Schlacht um Sewastopol 1941–1942

Schlacht um Sewastopol 1941–1942
Schlacht um Sewastopol
Teil von: Zweiter Weltkrieg
Datum 30. Oktober 19414. Juli 1942
Ort Sewastopol, Krim, Sowjetunion
Ausgang Sieg der Achsenmächte
Konfliktparteien
War Ensign of Germany 1938-1945.svg Deutsches Reich
Flag of Romania.png Königreich Rumänien
Flag of the Soviet Union (1923-1955).svg Sowjetunion
Befehlshaber
War Ensign of Germany 1938-1945.svg Erich von Manstein
RumänienRumänien Gheorghe Avramescu
Flag of the Soviet Union (1923-1955).svg Iwan Jefimowitsch Petrow
Flag of the Soviet Union (1923-1955).svg Filipp Oktyabrskiy
Flag of the Soviet Union (1923-1955).svg Gordey Levchenko
Truppenstärke
~350.000 Soldaten ~140.000 Soldaten, darunter ~15.000 Mann Landwehr
Verluste
~27.000 Mann auf deutscher Seite, davon ~4.300 Tote
~8.500 Mann auf rumänischer Seite, davon ~1.600 Tote
~115.000, davon ~97.000 Gefangene
Zerstörungen bei Sewastopol, 1942

Die Schlacht um Sewastopol (russisch Севастопольская оборона) war eine Schlacht, die vom 30. Oktober 1941 bis zum 4. Juli 1942 an der deutsch-sowjetischen Front im Zweiten Weltkrieg um den befestigten Seehafen Sewastopol geschlagen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Ostfront im 2. Halbjahr 1941

Vorgeschichte

Die deutsche 11. Armee unter General der Infanterie Erich von Manstein erreichte im Herbst 1941 die Halbinsel Krim und versuchte zwischen dem 30. Oktober und Anfang November erfolglos, Sewastopol einzunehmen. Am 4. November wurde der Sewastopoler Verteidigungsbezirk unter Filipii Sergejewitsch Oktjabrskij (1899–1969), Kommandant der Schwarzmeerflotte, gegründet. Die sowjetische Küstenarmee wurde von Generalmajor Iwan Petrow befehligt. Dieser Bezirk umfasste rund 50.000 Mann, 170 Geschütze, und 90–100 Flugzeuge. Die Hauptkräfte der Schwarzmeerflotte begaben sich Anfang November zu Häfen an der kaukasischen Küste. Etwa 15.000 Einwohner der Stadt meldeten sich zur Landwehr.

Erste Angriffe (November 1941 bis Mai 1942)

Frontlinie auf der Krim von Dezember 1941 bis Mai 1942
Südwest-russischer Front in Mai–Juli 1942

Am 11. November begannen vier Infanteriedivisionen, eine motorisierte Abteilung und eine rumänische motorisierte Brigade (60.000 Mann) eine Offensive auf Sewastopol. Der Hauptangriff wurde in Richtung Balaklawa und der Hilfsangriff entlang des Kara-Kobja-Tals geführt. Sie stießen jedoch nur ein bis vier Kilometer vor und gingen dann ab 21. November zur planmäßigen Belagerung über. Am 17. Dezember wurde die zweite Offensive eröffnet. Sieben deutsche Infanteriedivisionen und zwei rumänische Gebirgsjägerbrigaden (1275 Geschütze, 150 Panzer und bis zu 300 Flugzeuge) griffen Richtung Nordbucht und der Hilfsangriff Richtung Inkerman entlang des Flusses Tschjornaja an. Der Bezirk wurde durch zwei Schützendivisionen und eine Brigade verstärkt, die über das Meer transportiert worden waren. Unterstützt von angekommenen Schiffen und Flugzeugen führten sowjetische Truppen einen Gegenschlag durch und warfen die Achsenmächte in der Hauptrichtung zurück.

Wegen der am 25. Dezember begonnene Kertsch-Feodossijaer Operation, einer sowjetischen Gegenoffensive im Osten der Krim, zog die Wehrmacht ihre Kräfte von Sewastopol ab. Bei Gegenschlägen der Roten Armee in Sewastopol von Januar bis März 1942 wurden die Achsenmächte an einigen Abschnitten zurückgeworfen. Ende Mai 1942 wurde die Halbinsel Kertsch mit dem Unternehmen Trappenjagd von der Wehrmacht eingenommen, was Sewastopols Lage verschlechterte.

Unternehmen Störfang (Juni bis Juli 1942)

Unter dem Decknamen Unternehmen Störfang[1] wurde Anfang Juni 1942 der zweite großangelegte Versuch zur Eroberung der Festung Sewastopol gestartet.

Um Sewastopol wurden dann fast die gesamten Kräfte der 11. deutschen Armee mit 7½ Divisionen und die 3. rumänische Armee mit 1½ Divisionen konzentriert [2], zusammen etwa 200.000 Mann. Artillerieunterstützung erfolgte durch 24 Werferbatterien, 81 schwere und 66 leichte Batterien mit insgesamt etwa 600 Geschützen. Es wurde schwerste Artillerie mit Kaliber bis zu 800  mm eingesetzt, darunter das Eisenbahngeschütz Dora und zwei Mörser der Baureihe Karl. Die Luftwaffe trat mit dem VIII. Fliegerkorps unter Generaloberst Wolfram von Richthofen mit sieben Kampf-, drei Stuka- und vier Jagdgruppen an [2] (etwa 600 Flugzeuge).

