Kommunistische Partei Thailands

Kommunistische Partei Thailands

Die Kommunistische Partei Thailands (Communist Party of Thailand, CPT, พรรคคอมมิวนิสต์แห่งประเทศไทย, abgekürzt พคท.) war eine marxistisch-leninistische Partei in Thailand, die zwischen 1942 und den frühen Neunziger Jahren aktiv, aber nur während einer Periode von drei Jahren legal war (1946 bis 1948). In ihrer Hochzeit war die Partei nach der vietnamesischen die zweitgrößte kommunistische Partei in Südostasien. Zu dieser Zeit agierte die Partei im Norden und Süden sowie im Nordosten Thailands (dem Isan) wie ein Staat im Staate[1].

Flagge der Kommunistischen Partei von Thailand, die identisch mit der Flagge der chinesischen Kommunistischen Partei ist

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Kommunistischen Partei von Thailand

Gründung und Anfangsjahre (Vierziger und Fünfziger Jahre)

Die Partei wurde am 1. Dezember 1942 als Kommunistische Partei von Siam gegründet, doch begannen kommunistische Aktivitäten bereits 1927. Anfangs unter Intellektuellen und im Beamtenapparat in Bangkok verbreitet, wuchs die Zahl der Mitglieder der Partei langsam an. Das geheime Hauptquartier befand sich in einem traditionellen thailändischem Holzhaus an der Si-Phraya-Straße in Bangkok[2]. Nach britischen Geheimdienstinformationen waren 1948 deutlich weniger als 3.000 Mitglieder landesweit zu verzeichnen[3]. Im Februar 1951 nahm die CPT am 2. Internationalen Kongress der Kommunistischen Partei von Vietnam in Tuyen_Quang teil.

Der Volkskrieg (Sechziger Jahre)

Während der ersten Hochphase des Kalten Krieges nahm die CPT an einem Internationalen Treffen der Kommunistischen und Arbeiterparteien in Moskau teil, doch während des folgenden Auseinanderdriftens der Sowjetunion und Chinas hielt man sich an China und folgte ideologisch dem Maoismus. Dies zeigte sich in der Glückwunschadresse an die Volksrepublik China anlässlich ihres 15-jährigen Bestehens. Bereits im März 1962 eröffnete die CPT einen Radiosender namens Stimme des Volkes von Thailand[4].

Im August 1965 begannen bewaffnete Zusammenstöße, nachdem die Partei über den Sender Stimme des Volkes von Thailand eine "Ära des bewaffneten Kampfes" ausgerufen hatte. Die Kämpfe begannen in der Amphoe Na Kae, Provinz Nakhon Phanom, Schätzungen zufolge mit einer Streitmacht von etwa 1.200 Leuten[5].

Die zunehmende Präsenz US-amerikanischer Truppen in Thailand förderte die Entwicklung der Kommunistischen Partei im Lande, deren Vertreter auf dem Standpunkt standen, dass Thailand unter der direkten Kontrolle der USA standen und damit kolonialisiert waren; man sprach von "Neo-Kolonialismus". Im Sinne dieser Logik nahm die CPT deshalb den Kampf für nationale Unabhängigkeit auf[6]. Im Jahre 1968 wurde dieser Standpunkt jedoch von den Maoisten in der Partei insofern zurechtgerückt, die von Thailand als einem halbkolonialen Land sprachen.

1969 wurde das Oberkommando der Volksbefreiungsarmee Thailands ins Leben gerufen, was eine neue Phase im internen Guerillakrieg darstellte. In der Folge begannen bewaffnete Kämpfe in verschiedenen Gebieten von Nord-Thailand. Gleichzeitig formierten sich Streitkräfte im Süden, an der Grenze zu Malaysia, wo Gleichgesinnte aus der Kommunistischen Partei von Malaysia bereits agierten. Im Juli 1969 wurden neun Mitglieder der CPT verhaftet, darunter ein hoher Funktionär des Zentralkomitees. Die thailändische Regierung feierte die Verhaftungen als wichtigen Sieg über den Kommunismus.

Blütezeit

Seit 1970 erhielt die Volksbefreiungsarmee Thailands beträchtliche logistische Hilfe aus China und Nord-Vietnam, woraufhin die Armee ihre Operationen ausweiten konnte, unter anderem wurden US-amerikanische Bomberbasen angegriffen[7].

Nach einer kurzen Zeit allgemeiner Meinungsfreiheit in Thailand drängte die Militärführung zurück an die Macht, was am 6. Oktober 1976 zu einem Massaker an demonstrierenden Studenten der Thammasat-Universität und am Sanam Luang in Bangkok führte. Im Anschluss daran verzeichnete die CPT vermehrten Zulauf, meist von Studenten, Arbeitern, Intellektuellen und Bauern. Viele der neuen Mitglieder erhielten politische und militärische Instruktionen durch Thais, Laoten und Vietnamesen in Lagern der Volksbefreiungsarmee in Laos[8]. Vielen der an das angenehme Stadtleben gewöhnten Studenten und Arbeiter fiel das harte Leben im Dschungel schwer, so dass die Armeeführung der Volksbefreiungsarmee dazu überging, die Rekruten in Dörfern unterzubringen. In Gruppen von fünf bis zehn Menschen wohnten sie in den etwa 250 "befreiten Dörfern" des Landes.

