Jeanne d’Arc

Jeanne d’Arc
Jeanne d’Arc. Anonyme Miniaturmalerei, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Ein zu Lebzeiten entstandenes Bild ist nicht überliefert.
Jeanne d’Arc Miniaturmalerei, 15. Jahrhundert
Standbild der Jeanne d’Arc auf dem Place du Parvis, Reims
Geburtshaus von Jeanne d’Arc in Domrémy. Fotografie um 1870
Jeanne d’Arc (Basilika Bois-Chenu, Domrémy)
Maison de Jeanne d’Arc in Orléans mit Ausstellungen über Jeanne d’Arc, 2008
Jeanne d'Arcs Signatur

Jeanne d’Arc ([ʒanˈdaʁk]; (* um 6. Januar 1412 in Domrémy, Lothringen; † 30. Mai 1431 in Rouen), im deutschsprachigen Raum auch Johanna von Orléans oder die Jungfrau von Orléans genannt, ist eine französische Nationalheldin und Heilige der katholischen und der anglikanischen Kirche.

Während des Hundertjährigen Krieges führte sie die Franzosen gegen die Engländer. Durch Verrat wurde sie von den Burgundern gefangen genommen und an die mit ihnen verbündeten Engländer verkauft. Ein Kirchenprozess sollte sie diskreditieren. Unter dem Vorsitz des Bischofs von Beauvais, Pierre Cauchons, der den Engländern nahe stand, wurde sie wegen einiger Verstöße gegen die Gesetze der Kirche verurteilt und auf Befehl des englischen Königs auf dem Marktplatz von Rouen auf einem Scheiterhaufen verbrannt. 24 Jahre später strengte die Kurie einen Revisionsprozess an, hob das Urteil im Jahre 1456 auf und erklärte sie zur Märtyrerin.

Im Jahre 1909 wurde sie von Papst Pius X. selig- und elf Jahre später 1920 von Papst Benedikt XV. heiliggesprochen. Ihr Gedenktag ist der 30. Mai.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend

Weder für Jeanne d’Arcs Geburtsjahr noch für den genauen Tag ihrer Geburt gibt es eine zuverlässige Quelle. Sie wurde um 1412 während der zweiten Hälfte des Hundertjährigen Krieges zwischen Frankreich und England in Domrémy als Tochter Jacques d’Arcs und Isabelle Romées in eine wohlhabende Bauernfamilie geboren.

Im Hundertjährigen Krieg versuchte England aufgrund erbrechtlicher Zusammenhänge seine Ansprüche auf den französischen Thron durchzusetzen. Vorausgegangen war der Tod des französischen Königs Karl IV. Der seit 1328 in England herrschende König Edward III. erhob als Sohn von Isabelle, der Tochter Philipps IV. „des Schönen“, Anspruch auf den Thron. Französische Rechtsgelehrte akzeptierten diesen Anspruch jedoch nicht, da Frauen und deren Erben von der Thronfolge grundsätzlich ausgeschlossen waren. Schließlich wurde Philipp VI. als Nachfahre der Kapetinger aus der Nebenlinie der Valois am 28. Mai 1328 in Reims zum König gekrönt. Nach der Konfiszierung des englischen Herzogtums Guyenne 1337 durch Philipp VI. landete Edward III. mit 4.000 Rittern und 10.000 Bogenschützen in der Normandie.

1415 besiegte der englische König Heinrich V. die Franzosen in der Schlacht von Azincourt und erhob erneut Anspruch auf den französischen Thron. Englische Truppen hatten den Norden des Landes bis zur Loire besetzt. Orléans, der Schlüssel zur Überquerung des Flusses, war von John of Lancaster, einem Bruder Heinrichs V., eingekesselt (→ Belagerung von Orléans).

Mit 13 Jahren hatte Jeanne d’Arc laut Gerichtsprotokoll ihre ersten Visionen. In diesen erschien ihr die Heilige Katharina, später kamen der Erzengel Michael und die Heilige Margareta hinzu. Von ihnen erhielt sie den Befehl, Frankreich von den Engländern zu befreien und den Dauphin zum Thron zu führen. Die Erscheinungen wiederholten sich. Am 25. Dezember 1428 verließ Jeanne ihr Elternhaus.

