Kloveniersburgwal

Kloveniersburgwal

Der Kloveniersburgwal, im Volksmund auch de Kloof genannt, ist eine der ältesten Grachten in Amsterdam. Er liegt im Osten des mittelalterlichen Kerns von Amsterdam zwischen dem Nieuwmarkt und der Amstel.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name geht auf die Kloveniers zurück, einen Musketentyp, den die Schuttersgilde (Schützenbruderschaft) in Gebrauch hatte und der auch auf Rembrandts berühmten Gemälde Die Nachtwache abgebildet ist.

Geschichte

Mit der Geldersekade und dem Singel bildete der Ende des 15. Jahrhunderts gegrabene Kloveniersburgwal als östlicher Teil den Stadtgraben um die mittelalterliche Innenstadt von Amsterdam. Am der Stadt zugewandten Ufer des Kanals wurde 1481 eine Stadtmauer gebaut mit drei kleinen und einem großen Wachtturm (Swijgh Utrecht). Angrenzend an die Mauer lagen hauptsächlich Gärten sowie das Bethanienkloster. Nachdem weitere Kanäle gegraben und neue Verteidigungswerke errichtet waren, wurde die Stadtmauer am Kloveniersburgwal überflüssig und durch Wohnhäuser ersetzt.

Im Zweiten Weltkrieg, Anfang Februar 1941, bildete der Kloveniersburgwal die Grenze für das von der nationalsozialistischen deutschen Besatzern eingerichtete Ghetto „Jodenbuurt“ (deutsch: Judenviertel). In diesem Stadtviertel zwischen Hauptbahnhof, Kloveniersburgwal, Waterlooplein, Valkenburgerstraat und Prins Hendrikkade lebten zu dieser Zeit mehr als 25.000 jüdische Bewohner.

Die 1985 gegründete Stiftung De Roode Draad befand sich seit 1987 am Kloveniersburgwal, der in unmittelbarer Nähe des Rotlichtviertels De Wallen liegt. Die Stiftung setzte sich für die Rechte der illegalen und legalen Prostituierten in Amsterdam ein und wurde im Juni 2009 wegen fehlender finanzieller Mittel geschlossen.

Einzelne Gebäude

Im 1409 erstmal erwähnten Sint-Paulusbroederklooster (Sankt-Paulus-Brüderkloster), ursprünglich außerhalb der Stadtmauern gelegen, lebten keine Mönche, sondern fromme Bürger, die ein klösterliches Leben bevorzugten. Das Kloster gehörte zum „Dritten Orden“ der Franziskaner. Das erste Kloster entstand am Oudezijds Achterburgwal, 1415 wurde am Kloveniersburgwal das Kloster erweitert. Bis zum Jahre 1497 breitete sich das Kloster aus und umfasste ein Gebiet zwischen Spinhuissteg, Oudezijds Achterburgwal, Kloveniersburgwal und Oude Hoogstraat.[1] Um 1530 wurden Teile des Klosters wegen finanzieller Schwierigkeiten verpachtet oder verkauft. Nach und nach wuchs die Stadt Amsterdam, bis das Kloster 1544 innerhalb der Stadt lag. Am 26. Mai 1578 wurde die katholische Stadtregierung von Amsterdam abgesetzt und alle Kirchen und Klöster wurden von der Stadt konfisziert. Dieses Ereignis wurde unter dem Namen „Alteratie von Amsterdam“ bekannt. An der Stelle des Klosters wurde Anfang des 17. Jahrhunderts das Oost-Indisch Huis, die Zentrale der Niederländischen Ostindien-Kompanie errichtet.

Am Kloveniersburgwal befindet sich das ehemalige Altersheim Oudemanhuispoort, gegründet am 9. August 1602. Tausende von älteren Menschen wohnten hier während der über 230 Jahre langen Geschichten des Heims. Mit Lotterien wurde das Geld für Essen und Trinken zusammengebracht; der Tagesablauf wurde durch Gottesdienst und strenge Regeln bestimmt.[2].

Amsterdam, Stadtgraben: Kloveniersburgwal

Gegen Ende 1831 wurde das Altersheim geschlossen, und ab 1832 diente das Gebäude als Cholera-Krankenhaus, später als Akademie für Bildende Künste und 30 Jahre lang als Unterkunft für das Museum Van der Hoop, den Vorgänger des heutigen Rijksmuseums. Seite 1880 ist der Poort ein wichtiges Zentrum für die Universität von Amsterdam [3]. Heute dient der Oudemanhuispoort auch als Eingang zu einem täglich stattfindenden Büchermarkt.

Am Kloveniersburgwal Nr. 56 bis 58 befindet sich ein sogenanntes Zwillingshaus von 1740, bestehend aus zwei schmalen gleichaussehenden Häusern, die 1996 renoviert wurden.

Am Kanal Nr. 50 wurde 1793 die Kirche De Kloof gebaut; sie steht heute unter Denkmalschutz (Rijksmonument). In der ehemaligen Kirche ist seit 1990 das Compagnietheater untergebracht. Am Kanal befinden sich außerdem das literarische Theater Perdu sowie der Doelenzaal, Spielstätte des Internationalen Tanztheaters.

Das breiteste Wohnhaus in Amsterdam mit einer Breite von 22 Metern ist das Trippenhuis am Kloveniersburgwal Nr. 29. Es wurde 1660 von den Brüdern Lodewijk und Hendrick Trip erbaut. Eines der schmalsten Häuser in Amsterdam ist die Nr. 26 mit einer Breite von 2,44 Meter. Es bekam die Namen das Kleine Trippenhuis und Huis van de koetsier van de heer Trip (Haus des Kutschers von Herrn Trip).

Das Binnengasthuis am Kloveniersburgwal war 400 Jahre lang das größte Krankenhaus von Amsterdam. Die Tweede Chirurgische Kliniek (Zweite chirurgische Klinik) und das Zusterhaus (Schwesternhaus) wurden 1897 angebaut[4].

Einzelnachweise

  1. Die Geschichte des Sankt Paulus-Bruderklosters; mit Abbildungen. Niederländisch; abgerufen am 23. Juni 2009
  2. Jurjen Vis: De Oudemanhuispoort en haar gebruikers
  3. Gemeente Amsterdam, Bureau Monumenten en Archeologie vom 19. Juni 2008. Geschichte des Oudemanhuispoort. Niederländisch, abgerufen am 23. Juni 2009
  4. Geschichte des Krankenhauses Binnengasthuis. Niederländisch; abgerufen am 25. Juni 2009

Literatur

  • Jurjen Vis: De Oudemanhuispoort en haar gebruikers 1602-2002. Uitgeverij Boom 2002

Weblinks

 Commons: Kloveniersburgwal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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