Um 1977 hatte die Volksbefreiungsarmee etwa 6.000 bis 8.000 bewaffnete Kämpfer und die Partei geschätzte eine Million Sympathisanten. Offiziellen Angaben zufolge war die Hälfte aller Provinzen kommunistisch infiltriert[9]. Der Eintritt linksgerichteter Intellektueller verbesserte die Möglichkeiten der CPT, Einfluss auf weitere Schichten der thailändischen Gesellschaft zu nehmen. Am 7. Mai 1977 erklärte die Sozialistische Partei von Thailand ihren Eintritt in den bewaffneten Kampf an der Seite der CPT. Am 2. Juli formierten sich beide Parteien zu einer Vereinigten Front.

Neue Allianzen

Die weitere Entwicklung der Kommunistischen Partei Thailands wurde durch die globalen politischen Prozesse im Anschluss an den umwälzenden China-Besuch von US-Präsident Richard Nixon 1972 und dem Ende des Vietnamkrieges bestimmt. Da die Partei abhängig von der Unterstützung aus benachbarten Staaten und befreundeten kommunistischen Organisationen war, wirkte sich jede Änderung der Beziehungen direkt auf die CPT aus. Als sich die internationalen Beziehungen veränderten, fand sich die CPT binnen Kürze in einer isolierten Position wieder.

Im Herbst 1978 entstanden aufgrund des Bruchs zwischen der Sowjetunion und der Volksrepublik China bewaffnete Auseinandersetzungen in Südostasien: ein Krieg zwischen Kambodscha und Vietnam brach, beide wichtige Unterstützer der CPT. Laos, das für die Volksbefreiungsarmee Thailands so überaus wichtig war, ging an die Seite Vietnams, während sich die CPT neutral verhielt. In der Folge wies die laotische Regierung die Angehörigen der Volksbefreiungsarmee und der CPT aus Laos aus, was dem militärischen Arm der CPT das Rückgrat brach. Am 22. Oktober 1979 gründete Bunyen Worthong zusammen mit anderen Studentenführers und Intellektuellen in Vientiane die Thai Isan Liberation Army, allgemein als Pak Mai (Neue Partei) bekannt. Pak Mai vertrat vietnamesisch-laotische Positionen und agierte von laotischem Boden aus[10]. Bereits Mitte 1979 hatte die CPT den Einmarsch vietnamesischer Truppen in Kambodscha verurteilt.

Die Annäherung von Thailand und der Volksrepublik China führte zu verbesserten Handelsbeziehungen. Der gemeinsame Feind der Regierungen war nun das pro-sowjetische Vietnam, und die logistische Unterstützung Chinas für die CPT ging dramatisch zurück. Die Kommunistische Partei Chinas riet der CPT, ihren revolutionären Tonfall zu dämpfen. Der CPT-Radiosender "Stimme des Volkes von Thailand" sendete am 11. Juli 1979 zum letzten Mal.

Niedergang (Achtziger Jahre)

Seit 1980 arbeitete die thailändische Regierung an der Zerschlagung der CPT auf friedlichem Wege. Im Kabinettsbeschluss 66/2523 wurden die Kader der CPT aufgefordert, sich von der Partei loszusagen. Ihnen wurde Amnestie versprochen. Im März 1981 brach die Sozialistische Partei Thailands mit der CPT und beendete die Vereinte Front aufgrund des "Einflusses fremder Mächte" auf die CPT[11]. Die Führung der CPT schlug daraufhin Friedensgespräche mit der thailändischen Regierung vor, die vorher allerdings auf der Demobilisierung der bewaffneten Kämpfer bestand. Der Direktor der Operationsabteilung der thailändischen Armee, generalmajor Chavalit Yongchaiyudh, erklärte am 25. Oktober 1981, dass sich der Krieg gegen den bewaffneten Arm der CPT seinem Ende näherte, da nun alle größeren Basen der Volksbefreiungsarmee im Norden und Nordosten des Landes zerstört wären[12].

1982 bot die thailändische Regierung unter General Prem den Kämpfern der CPT und der Volksbefreiungsarmee Amnestie an (Kabinettsbeschluss 65/2525). In der Folge wandten sich viele Kader von der CPT ab, so dass ihr militärisches Potential entscheidend geschwächt war. Meist waren es die nach dem Massaker 1976 zur CPT gestoßenen Studenten und Intellektuellen, die sich mit der maoistischen Ideologie der CPT nicht mehr einverstanden erklärten, da Thailand als aufkommendes Industrieland andere Lösungen verlangte als den Kampf der Bauern. Nachdem zwei führende Köpfe der Partei, Damri Ruangsutham und Surachai Sae Dan verhaftet worden waren, versank die Cpt in der Bedeutungslosigkeit. Sie ist bis heute verboten.

