Liebfrauenkirche (Darmstadt)

Liebfrauenkirche (Darmstadt)
49.8579798.655285
Liebfrauenkirche, Darmstadt-Bessungen
Orgel der Liebfrauenkirche, Darmstadt-Bessungen

Die Liebfrauenkirche in Bessungen ist eine katholische Kirche in Darmstadt. Ihre markanter Kirchturm erhebt sich an exponierter Stelle östlich der Orangerie an der Klappacher Straße. Zur Pfarrgemeinde gehören rund 4000 Katholiken.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Pfarrei Liebfrauen besteht als eigene Pfarrkuratie seit dem Jahr 1901, zunächst unter dem Namen Martinsgemeinde. Zuvor wurde Bessungen am 7. Juli 1887 als Filialgemeinde von der Darmstädter Gemeinde St. Ludwig abgetrennt. Dies war ein Jahr, bevor sich die politische Gemeinde von Bessungen der Stadt Darmstadt anschloss. Eine eigene Pfarrkirche gab es bei der Gründung der Gemeinde nicht. Die Gottesdienste wurden in einer 1902 dem Heiligen Martin geweihten Kapelle (einem ehemaligen Möbelschuppen) im Herdweg 28 (Ecke Bruchwiesenstraße) gefeiert.

Im Jahr 1924 wurde zunächst eine Unterkirche gebaut und am 8. September 1924 geweiht. Sie lag 2,50 Meter in der Erde und ragte 2,30 Meter über den Erdboden hinaus. 1936/37 wurde die Unterkirche nach Plänen des Architekten Jan Hubert Pinand mit Sakristei, Marien- und Taufkapelle und schließlich mit der Liebfrauenkirche in ihrer heutigen Form erweitert. Die Weihe der Kirche war am 2. Mai 1937.

1987 wurde der Altarraum der Kirche anlässlich des 50-jährigen Weihejubiläums von Paul Brandenburg neu gestaltet. Dabei blieb das von Edzard Seeger gestaltete Apsismosaik hinter dem Hauptaltar erhalten.

Nach der Umgestaltung des Innenraumes wurde 1989 eine neue Orgel der Orgelbaufirma Hugo Mayer in der Kirche eingebaut.

Architektur und Innenraum

Marienkapelle

An der nordöstlichen Ecke der Kirche befindet sich ein rechteckiger Seitenbau. Von den drei mittelgroßen bunten Spitzbogenfenstern, ist eins nach Norden und zwei sind nach Süden ausgerichtet. Die Motive auf den Fenstern sind Symbole für Maria, die Mutter Gottes.

Am östlichen Ende der Kapelle steht der Edith-Stein-Altar aus gehauenem gelben Warthauer Sandstein. Dieser Altar wurde im September 1999 geweiht. An der Stirnseite hinter dem Altar befindet sich eine alte Pietà, die auf einem Sockel mit Rosenranken sitzt. Er ist aus dem gleichen Material wie der Altar. Genau wie die Objekte des Hauptaltarraumes hat beides der Künstler Paul Brandenburg angefertigt.

An der Nordwand der Kapelle hängt ein Metallrelief des heiligen Josef. Es wurde von Karlo Wolf (ehemaliger Pfarrer in Liebfrauen) in Auftrag gegeben.

Zwischen den beiden südlichen Spitzbogenfenstern hängt ein Ölgemälde. Es ist ein Geschenk der polnischen Partnerstadt Płock an den Magistrat der Stadt Darmstadt und der Liebfrauengemeinde als Leihgabe überlassen. Das Bild mit dem Titel Jesus, ich vertraue auf dich wird in Polen als Gnadenbild verehrt. Es geht zurück auf eine Vision der Seligen Schwester Faustyna Kowalska.