Am 1. Januar 1429, im Alter von 17 Jahren, versuchte sie zum ersten Mal, beim Stadtkommandanten der Festung Vaucouleurs, Robert de Baudricourt, vorzusprechen. Beim dritten Versuch bekam sie eine Audienz. Nachdem sie ihn nach einer erfolgreichen Prüfung ihres Glaubens überzeugen konnte, gab er ihr am 12. Februar bzw. 13. Februar 1429 eine Eskorte (Jean de Metz, Bertrand de Poulengey; Anhänger des Dauphin) mit, die sie zu Karl VII. nach Chinon begleiten sollte, das sie am 1. März 1429 nach elf Tagen durch Feindesland erreichte. Ein Empfehlungsschreiben Baudricourts kündigte ihren Empfang am französischen Hof an. Sie wurde vom Dauphin empfangen. Jeanne überzeugte ihn, dass sie im Namen des Himmels gekommen sei, um Frankreich aus der misslichen Lage zu retten, und sicherte ihm zu, dass er in Reims zum König von Frankreich gekrönt würde. Niemand weiß genau, wie Jeanne den Dauphin überzeugte, es ist nur bekannt, dass sie sich mit ihm in ein Zimmer zurückzog und ihn angeblich an einer ihrer Visionen teilhaben ließ.

In Poitiers ließ der Dauphin Jeanne drei Wochen lang von Geistlichen und hochgestellten Persönlichkeiten auf ihre Glaubwürdigkeit prüfen und ihre Jungfräulichkeit von Hofdamen untersuchen. Nach erfolgreichem Bestehen beider Prüfungen beschloss der Kronrat, ihr eine Rüstung anfertigen zu lassen, und stellte ihr eine kleine militärische Einheit zur Seite. Sie machte aus einfachen Räubern Soldaten, wie z.B. aus Étienne de Vignolles, besser bekannt als La Hire („der Wilde“). Ihr erster Auftrag war es, einen Proviantzug nach Orléans durchzubringen. Am 29. April kam ihr Zug in der eingeschlossenen Stadt an. Die Truppen in Orléans wurden von dem Erfolg motiviert und ließen sich überzeugen, einen Ausfall zu wagen. Am 7. Mai ritt Jeanne d’Arc vorneweg. Von einem Pfeil getroffen und vom Pferd geworfen blieb sie dennoch auf dem Feld. Das beeindruckte ihre Mitkämpfer und steigerte die Kampfbereitschaft des Heeres. Einen Tag später zogen die Engländer von der aussichtslos gewordenen Stellung ab. Bis Juni 1429 waren die Engländer unter der Mitwirkung Jeanne d’Arcs aus den Burgen südlich der Loire vertrieben.

Festnahme und Inquisitionsprozess

Königliches Adelspatent 1429: Charles VII. erhebt Jeanne d’Arc samt Familie in den Adelsstand und verleiht ihnen ein Wappen

Am 17. Juli 1429 konnte der Dauphin, wie von Johanna von Orléans prophezeit, in der Kathedrale von Reims als Karl VII. gekrönt werden; Jeanne nahm, mit der Siegesfahne neben dem Altar stehend, an der Feier teil. Der Ruhm Jeanne d’Arcs war auf dem Höhepunkt. Ihr Vater erhielt vom König als Zeichen der Dankbarkeit die Steuerfreiheit. Die königlichen Ratgeber unterminierten den Einfluss Jeanne d’Arcs. Immer wieder bat sie den König, nach Paris vorstoßen zu dürfen – erst nach etlichen strategischen Fehlentscheidungen gab er im September 1429 ihrem Drängen nach. Der Versuch am 8. September 1429 misslang jedoch und Karl VII. wandte sich von ihr ab. Er wollte nun lieber Frieden schließen, entließ Teile der Armee und versagte ihr die Unterstützung in ihrem Bemühen, die Engländer restlos vom Festland zu vertreiben; die von Jeanne d’Arc betriebene Befreiung von Paris war nicht erfolgreich, sie wurde am 23. Mai 1430 bei Compiègne von den Burgundern festgenommen.