Parteiorganisation

In den Siebziger Jahren wurde die Kommunistische Partei Thailands von einem siebenköpfigen Politbüro geführt, das vom Zentralkomitee gewählt, welches wiederum 25 Mitglieder zählte. Weitere Komitees der CPT folgten der Verwaltungsstruktur Thailands, mit Komitees auf Provinz-, Amphoe- und Tambon-Ebene.

Über die Führungspersonen selbst ist nur wenig bekannt, da diese der geheimhaltung unterlagen. Ein 1977 verfasstes kambodschanisches Dokument nennt als Anführer einen Khamtan (Spitzname von Phayom Chulanong)[13], doch auch "Kamerad Samanan" (Jaroen Wanngarn) wird als Führer der Partei genannt[14].

Zusammensetzung

Waren es anfangs hauptsächlich Chinesen, die als Mitglieder der Kommunistischen Partei Siams (und später Thailands) geführt wurden, so änderte sich die ethnische Zusammensetzung nach dem Massaker vom 6. Oktober 1976. Nun traten vermehrt ethnische Thais in die Partei ein und bildeten bald die Mehrheit[15].

Auch andere ethnische Gruppen in Thailand wurden von der Kommunistischen Partei angezogen, unter ihnen die Hmong, von denen viele im Norden des Landes die Basis der Mitgliedschaft bildeten. Dies geschah im Gegensatz zu den Hmong in Laos, die ganz überwiegend antikommunistisch eingestellt waren[16].

Einzelnachweise

  1. Battersby (1998-1999), 473-488
  2. http://www.asiapacificms.com/articles/chin_peng/ Buchbesprechung zu Bertil Lintner: From Decorated Hero to Public Enemy No. 1. Singapur 2004 (zuletzt abgerufen am 14. Juli 2011)
  3. http://www.ari.nus.edu.sg/docs%5CColdwar-project%5CCommunism-in-the-FarEast-JNedited-web.pdf Gemeinsamer Bericht der Geheimdienste für den Fernen Osten 1948 (zuletzt abgerufen am 14. Juli 2011)
  4. William R. Heaton: "China and Southeast Asian communist movements: the decline of dual track diplomacy". Asian Survey, Bd. 22 (1982), H. 8, S. 779-800
  5. Stephen I. Alpern: "Insurgency in Northeast Thailand: a new cause for alarm". Asian Survey, Bd. 15 (1975), H. 8, S. 684-692
  6. Stephen I. Alpern: "Insurgency in Northeast Thailand: a new cause for alarm". Asian Survey, Bd. 15 (1975), H. 8, S. 684-692
  7. Clark D. Neher: "Thailand: Toward fundamental change".Asian Survey, Bd. 11 (1971), H. 2, S. 131-138.
  8. David Morell und Chai-anan Samudavanija: "Thailand's revolutionary insurgency: chances in leadership potential". Asian Survey, Bd. 19 (1979), H. 4, S. 315-332.
  9. Martin Stuart-Fox: "Factors influencing relations between the Communist Parties of Thailand Laos". Asian Review, Bd. 4 (1979), H. 4, S. 333-352.
  10. Thomas M. Marks: "Thailand: anatomy of a counterinsurgency victory". Military Review (2007), abrufbar unter http://usacac.army.mil/CAC/milreview/English/JanFeb07/Marks.pdf (zuletzt abgerufen am 14. Juli 2011).
  11. William R. Heaton: "China and Southeast Asian communist movements: the decline of dual track diplomacy". Asian Survey, Bd. 22 (1982), H. 8, S. 779-800.
  12. Surachai Sirkai: "general Prem survives on a conservative line". Asian Survey, Bd. 22 (1982), H. 11, S. 1093-1104.
  13. K. Viviane Frings: "Rewriting Cambodian history to 'adapt' it to a new political context: the Kampuchean People's Revolutionary Party's historiography (1979-1991). Modern Asian Studies, Bd. 31 (1997), H. 4, S. 807-846.
  14. William R. Heaton: "China and Southeast Asian communist movements: the decline of dual track diplomacy". Asian Survey, Bd. 22 (1982), H. 8, S. 779-800
  15. David Morell und Chai-anan Samudavanija: "Thailand's revolutionary insurgency: chances in leadership potential". Asian Survey, Bd. 19 (1979), H. 4, S. 315-332.
  16. Chaim Kaufmann: "Possible and impossible solutions to ethnic civil wars". International Security, Bd. 20 (1996), H. 4, S. 136-175.

Literatur

  • Paul Battersby: "Border politics and the broader politics of Thailand's international in the 1990s: from communism to capitalism. Pacific Affairs, Bd. 71 (1998-1999)m H. 4, S. 473-488

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