Landmaschinenbau Bernburg

Landmaschinenbau Bernburg

Landmaschinenbau Bernburg war ein volkseigener Betrieb (VEB) der DDR, der ursprünglich Sämaschinen, später Rübenernter und andere landwirtschaftliche Maschinen herstellte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprung des Betriebes war das Unternehmen Wilhelm Siedersleben, die 1867 in Bernburg für die Serienproduktion von Sämaschinen gegründet wurde. Das Produktionsprogramm wurde in der Folgezeit durch Rübenköpfer und Rübenheber, Mineraldüngerstreuer und Hackmaschinen erweitert, wobei die Sämaschinen, die unter dem Namen Saxonia bekannt wurden, den Schwerpunkt bildeten. Der Betrieb blieb im Zweiten Weltkrieg von Zerstörungen und danach von Demontagen durch die Besatzungsmächte weitgehend verschont. Unter der Regie des Eigentümers konnte deshalb bereits 1945 wieder mit der Produktion der traditionellen Produkte begonnen werden. Dazu gehörten auch Drillmaschinen als Reparationsleistungen für die UdSSR.

1952 erfolgte die Enteignung. Der Betrieb kam als VEB Landmaschinenbau Bernburg zur VVB Land-, Bau- und Holzbearbeitungsmaschinen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er etwa 350 Beschäftigte. Im Rahmen der Hauptverwaltung Landmaschinenbau (ab 1953) bzw. der VVB Landmaschinen- und Traktorenbau (ab 1956) entwickelte sich der Landmaschinenbau Bernburg, der weiterhin den Markennamen Saxonia führte, bis Ende der 1960er Jahre auf etwa 600 Beschäftigte. 1970 wurde er Bestandteil des Weimar-Kombinates und 1978 ein Betrieb des Kombinates Fortschritt Landmaschinen. Im Zeitraum 1979 bis 1984 war der Landmaschinenbau Bernburg als juristisch selbständiger Betrieb dem Weimar-Werk zugeordnet. 1985 verlor er den Status eines selbständigen Kombinatsbetriebes und wurde als Betriebsteil dem Bodenbearbeitungsgerätewerk Leipzig unterstellt. Das Werk Bernburg hatte zu diesem Zeitpunkt etwa 650 Beschäftigte.

Im Rahmen der Treuhandverwaltung ab 1990 konnte eine tragfähige Privatisierung mit dem Unternehmen Rabewerk Bad Essen im Jahre 1992 realisiert werden. Unter dem Namen Rabewerk Bernburg GmbH bestand das Unternehmen bis zur Insolvenz des Stammwerkes in Bad Essen im Jahre 2000. 2001 übernahm die Pöttinger Maschinenfabrik GmbH in Gieskirchen (AU) das Unternehmen und führte das Programm Sätechnik weiter.

Erzeugnisse

Das Unternehmen profitierte noch lange von den Innovationen des Unternehmens Siedersleben, darunter von dem Mitte der 1920er Jahre entwickelten Einheitssärad, das die Dosierung aller gängigen Saatgutarten möglich machte. So wurden noch weit in die 1950er Jahre die darauf basierenden Baureihen von Gespanndrillmaschinen produziert. Die ab Ende der 1950er Jahre wirksamen Neuentwicklungen waren vor allem für den Traktorzug ausgelegt. Dazu gehörten:

  • Baureihe A 541 bis A 561 für Traktorzug, als A 411 bis A 461 auch für Gespannzug
  • Baureihe A 621 bis A 661 für Dreipunktanbau
  • Zwischenachsanbau-Drillmaschine A 188 bzw. A 761 für den Geräteträger RS 09
  • Traktoranhängedrillmaschine A 591

Von Mitte der 1960er bis Mitte der 1980er Jahre dominierte die Drillmaschinen-Baureihe A 200 mit ihren Weiterentwicklungen dieses Erzeugnisprogramm. Sie wurde abgelöst von der Baureihe A 215, bei der vor allem auch die Anforderungen der westeuropäischen Märkte berücksichtigt waren. Die Drillmaschinen wurden auf diesen Märkten unter dem Namen Saxonia verkauft.

Die Erzeugnisse bei der Einzelkornsätechnik für Zuckerrüben waren:

  • Heckanbauvariante A 695 (ab 1961)
  • Zwischenachsanbauvariante A 765 für den Geräteträger RS 09 (ab 1963)
  • A 697 mit neuem Säsystem (ab 1973)

Literatur

  • Krombholz, K.: Landmaschinenbau der DDR – Licht und Schatten. DLG-Verlag, Frankfurt/Main 2008, ISBN 978-3-7690-0717-6.
  • Autorenkollektiv: Das Volkseigene Kombinat Fortschritt Landmaschinen Neustadt in Sachsen und seine Betriebe 1945 – 1990. Druckschrift des Traditionsvereins KOFO Neustadt/Sa. e.V., Neustadt in Sachsen 2005.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Landmaschinenbau der DDR — Der Landmaschinenbau gehörte in der DDR in Verbindung mit der forcierten Entwicklung der Landwirtschaft zu den wichtigsten Industriezweigen. In den 1980er Jahren realisierte er etwa 1,4 % der Industrieproduktion des Landes und etwa 6 %… …   Deutsch Wikipedia

  • Kreis Bernburg — Basisdaten[1] Bezirk der DDR Halle Kreisstadt Bernburg Fläche 389 km² (1989) Einwohner 75.754 (1989) Bevölkerungsdichte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Landmaschinenherstellern — Die nachfolgende Liste verzeichnet marktrelevante oder ehemals marktrelevante Landmaschinenhersteller. Sie erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U …   Deutsch Wikipedia

  • Bodenbearbeitungsgerätewerk Leipzig — Logo der BBG Leipzig Als Nachfolgeunternehmen des Unternehmens Landmaschinenfabrik Rudolph Sack gehörte das Bodenbearbeitungsgerätewerk Leipzig (BBG) vor allem in den 1950er und 1960er Jahren zu den wichtigsten Landtechnikherstellern in der DDR.… …   Deutsch Wikipedia

  • Fortschritt Landmaschinen — Das seit 1955 eingetragene „Fortschritt“ Warenzeichen …   Deutsch Wikipedia

  • Weimar-Werk — Das Weimar Werk, das im Jahre 1953 als Mähdrescherwerk profilierte und dem Landmaschinenbau der DDR zugeordnete wurde, gehörte zu den größten Unternehmen dieses Industriezweiges. Im Zeitraum 1970 bis 1978 hatte das Unternehmen den Status eines… …   Deutsch Wikipedia

  • Saxonia — (lateinisch: Sachsen) steht für: Saxonia (Lokomotive), die erste in Deutschland gebaute Lokomotive Saxonia (Sachsen), die weibliche Symbolfigur für Sachsen Saxonia (Studentenverbindung), ein häufiger Name von Studentenverbindungen Saxonia… …   Deutsch Wikipedia

  • Landkreis Schönebeck — Wappen Karte Basisdaten Bundesland …   Deutsch Wikipedia

  • Wissenschaft und Technik in der DDR — unterlagen den ideologischen Vorgaben des Staates und damit der SED, die sich selbst dem wissenschaftlichen Sozialismus verpflichtete. Dies betraf die Schwerpunkte der Forschung und den Umgang mit den Ergebnissen in den Hochschulen und in der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”