Die burgundischen Soldaten verkauften Jeanne nach zwei Fluchtversuchen am 18. Juni/19. Juni für 10.000 Franken an die Engländer. Diese übergaben sie der katholischen Gerichtsbarkeit in Rouen, wo sie „wegen ihres Aberglaubens, ihrer Irrlehren und anderer Verbrechen gegen die göttliche Majestät“ von der Inquisition gerichtet wurde. Drei Monate dauerte der Prozess unter dem Vorsitz des Bischofs von Beauvais, Pierre Cauchon, den Jeanne gegen die dialektisch und rhetorisch geschulten Kleriker ohne Beistand führte. (Beispiel: Auf die Fangfrage „Johanna, seid Ihr gewiss, im Stande der Gnade zu sein?“ antwortet sie: „Wenn ich es nicht bin, möge mich Gott dahin bringen, wenn ich es bin, möge mich Gott darin erhalten!“ Hätte sie behauptet im Stande der Gnade zu sein, wäre ihr das als ketzerische Anmaßung ausgelegt worden, hätte sie es geleugnet, so hätte sie ihre Schuld zugegeben.)

Obgleich sie eine für ihren niederen Stand untypisch gute Rhetorik besaß, befand man sie am 19. Mai 1431 in zwölf von 67 Anklagepunkten für schuldig. Die ursprünglichen Anklagepunkte beschuldigten sie unter anderem des Feenzaubers, des Gebrauchs der Alraunenwurzel, der Häresie, der Dämonenanbetung (abgeleitet von den von ihr geschilderten Heiligenvisionen, vor denen sie niederkniete) und des Mordes (da Jeanne nicht als Soldat anerkannt wurde, waren alle Männer, die sie in Schlachten besiegte, als Mordopfer zu betrachten). Gefährlich wurden Jeannes gerichtliche Aussagen zudem, weil sie sich dem Urteil der Kirche zunächst nicht unterwerfen, sondern nur ein direkt von Gott stammendes Urteil anerkennen wollte.

Tod

Als man ihr nach der Urteilsverkündung eröffnete, der Scheiterhaufen erwarte sie, wenn sie ihren Irrglauben nicht einräume, schwor Jeanne ihren Überzeugungen ab. Vermutlich geschah dies aus spontaner Furcht vor dem Feuertod, wie sie auch in ihrem späteren Widerruf des Geständnisses selbst erklärte. Am 24. Mai 1431 wurde auf dem Friedhof von St-Ouen die Exkommunizierung Jeanne d’Arcs vollzogen, die sich in einem öffentlichen Geständnis in allen Anklagepunkten für schuldig befand. Nach ihrem Abschwören verurteilte man sie als Ketzerin zur lebenslangen Haft, was unter normalen Umständen bedeutete, dass die Schuldige nun in ein kirchliches Gefängnis überstellt werden musste.

Aus politischen Gründen war dieses Urteil für die Anhänger des englischen Königshauses unbefriedigend – war der Prozess doch in Gang gebracht worden, um den Feind (Karl VII.) zu beseitigen und ihn beim geistlichen und weltlichen Adel als Befürworter einer Ketzerin zu denunzieren und schließlich politisch zu entmachten. Zudem bestand die Gefahr, dass die Dauphinisten sie aus einem kirchlichen Gefängnis in Frankreich befreien könnten, um einen erneuten Schlag gegen die englischen Truppen anzuführen.

Der einzige Ausweg bestand darin, Jeanne d’Arc erneut einen Prozess zu machen, der sie als unbelehrbare Ketzerin ausweisen musste. So wurde ihr nachgewiesen, dass sie in ihrer Gefängniszelle erneut Männerkleidung angelegt hatte. 1450 äußerte sich Jean Massieu dazu zurückhaltend, möglicherweise aufgrund seiner früheren Stellung als Gerichtsdiener. Jeanne habe ihm erzählt, dass man ihr die Frauenkleider weggenommen und Männerkleidung hingeworfen habe, worauf es mit den Bewachern zu einem länger andauernden Streit gekommen sei und ihr nichts anderes übrig geblieben sei, als die Männerkleidung anzuziehen, da man ihr keine anderen mehr gegeben habe. Von den schweren sichtbaren Misshandlungen nach ihrem Widerruf, die ein Augustiner bezeugte, erwähnte er nichts. Ladvenu, einem Bettelmönch, dem ihr wohl am nächsten Stehenden, vertraute sie an, furchtbar gequält und misshandelt worden zu sein, und ein Edelmann habe versucht, ihr Gewalt anzutun, was sie auch öffentlich so angab. Zum Schutz ihrer Tugend habe sie die Männerkleidung wieder angelegt. Zudem widerrief sie das Geständnis, welches sie wenige Tage zuvor auf dem Friedhof bekundet hatte.

