Kein Hüsung

Kein Hüsung
Filmdaten
Originaltitel Kein Hüsung
Produktionsland DDR
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1954
Länge 94 Minuten
Altersfreigabe FSK 6
Stab
Regie Artur Pohl
Drehbuch Ehm Welk
Produktion DEFA
Musik Hans-Hendrik Wehding
Kamera Joachim Hasler
Schnitt Hildegard Tegener
Besetzung

Kein Hüsung ist eine deutsche Literaturverfilmung der DEFA von Artur Pohl aus dem Jahr 1954. Sie beruht auf der gleichnamigen Verserzählung von Fritz Reuter.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Das Jahr 1847 in Mecklenburg: Viele Jahre hat Johann dem Baron bereits als Tagelöhner gedient. Er liebt Mariken, die ein Kind von ihm erwartet, kann sie jedoch nicht heiraten, weil er kein Hüsung, also vom Baron kein Wohnrecht auf dessen Land hat. Trotz seiner Dienste verweigert ihm der Baron das Hüsung, als er erfährt, dass Johanns Frau Mariken werden soll. Mariken gesteht Johann, dass sie sich einst dem Baron verweigert hat und sie ihm seither verhasst ist. Als Mariken wiederum die Baronin um Hüsung bittet, reagiert diese empört auf Marikens voreheliche Schwangerschaft und jagt sie davon. Mariken hat Selbstmordgedanken, die Johann ihr jedoch vertreiben kann. Lieber will er mit ihr fortgehen.

Als Marikens Vater Brand schwer erkrankt, erlaubt der Baron nicht, einen Arzt zu holen. Als eines seiner Pferde erkrankt, wird wiederum sofort nach einem Viehdoktor geschickt. Vater Brand stirbt und der Baron untersagt den Bauern sogar, an seiner Beerdigung teilzunehmen, da sie stattdessen für ihn auf den Feldern die Rüben ernten sollen. Als Johann wenig später den Stall des Barons ausmistet, führt er wütend Selbstgespräche, in denen er sich über die Ungerechtigkeit der Welt allgemein und die des Barons speziell beklagt. Als der Baron unbemerkt hinzutritt, kommt es zur Konfrontation. Nachdem der Baron Johann mit einer Peitsche geschlagen hat, ersticht Johann den Baron mit seiner Mistgabel. Der Verwalter Oll Daniel verhilft Johann zur Flucht und versorgt ihn kurze Zeit später mit Geld und Essen. Johann flieht außer Landes und die anderen Bauern verraten ihn nicht.

Zu Weihnachten bringt Mariken das gemeinsame Kind auf die Welt. Sie lebt bis auf die Unterstützung der Bauern allein in ihrem Elternhaus. Als ihr mitgeteilt wird, dass sie in Kürze auf einem Nachbarhof arbeiten soll, stimmt sie zu. Sie verweigert sich erst, als sie hört, dass sie ihr Kind weggeben soll. Die Baronin, zu der Mariken in einer kalten Winternacht mit ihren Sohn eilt, versagt ihr und ihrem „Mörderkind“ jede Hilfe. Auf dem Rückweg vom Gut bricht Mariken mit ihrem Baby im Arm am Wegesrand zusammen. Am nächsten Morgen findet Oll Daniel die tote Mariken. Ihr Kind hat überlebt.

Zehn Jahre später kehrt Johann ins Dorf zurück. Er ist die letzten Jahre auf Wanderschaft gewesen, hat die Revolution 1848 miterlebt und die Bauern zum Aufbegehren gebracht. Er holt seinen Sohn ab, mit dem zusammen er weiterziehen will. Auch der in die Jahre gekommene Oll Daniel, der den Jungen großgezogen hat, soll mit den beiden kommen, entscheidet sich jedoch, sein Hüsung zu beanspruchen – im Himmel bei Mariken.

Produktion

Bereits 1952 hatte Hans-Georg Rudolph mit der Verfilmung von Kein Hüsung begonnen. Das Drehbuch stammte ebenfalls von Ehm Welk, die Hauptdarsteller waren Robert Zimmerling (Johann) und Liane Croon (Mariken). Der Film betonte das revolutionäre Element und wich dabei von der zugrundeliegenden Verserzählung ab – am Ende sollte es zu einem Bauernaufstand kommen, bei dem Johann den Baron tötet. Nach ersten abgedrehten Szenen wurde die Arbeit am Film jedoch im Dezember 1952 abgebrochen, da der Film zu episch angelegt sei und Kameraarbeit und Schauspieler nicht überzeugten.[1] Die Szenen des ersten Verfilmungsversuchs der DEFA gelten als vernichtet.

Im Folgejahr griff Arthur Pohl – „mit seinem Hang zur gediegenen Literaturadaption gilt er bei der DEFA als eine ‚sichere Bank‘“[2] – den Stoff wieder auf. Die Hauptfiguren wurden nun durch das spätere Schauspieler-Ehepaar Eva Kotthaus (Mariken) und Rudolf Krieg (Johann) verkörpert. Der Film, der sich enger an die Literaturvorlage hält, wurde von 1953 bis 1954 gedreht und erlebte am 29. April 1954 im Berliner Kino Babylon und im DEFA-Filmtheater Kastanienallee seine Premiere. Am folgenden Tag kam er in die Kinos der DDR und lief am 14. Mai 1954 erstmals auf DFF 1 im Fernsehen.

Kritik

Die Weltbühne kritisierte am Film die typisierte und schablonenhafte Zeichnung der Charaktere, deren Handeln ebenso schablonenhaft erfolge.[3] Der Spiegel schrieb: „Ehm Welk wies überzeugend nach, daß die Liebe immer noch das Brot der Armen ist und offerierte dann als volkserotisches Filmsujet die plattdeutsche Ballade ‚Kein Hüsung‘ von Fritz Reuter. Zusammen mit seiner auch schriftstellernden Ehefrau Agathe, geborene Lindner, machte Ehm Welk aus der Reuter-Dichtung einen saftigen Defa-Volltreffer.“[4]

Der film-dienst nannte Kein Hüsung „künstlerisch bedeutsam und trotz gelegentlicher Übersteigerung überzeugend.“[5] Cinema schrieb zum Film: „Fazit: Kritischer Blick auf menschenunwürdige Verhältnisse“.[6]

Literatur

  • Kein Hüsung. In: F.-B. Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-349-7, S. 318–319.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kein Hüsung (1952). In: F.-B. Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, S. 737.
  2. Ralf Schenk (Red.), Filmmuseum Potsdam (Hrsg.): Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946–1992. Henschel, Berlin 1994, S. 139.
  3. Carl Andrießen in: Weltbühne, Nr. 17, 1954, S. 537ff.
  4. Brot der Armen. In: Der Spiegel, Nr. 21, 1953, S. 31.
  5. Vgl. zweitausendeins.de
  6. Vgl. cinema.de

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