, but some members are… …   Wikipedia

  • Boston-Marathon — 2005 …   Deutsch Wikipedia

  • Maureen Wilton — Maureen Moe Wilton (born November 30, 1953) is a former Canadian long distance runner who is well recognized by the International Association of Athletics Federations as having set a world best in the marathon on May 6, 1967 with a time of… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”