Vier Tage später wurde Jeanne erneut der Prozess gemacht und das endgültige Urteil unter der Regentschaft von John Lancaster gefällt: Verbrennung als „notorisch rückfällige Ketzerin“ auf einem Scheiterhaufen auf dem Marktplatz von Rouen. Am nächsten Morgen, dem 30. Mai 1431, wurde Jeanne verbrannt und ihre Asche in die Seine gestreut, um dem französischen Volk keine Möglichkeiten zu geben, mit ihren Überresten Reliquienkult zu betreiben. Dadurch sollte einer Märtyrerlegende Einhalt geboten werden. Dennoch tauchten gegen Ende des 19. Jahrhunderts angebliche Reliquien in Tours auf. Ein Rippenknochen und ein Kleidungsrest wurden 1867 von einem Apotheker an das Erzbistum übergeben. Bei einer Untersuchung in den Jahren 2006 bis 2007 stellte sich jedoch heraus[1], dass es sich bei dem Rippenknochen um einen Teil einer ägyptischen Mumie aus vorchristlicher Zeit handelt. Ebenso fanden sich Holzstücke und der Oberschenkelknochen einer Katze. Der Kleidungsrest stammt zwar aus dem 15. Jahrhundert, weist jedoch keinerlei Brandspuren auf.

Rezeption

Heiligsprechung

Jeannes Mutter bemühte sich darum, den Prozess neu aufzurollen. 24 Jahre später, am 7. November 1455, eröffnete Karl VII. vor dem Hintergrund veränderter politischer Verhältnisse in der Kathedrale Notre-Dame de Paris einen Rehabilitationsprozess. Karl wollte, nachdem der Hundertjährige Krieg weitgehend zu Gunsten Frankreichs ausgegangen war, seine Position stärken und der anhaltenden Kritik wegen des Todesurteils gegen die immer noch populäre Jeanne d’Arc ein Ende setzen. Am 7. Juli 1456 wurde das Urteil verkündet: die vollständige Rehabilitierung – allerdings ohne diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die ihren Tod verursacht hatten.

Am 18. April 1909 wurde Jeanne d’Arc von Pius X. selig-[2] und am 16. Mai 1920 von Benedikt XV. heiliggesprochen.

Im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon[3] heißt es: „Die Jungfrau von Orléans war, wenngleich zu einem viel zu frühen Tod verdammt, angefüllt mit einem unbedingten Glauben an Gott und dem Bewusstsein der Göttlichkeit ihrer Sendung, ihr Leben war selbstlos und heroisch. Ihr Wesen erwies sich als großherzig und schlagfertig.“

Die heilige Johanna ist Schutzpatronin von Frankreich, Rouen und Orléans, für die Telegrafie und den Rundfunk.

Jeanne d’Arc als nationaler Mythos

Jeanne d’Arc bei der Krönung Karls VII: Historiengemälde von Dominique Ingres, I854

Im 19. Jahrhundert wurde die Gestalt des heldenhaften Bauernmädchens zu einem Nationalmythos der Franzosen verklärt. Sie wurde zum Stoff von Romanen, Theaterstücken und Gesängen, die teilweise in die Weltliteratur eingingen. Da Jeanne sich selbst „la Pucelle“ („die Jungfrau“) nannte, nahm ihr Heimatort diese Bezeichnung in seinen Namen auf und nannte sich Domrémy-la-Pucelle. Ihr Geburtshaus ist erhalten, daneben ist ihr ein Museum gewidmet. An ihrer Hinrichtungsstätte in Rouen steht heute ein Denkmal, daneben eine 1979 eingeweihte und nach ihr benannte Kirche. Auch viele Historiengemälde verklärten sie, zum Beispiel von Dominique Ingres (1780–1867), Paul Delaroche (1797–1856) oder Jules Eugène Lenepveu (1818–1898), der ihr im Pantheon einen ganzen Zyklus von Wandgemälden widmete.

Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen, Wandgemälde im Panthéon von Jules Lenepveu, um 1890

Die Beliebtheit des Mythos erklärt sich daher, dass Jeanne von beiden Richtungen des stark zerstrittenen politischen Spektrums instrumentalisiert werden konnte: Während die katholischen Monarchisten ihre tiefe Frömmigkeit betonten und Parallelen zur Jungfrau Maria zogen, verwiesen die antiklerikalen liberalen Republikaner auf ihren Mut gegenüber der Obrigkeit, ihren Patriotismus und ihre Herkunft aus der Unterschicht.[4] Während des Zweiten Weltkrieges figurierte sie als Symbolfigur des Widerstandes gegen die deutsche Besatzung, aber auch das Vichy-Regime und der Nationalsozialismus beriefen sich auf sie.

Seit 1945 wird Jeanne d’Arc wegen ihres Widerstands gegen die fremden Besatzer besonders von der extremen Rechten als Ikone verwendet; so begeht der Front National jährlich am 1. Mai in Paris einen eigenen Gedenktag für die Nationalheilige. In der übrigen französischen Bevölkerung genießt sie zwar weiterhin große Beliebtheit, ihr politischer Mythos ist aber weitgehend verblasst.

Literatur

Dramen

Die Gestalt der Jeanne d’Arc hat Schriftsteller durch die Jahre hinweg immer wieder fasziniert. Wichtige Darstellungen, die eine vielfältige Interpretation ihres Lebens darstellen, wurden von William Shakespeare (Heinrich VI.), Friedrich Schiller (Die Jungfrau von Orleans) und George Bernard Shaw (Die heilige Johanna) geschrieben. Jean Anouilh (L’Alouette, dt. Jeanne oder Die Lerche) stellt Jeanne als das Mädchen aus dem Volk dar, dessen Begeisterung die Mächtigen zum nationalen Widerstand zwingt.

Bertolt Brecht überträgt in seinem Drama Die heilige Johanna der Schlachthöfe Jeannes Schicksal in die Gegenwart. Hier erscheint sie als Aktivistin der Heilsarmee, die lernen muss, dass religiös motiviertes Mitleid nicht genügt, das Los der Arbeiter zum Besseren zu wenden. In Die Geschichte der Simone Machard versucht ein Mädchen, ihre Umgebung zum Widerstand gegen die deutschen Besatzer zu bewegen, genau wie Jeanne zum Kampf gegen die Engländer aufrief.

Kritisch setzt sich Felix Mitterer 2002 in Johanna oder die Erfindung der Nation mit ihrer Person auseinander. Ein Schicksal: Erhöht und erniedrigt, hoch gehoben, tief fallengelassen, eine, die ganz allein steht und doch unbeirrbar bleibt, ihr Leben als ein Psychodrama.[5]

Erzähltexte

Voltaire benutzte den Stoff, um in seinem Komischen Epos Die Jungfrau von 1739 die Kirche zu verhöhnen.

Mark Twain (Samuel Langhorne Clemens) schrieb eine fiktive Autobiografie von Jeanne d’Arc – Persönliche Erinnerungen an Jeanne d’Arc (The Personal Recollections of Joan of Arc,) 1896 – unter dem Pseudonym Sieur Louis de Conte.

Felicitas Hoppe wendet sich in ihrem postmodernen Roman Johanna (2006) gegen herrschende Adaptionen des Mythos Johanna. ISBN 978-3-596-16743-2.

Hörspiel

Anna Seghers verfasste zwischen 1933 und 1936 im Pariser Exil das Hörspiel Der Prozess der Jeanne d’Arc zu Rouen 1431. Das Spiel stützt sich auf die Prozessakten, die 1431 in lateinischer Sprache täglich für den Bischof von Beauvais protokolliert wurden, und weicht kaum vom Wortlaut der protokollierten Aussagen ab.

