Küstenbatterie Maxim Gorki I

Küstenbatterie Maxim Gorki I
Maxim Gorki I zerstörter Nordturm
Maxim Gorki I zerstörter Südturm

Die Küstenbatterie (auch Panzerbatterie genannt) Maxim Gorki I (Максим Горький I) war Teil der Verteidigungsanlagen der zur Festung ausgebauten Stadt Sewastopol auf der Halbinsel Krim. Sie wurde in den Jahren zwischen 1914 und 1934 auf einem schmalen Höhenrücken etwa fünf Kilometer nördlich des Hafens von Sewastopol erbaut.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Geschütztürme

Es handelte sich um zwei Geschütztürme, deren Bauart im Wesentlichen denen auf damaligen russischen Schlachtschiffen entsprach, mit jeweils zwei Rohren vom Kaliber 30,5 cm L/52 (Rohrlänge 15,82 m). Sie waren vom Baujahr 1914 wogen je etwa 50 t. Die maximale Schussweite betrug 44 km. Obwohl die Batterie vorrangig zur Seezielbekämpfung konzipiert war, konnten die um 360° drehbaren Türme mit Hilfsbeobachtung auch gegen Land eingesetzt werden. Die Türme bestanden je aus zwölf 2,5 m hohen, gewölbten Seitenteilen aus Panzerstahl, die mit schwalbenschwanzförmigen Nuten und Federn zusammengehalten wurden. Die Deckenplatte bestand aus sechs Teilstücken, verbunden mit Winkeleisen und Profilrahmenträgern. Die Stärke der Deckenplatten betrug 203 mm, die der Seitenwände 300 mm, die der Frontseite 406 mm. Die etwa je 1000 bis 1300 t schweren Türme[1] ruhten auf Kugellagern, die auf die Vorpanzer aufgesetzt waren. Die Munitionszufuhr erfolgte über Förderbänder und Munitionsaufzüge, an den Turmdecken waren jeweils Ladeschwingen befestigt. Die Ansetzer wurden über Elektromotoren angetrieben. Alle Bewegungen der Türme und der Hilfsgeräte wurden elektrisch ausgeführt, bei Notfällen konnte jedoch auch auf manuellen Betrieb umgestellt werden. Jeder Geschützturm verfügte über einen eigenen Zugang, der über die beiden vorhandenen Eingangstore zunächst in einen als Gasschleuse ausgestatteten Quergang führte, in dem sich Dusch- und Umkleideräume befanden.

Batterieblock

Der Batterieblock zog sich zwischen den beiden Türmen hin und umfasste eine Fläche von etwa 5000 m², die Deckenstärke betrug vier Meter aus verschiedenen Betonschichten. Auf 3,40 m Eisenbeton waren 30 cm Granitschotterbeton als Zerschellerschicht aufgelegt. Die Eisenbetondecke ruhte auf einer 30 cm starken Asphaltschicht, die zur Isolierung gegen Feuchtigkeit diente. Zusätzlich waren als unterste Lage 30 cm starke U-Profil-Träger dicht an dicht gesetzt. Da der einstöckige Batterieblock nicht waagerecht gebaut worden war, sondern dem Verlauf des Höhenrückens folgte, war es notwendig geworden, die dadurch entstandenen Höhenunterschiede durch Treppen und Rampen auszugleichen. Einzelne Räume waren zur Aufnahme von Vorräten unterkellert, des Weiteren befand sich unter dem Zentralgang ein zweiter Gang, in dem Telefon-, Strom- und Rohrleitungen verlegt waren. Dieser Gang maß 90 x 190 cm und lag 10,5 m unter dem Zentralgang. Noch darunter befanden sich die Abwasserrohre, die nach Süden führten und nach 600 m einen betonierten Entwässerungsstollen erreichten, der im Tal endete. (Heute befindet sich am Ende des Abwasserstollens eine Kläranlage, damals wohl nicht.) In unmittelbarer Nähe der Geschütztürme lagen jeweils zwei Geschoss- und Kartuschkammern. Jede der Kammern hatte die Maße von 4,5 x 20 m und war mit elektromechanischen Transporthilfsmitteln für den Munitionstransport ausgestattet. In den Kartuschkammern befanden sich auch selbstschreibende Messanzeigen für Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Der Batterieblock verfügte über einen Normalspur-Gleisanschluss.

Feuerleitstand

Der Feuerleitstand mit der Entfernungs-Messanlage befand sich zurückgesetzt auf einer etwas höheren Kuppe des Bergrückens etwa 37 m unter der Erdoberfläche. Der Batterieblock und die Feuerleitanlage waren durch eine etwa 500 m lange Poterne miteinander verbunden. Bei Beginn der Abwehrkämpfe gegen die deutschen Truppen befand sich die Technik dieser Anlage auf dem neuesten Stand.