Anfang Juli hatten sowjetische Truppen hier nach einigen Verstärkungen eine Stärke von 106.000 Mann und verfügten über 600 Geschütze und Mörser (darunter die stark gepanzerte Küstenbatterie Maxim Gorki I mit vier 30,5 cm Geschützen), sowie 38 Panzer und 53 Flugzeuge.

Ab dem 27. Mai wurde Sewastopol pausenlos durch Luftwaffe und die Artillerie bombardiert. Vom 2. bis zum 7. Juni wurde starke Artillerie- und Luftvorbereitung durchgeführt.[3] Am 7. Juni morgens begann der Angriff auf einer Frontbreite von 35 Kilometern.[4] Der Hauptangriff wurde in Richtung Ostufer der Nordbucht gerichtet und der Hilfsangriff durch den Sapun-Berg in Richtung der südöstlichen Randgebiete Sewastopols. Durch die Abwehr der deutsch-rumänischen Angriffe in den ersten fünf Tagen reduzierten sich die Munitionsvorräte der Verteidiger. Am 18. Juni erreichten die Achsenmächte die Nordbucht, Inkerman und den Sapun-Berg. Munition und die Nahrungsmittel wurden nur in geringem Umfang durch sowjetische U-Boote geliefert. Am 29. Juni drangen deutsche Truppen in die Stadt und am 30. Juni auch an anderen Abschnitten ein und griffen Malachow-Kurgan an. Am Abend des 30. Juni zogen sich die sowjetischen Truppen von dort zurück. Zum 1. Juli blockierten die Achsenmächte die Küste vom Meer, die auch in Reichweite deutscher Artillerie lag, und begannen die Stadt zu besetzen.[4] Nur wenige Rotarmisten konnten evakuiert werden. Mit der Einnahme der Halbinsel Chersones wurde die Eroberung der Krim am 4. Juli 1942 beendet.[5]

General Erich von Manstein wurde am 1. Juli zum Generalfeldmarschall ernannt.[4] Für Wehrmachtsangehörige, die an den Kämpfen auf der Krim 1941/1942 teilnahmen, wurde der Krimschild gestiftet.

Folgen

Nach der schweren Schlacht waren in der Stadt nur noch neun Gebäude unbeschädigt. Der Berliner Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung berichtete wenige Tage später:

Die Stadt Sewastopol selbst, die an der Reede prachtvoll gelegen ist, bietet das Bild trostloser Verwüstung. Sie muss von Grund auf neu gebaut werden. Es steht ... kein Haus mehr, das bewohnbar wäre. Die Häuser sind entweder ausgebrannt oder ... nur noch Trümmerhaufen ... [6]

Gefangene und Verluste der Roten Armee

Mehr als 10.000 sowjetische Soldaten fielen im Kampf, und im Zeitraum vom 7. Juni bis zum 4. Juli gingen etwa 97.000 Soldaten der Küstenarmee[5] in deutsche Gefangenschaft.

Gefechtsstärken und Verluste der deutschen Truppen

Die folgende Tabelle verdeutlichen die Gefechtsstärken und Verluste der deutschen Truppen während der zweiten großangelegte Offensive im Juni 1942:[7] Zu beachten ist, dass die fünf genannten Divisionen nur einen Teil der eingesetzten Truppen darstellen.

Division Kampfstärke 1. Juni 1942 Kampfstärke 1. Juli 1942 Gefallene Verwundete Vermisste Gesamtverluste
22. Infanterie-Division 13.445 9.297 670 3.251 395 4.316
24. Infanterie-Division 11.148 8.811 704 3.295 136 4.135
50. Infanterie-Division unbekannt unbekannt 488 2.784 178 3.450
132. Infanterie-Division 9.842 unbekannt 471 2.404 292 3.167
170. Infanterie-Division unbekannt unbekannt 251 1.344 98 1.693

Die Gesamtzahl der gefallenen, verwundeten und vermissten Deutschen und Rumänen während der achtmonatigen Schlacht wird auf rund 35.500 geschätzt.

Einzelnachweise

  1. Schramm, 1942, Teilband 2, S. 1343
  2. a b Schramm, 1942, Teilband 2, S. 1412
  3. Schramm, 1942, Teilband 1, S. 397
  4. a b c Schramm, 1942, Teilband 2, S. 1414
  5. a b Schramm, 1942, Teilband 2, S. 1416
  6. Nach Friedemann Bedürftig: Chronik des Zweiten Weltkriegs, Chronik Verlag, 2004, S. 206
  7. Robert A. Forczyk: Sevastopol 1942: von Manstein’s triumph. Osprey, Oxford 2008, ISBN 978-1-84603-221-9, auf S. 90.

Literatur

  • John Erickson: Road to Stalingrad, Cassel Military Paperbacks Edition, 2003 (englisch)
  • Robert A. Forczyk: Sevastopol 1942: von Manstein’s triumph. Osprey, Oxford 2008, ISBN 978-1-84603-221-9. (englisch)
  • Franz Kurowski: Sewastopol. Der Angriff auf die stärkste Festung der Welt 1942. Podzun-Pallas, Wölfersheim-Berstadt 2002, ISBN 3-7909-0744-8.
  • Erich von Manstein: Verlorene Siege. Athenäum-Verlag, Bonn 1955, ISBN 3-926584-87-4. (Militärische Erinnerungen 1939-1944 des deutschen General von Manstein)
  • Percy Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des OKW, 1942, Teilband 1 und 2, ISBN 3-8289-0525-0
  • C. G. Sweeting: Blood and Iron: The German Conquest of Sevastopol. Brassey’s, Washington 2004, ISBN 1-57488-796-3. (englisch)

Weblinks

 Commons: Bilder der Zerstörungen in Sewastopol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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