Musik

Reiterstandbild der Jeanne d’Arc auf der Place des Pyramides von Emmanuel Frémiet, 1874/1889
  • Schillers Tragödie Die Jungfrau von Orleans wurde von Giuseppe Verdi als Giovanna d’Arco (1845) vertont. Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Oper Orleanskaja dewa (1881) beruht auf einer sehr freien, von Tschaikowsky selbst vorgenommenen Bearbeitung von Schillers Tragödie. Anders als Schiller, bei dem Jeanne auf dem Schlachtfeld als Märtyrerin fällt, hält sich Tschaikowsky am Schluss der Handlung an die Historie: Jeanne wird auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
  • Arthur Honegger bearbeitete den Stoff in seinem Oratorium Jeanne d’Arc au bûcher (deutsch Johanna auf dem Scheiterhaufen) von 1938.
  • Walter Braunfels schrieb in der Inneren Emigration während der Zeit seines von den Nationalsozialisten verhängten Berufsverbotes ab 1938 die zeitkritisch interpretierbare Oper Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna - Berufung, Triumph und Leiden op. 57
  • Georges Brassens vertonte die Ballade des dames du temps jadis von François Villon, wo sie als Jeanne la bonne Lorraine vorkommt.
  • Zum Film Die Passion der Jungfrau von Orléans (D, 1928) (Regie: Carl Theodor Dreyer) komponiert Richard Einhorn in den 1980er Jahren einen Soundtrack, der sich musikalisch an mittelalterlicher Vokalmusik und Carl Orffs Carmina Burana anlehnt und Textfragmente verschiedener Autoren, z. B. von Hildegard von Bingen, oder auch Jeanne d’Arc selbst vertont.
  • Orchestral Manoeuvres in the Dark (OMD) behandeln in zwei Liedern das Leben der Hl. Jungfrau, in Joan Of Arc (VÖ als Single in England 9. Oktober 1981, höchste Hitparadenplazierung 5) und Maid Of Orleans (The Waltz Joan of Arc) (VÖ als Single in England 15. Januar 1982, höchste Hitparadenplazierung 4). Obwohl OMD-Mitgründer Andy McCluskey den Titel Maid of Orleans zuerst geschrieben hat, wurde die Veröffentlichung als Single zurückgestellt, da die Band die Marktchancen des mit einem für Popmusik ungewöhnlich langen aus Industriegeräuschen und instrumentalen Einspielungen bestehenden Intro und im weiteren Verlauf als Walzer aufgebauten Maid of Orleans geringer einschätzte. Entgegen dieser Annahme erreichte Maid of Orleans hohe Hitparadenplatzierungen und wurde zur weltweit meistverkauften Single des Jahres 1982.
  • Die deutsche Progressive-Rockband Eloy (Band) veröffentlichen 1992 das Album Destination, das mit dem Track „Jeanne d'Arc“ endet.
  • Kate Bush besingt sie in dem Lied Joanni (Aerial, 2005).
  • Die italienische Metal Band Thy Majestie veröffentlichten 2005 ein Konzeptalbum mit dem Titel Jeanne D’Arc.
  • Leonard Cohen bearbeitet die Geschichte von Jeanne d’Arc in seinem Lied Joan Of Arc.
  • David Guetta veröffentlichte auf seinem Album Pop Life (2007) einen Titel mit dem Namen Joan of Arc.
  • Cradle of Filth veröffentlichten 2008 das Album Godspeed on the Devil's Thunder, das das Leben von Gilles de Rais, dem Kampfgefährten von Jeanne d'Arc, thematisiert. Die Single The Death of Love beschreibt Leben und Tod von Jeanne d'Arc.
  • Gypsy & The Cat veröffentlichten 2011 eine Single mit dem Titel „Jona Vark“. Der Songtitel ist ein kleines Wortspiel - ausgesprochen klingt der Name nämlich wie „Joan Of Arc“, also „Johanna von Orleans“.

Film und Fernsehen

Die Geschichte Jeanne d’Arcs wurde schon zur Zeit der ersten Spielfilme verfilmt. Allein mit Ingrid Bergman gibt es zwei Versionen. 1928 entstand der Stummfilm Die Passion der Jungfrau von Orléans des dänischen Regisseurs Carl Theodor Dreyer mit Maria Falconetti in der Hauptrolle. Eine Version wurde 1999 von Ed Gernon und Christian Duguay (Regie) unter dem Namen Jeanne d’Arc – Die Frau des Jahrtausends verfilmt. In den Hauptrollen spielen Leelee Sobieski als Jeanne d’Arc, Peter O’Toole als Bischof Cauchon und Maximilian Schell als Le'Maitre.