Im (nach Westen gesehen) linken Bereich befanden sich Räume mit einem Aggregat zur Notstromversorgung (Leistung 26 kw), für Heizung, Lüftung und Luftfilterung. Entgegengesetzt lagen die Räume für den Kommandanten und das Rechengerät und der Planraum. Ein Schacht mit einer Steigleiter und einem Fahrstuhl führte in die bis zu 40 cm starke Panzerkuppel des Beobachtungsstandes. Des Weiteren befand sich in der Nähe der Beobachtungskuppel eine Funkstation in einem Bunker aus Eisenbeton mit einer Deckenstärke von 3,50 m. Eine Poterne führte von dem mit einer Gasschleuse ausgestatteten Ausgang der Beobachtungskuppel zur Entfernungsmessanlage.

Stromversorgung

Der hohe Stromverbrauch der Batterie wurde in Friedenszeiten über das normale Stromnetz, einsatzmäßig über ein eigenes Kraftwerk abgedeckt.

Im Transformatorenbau außerhalb des Batterieblocks befanden sich ein Transformator zur Umwandlung des aus dem Überlandnetz bezogenen Drehstroms von 6000 V auf 400 V mit 180 kW. Dazu kam ein Motorengenerator, der diese 400 V Drehstrom in 220 V Gleichstrom umwandelte. Im Transformatorenbau befand sich noch ein Dieselaggregat mit einer Leistung von 50 kW.

Im Batterieblock selbst gab es eine weitere Stromanlage, die eine Überland-Einspeisung von 35.000 V in 400 V Drehstrom umwandelte. Auch hier waren zwei Motorengeneratoren zur Umwandlung des Drehstroms 200 V Gleichstrom installiert. Zwei Dieselaggregate erzeugten im Bedarfsfall zusammen 220 V Gleichstrom mit 370 kW.

Bei Ausfall aller Systeme stand für einen begrenzten Zeitraum eine Versorgung aus Akkumulatoren für den sekundären Stromkreis (Licht, Frischluft) zur Verfügung.

feuernder 21 cm Mörser

Kriegsgeschehen

Am 7. Juni 1942 begannen die deutschen Angriffe auf die Festung Sewastopol. Hierzu wurden unter anderem die Mörser „Thor“ und „Odin“ eingesetzt. Der Südturm der Batterie wurde am 17. Juni 1942 durch den Volltreffer eines mit einer Panzergranate feuernden 21 cm Mörsers 18 der 1. Batterie des Artillerieregimentes 857 außer Gefecht gesetzt. Bereits am Tag vorher war der Nordturm durch Beschuss aus einem Karl-Gerät (ob es der Mörser „Thor“ oder „Odin“ war, ist zur Zeit nicht bekannt) und durch Stuka-Angriffe zerstört worden. Der Batterieblock wurde an keiner Stelle durchschlagen, lediglich die externe Stromversorgung war, da nicht gegen Artilleriebeschuss gesichert, nahezu unverzüglich ausgefallen.

Insgesamt hatte die Batterie „Maxim Gorki I“ etwa 600 Granaten verschossen und durch gutsitzendes Feuer die Angriffe des deutschen LIV. Armeekorps empfindlich gestört. Besetzt war die Batterie mit Soldaten des russischen 35. Küstenbataillons.

Heutiger Zustand

Wiederaufbau und Verbleib

Im Jahre 1954 begann man mit dem Wiederaufbau der keineswegs entscheidend zerstörten Anlage. Anstelle der ehemaligen Zwillingstürme baute man die beiden verbliebenen Drillingstürme des zum Abbruch in Leningrad[2] liegenden Schlachtschiffes Poltawa[3] ein und erhöhte die Betoneindeckungen von drei bis vier Meter auf fünf bis sechs Meter. Dadurch musste der Geschützbrunnen erhöht werden, um mit dem oberen Rand des Vorpanzers wieder auf die Umgebungshöhe zu kommen. Der letzte scharfe Schuss soll in den 1960er Jahren abgegeben worden sein. Mit Sicherheit war die Batterie mindestens bis zum Jahre 1993 einsatzbereit. Möglicherweise war sie zum Verfeuern von Nukleargranaten eingerichtet. Inzwischen hat man die „Batterie Nr. 30“ genannte Anlage wohl aufgegeben, zumindest lassen die bei Google Earth eingestellten Bilder darauf schließen.

Maxim Gorki II

Die Schwesterbatterie „Maxim Gorki II“ liegt südlich der antiken Stadt Chersones direkt über der Steilküste. Sie wurde nach der Zerstörung nicht wieder aufgebaut, die Stahlteile wurden entfernt. Das Werk befindet sich in einem ruinösen Zustand.

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Bemerkung

Die Quellenlage zu diesem Thema ist äußerst schwierig, da es mehrfach unterschiedliche Informationen gibt. So variiert das Gewicht der Türme zwischen 300 über 1000 bis zu 1300 Tonnen. (Eine Erklärung dafür mag sein, dass eine Quelle nur das Gewicht der Geschützplattform mit den Lafetten und den Rohren angibt, eine andere dafür nur das Gewicht der Turmhüllen und eine dritte das Gesamtgewicht.)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hier gibt es unterschiedliche Angaben
  2. Die Angabe Leningrad ist nicht gesichert nachgewiesen
  3. 1925 wurde das Schiff in Mikhail Frunze umbenannt

Weblinks

 Commons: Fort Maxim Gorky I – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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