Militärheiliger

Militärheiliger
Gereon von Köln, 15. Jahrhundert

Militärheilige (Kriegerheilige, Soldatenheilige) genossen in der frühchristlichen Kirche eine Verehrung analog der jungfräulichen Märtyrer. Die Christenverfolgung unter Diokletian oder anderen Kaisern bildete in der Regel den Hintergrund für die Hagiographien der Soldatenheiligen. Diese waren nach dem Muster strukturiert: ein römischer Soldat bekehrt sich zum Christentum, was entdeckt wurde. Er erleidet die Folter, hält ihr aber wunderbarerweise stand und verweigert sowohl das Kaiseropfer als auch die Absage seines Glaubens und wird zum Märtyrer, zum „Kämpfer Christi“ (Athleta Christi).

Dimitrios von Thessaloniki, 12. Jh. griechisches Mosaik aus Kiew

In der Spätantike zeichneten andere christliche Hagiographen wie Sulpicius Severus anhand der Vita des Martin von Tours auch ein Frömmigkeitsbild mit eher militärkritischen Zügen, das den gewandelten geistigen, politischen und sozialen Idealen einer post-römischen Gesellschaft Rechnung trägt.

Den Prototyp des christlichen Soldatenheiligen bildet der Erzengel Michael, dessen frühester Kult aus dem 5. Jahrhundert mit dem Schrein von Monte Gargano überliefert ist. Die Verehrung von Soldatenheiligen setzte ein nach der Umwandlung von Michael in eine christliche Figur.

In der Orthodoxie hat die Verehrung der Militärheiligen im Großen und Ganzen eine weit ausgeprägtere Form angenommen als in der westlichen Kirche, zumal Byzanz von militärischen Krisen erschüttert war. Sie sind – anders als viele westlichen Militärheilige - meist vollständig mit Waffen für den Kampf ausgerüstet. Die wichtigsten sind St. Georg, Dimitrios von Thessaloniki (beide auf Ikonen häufig als Partner, beritten oder zu Fuß), Theodor Stratelates und Theodor der Rekrut. Die heiligen Fürsten Boris und Gleb wurden bei der Bekehrung der Slawen in die Liste orthodoxer Kriegsheiliger aufgenommen.

Soldatenheilige erscheinen tendenziell in krisenhaften Zeiten: Während der Kreuzzüge wurde aus dieser Liste der kühne waffentragende und Drachen erlegende St. Georg in den westlichen Kanon der Soldatenheiligen eingeführt, wo er zum bedeutendsten und verbreitetsten Militärheiligen der katholischen Welt avancierte. Verbreitet ist seine Darstellung als aktiver Kämpfer, Sieger und Triumphator, während seine Genossen St. Sebastian wie auch St. Mauritius zumeist als Märtyrer dargestellt werden. In dieser Zeit verbreitete eine zweite Welle von Soldaten-Heiligen mit eher historischem Charakter, wie es St. Wilhelm von Gellone, St. Otger oder St. Gerald von Aurillac und nicht zuletzt Jeanne d’Arc zeigen.

Eine spätere Art des Soldatenheiligen verkörpert der Heilige Ignatius von Loyola, der den Gedanken des Kriegsdienstes zum Muster für seinen Orden machte.

Liste von Militärheiligen

Boris und Gleb, die ersten ostslawischen Militärheiligen. Moskau, frühes 14. Jh., im Wesentlichen Kopie der byzantinischen Darstellung des St. Georg und Demetrios von Thessaloniki

Literatur

  • John Edward Damon, 2003. Soldier Saints and Holy Warriors: Warfare and Sanctity in the Literature of Early England. (Burlington (VT): Ashgate Publishing Company) ISBN 075460473X
  • Paul Werner Roth, Soldatenheilige, Graz , Wien , Köln: Verl. Styria, 1993, ISBN 3222121850

Weblinks

 Commons: Militärheilige – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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