1999 inszenierte Luc Besson mit Johanna von Orleans eine eigenwillige Neuverfilmung (Milla Jovovich spielte die Hauptrolle, John Malkovich war Karl VII.). In dieser Neuverfilmung wird Jeanne als mit menschlichen Fehlern und Zweifeln beladene Frau dargestellt, die am Ende auch um ihren eigenen Glauben kämpfen muss. Das Publikum des deutschen Privatsenders VOX wählte 2000 Jeanne d’Arc zur Frau des Jahrtausends.

Verfilmungen:

(Computer-)Spiele

  • In Age of Kings (Age of Empires 2) schlüpft der Spieler in einer der fünf Kampagnen in die Rolle des französischen Heeres zur Zeit von Jeanne d'Arc und begleitet ihren historischen Werdegang von den ersten Etappen bis zum Ende des Hundertjährigen Krieges.
  • Beim Spiel „Jeanne d' Arc“ von Chip-Software, erschienen 1989 für MS-DOS, Amiga und Atari ST, handelt es sich um eine Mischung aus Action- und Rollenspiel bei dem es darum geht, Frankreich Schritt für Schritt zurückzuerobern.

Literatur

  • Colette Beaune: Jeanne d’Arc. Perrin, Paris 2004, ISBN 978-2-262-01705-7 (französisch).
  • Colette Beaune Jeanne d’Arc. Vérités et légendes. Perrin, Paris 2008, ISBN 978-2-262-02951-7 (französisch).
  • Georges und Andrée Duby: Die Prozesse der Jeanne d’Arc. (Originaltitel: Les procès de Jeanne d’Arc, übersetzt von Eva Moldenhauer). Wagenbachs Taschenbücherei 350, Berlin 1999, ISBN 3-8031-2350-X.
  • Gerd Krumeich: Jeanne d’Arc. Die Geschichte der Jungfrau von Orleans. In: Beck’sche Reihe Band 2396 C. H. Beck Wissen, Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-53596-3 (Rezension)
  • Gerd Krumeich: Jeanne d’Arc in der Geschichte. Historiographie - Politik - Kultur. Thorbecke, Sigmaringen 1986, ISBN 3-7995-7319-4.
  • Edward Lucie-Smith: Johanna von Orleans. Eine Biographie (Originaltitel: Joan of Arc übersetzt von Hansheinz Werner), Claassen, Düsseldorf 1977, ISBN 3-546-46209-2.
  • Philippe Martin, Jeanne d’Arc- Les métamorphoses d'une héroïne. Place Stanislas, Nancy 2009, ISBN 978-2-35578-035-6 (französisch).
  • Pierre Moinot: Jeanne d’Arc. Die Macht und die Unschuld (Originaltitel: Jeanne d'Arc, übersetzt von Eva Rapsilber). Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-7973-0472-2.
  • Herbert Nette: Jeanne d’Arc in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. In: Rowohlts Monographien Band 253, rororo 50253, Reinbek bei Hamburg 1977ff, ISBN 3-499-50253-4.
  • Régine Pernoud, Marie-Véronique Clin: Johanna von Orléans. Der Mensch und die Legende. Lübbe, Bergisch Gladbach 1991, ISBN 3-404-61210-8.
  • Ruth Schirmer-Imhoff (Hrsg.): Der Prozeß Jeanne d’Arc. Akten und Protokolle 1431–1456. dtv 30202, München 2001, ISBN 3-423-30202-X.
  • Hartmut Steinbach: Jeanne d’Arc. Wirklichkeit und Legende. Musterschmidt, Göttingen 1973, ISBN 3-7881-0078-8.
  • Heinz Thomas: Jeanne d’Arc. Jungfrau und Tochter Gottes. Fest, Berlin 2000, ISBN 3-8286-0065-4.

Weblinks

 Commons: Jeanne d'Arc – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. D. Butler: Joan of Arc’s relics exposed as forgery. In: nature. 446 (2007) S. 593, doi:10.1038/446593a.
  2. Faksimile einer Zeitungsmeldung zur Seligsprechung, New York Times, 19. April 1909
  3. Michael TillyJeanne d’Arc. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 1595–1600.
  4. Mythen der Nationen: Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums, Berlin 1998
  5. Leseprobe unter [1] Im Anhang des Drucks überblickt Sylvia Tschörner die verschiedenen dramatischen Bearbeitungen des Jeanne-Motivs

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