Auf der gleichen Seite der Kapelle ist die Antonius-Nische mit einer Figur des Heiligen. Dort befand sich früher der Beichtstuhl. Für den Bau der Nische wurde im Zuge der Renovierung 1987 die Altarplatte des alten Hochaltars der Kirche verwendet. In der Altarplatte befindet sich ein Reliquiengrab mit den Reliquien von fünf Heiligen: der Heiligen Ursula, des Heiligen Fortunatus, des Heiligen Biodarus, des Heiligen Juciniculus und der Heiligen Casta.

Judas Thaddäus Kapelle

Gemäß übernommener Überlieferung der Pfarrei hat die Gemeinde dem Apostel Judas Thaddäus - einem der 14 großen Nothelfer - einen eigenen Altar in einer kleinen Seitenkapelle westlich des Hauptkirchenschiffes geweiht. Auf einem Mosaik an der Stirnseite der Kapelle ist der Apostel dargestellt. Genau wie das Apsismosaik hinter dem Hauptaltar ist es von Edzard Seeger gestaltet. Durch ein buntes Spitzbogenfenster fällt Westlicht in die Kapelle. Das Fenster hat als Motiv eine Öllampe mit dem Christuszeichen XP = chi + rho = Chr(istus). Alle Spitzbogenfenster wurden 1956/58 von der Künstlerin Annelise Reichmann gestaltet. Rechts neben dem Torbogen in der Kapelle befinden sich einige historische Votivtafeln.

Taufkapelle

Eine weitere Kapelle rechts vom Eingang, vorbei an der Seitenkapelle des heiligen Apostels Judas Thaddäus, ist ein runder Seitenanbau. In der Mitte befindet sich das Taufbecken, das um zwei Stufen tiefer gesetzt ist, um das Hinabsteigen ins Wasser anzudeuten. Wiedergeboren aus dem Wasser und dem heiligen Geist steigt der Täufling nach der Taufe wieder herauf. Ein kleines Spitzbogenfenster mit zwei Fischen rechts und links vom Kreuz erhellt den Gang zur Taufkapelle.

Orgel

Die Mayer-Orgel der Kirche von 1989 hat Schleifladen mit mechanischer Spiel- und elektrischer Registertraktur.

I Hauptwerk C–g3

14. Bourdon 16′
15. Principal 8′
16. Gemshorn 8′
17. Octave 4′
18. Rohrflöte 4′
19. Quinte 22/3
20. Schwegel 2′
21. Mixtur V–VI 11/3
22. Trompete 8′
23. Koppel II-I
II Schwellwerk C–g3
1. Offenflöte 8′
2. Rohrflöte 8′
3. Salicional 8′
4. Schwebung (ab c) 8′
5. Principal 4′
6. Nachthorn 4′
7. Principal 2′
8. Octävlein 1′
9. Sesquialter II
10. Acuta V 2′
11. Bombarde 16′
12. Schalmey 8′
13. Tremulant
Pedal C–f1
24. Prinzipal 16′
25. Subbaß 16′
26. Octave (ab c im Prospekt) 8′
27. Gedecktbaß 8′
28. Octave 4′
29. Hintersatz IV 22/3
30. Posaune 16′
31. Koppel I-P
32. Koppel II-P

gemischte Stimmen

Mixtur V–VI 11/3

C: 11/3 + 1′ + 2/3 + 1/2 + 1/3
c0: 2′ + 11/3 + 1′ + 2/3 + 1/2
c1: 22/3 + 2′ + 11/3 + 1′ + 2/3
c2: 4′ + 22/3′ (2×) + 2′ + 11/3 + 1′
f2: 51/3 + 4′ + 22/3′ (2×) + 2′ + 11/3
c3: 8′ + 51/3 + 4′ + 22/3′ (2×) + 2′

Acuta V 2′

C: 2′ + 11/3 + 1′ + 2/3 + 1/2
B: 22/3 + 2′ + 11/3 + 1′ + 2/3
g1: 4′ + 22/3 + 2′ (2×) + 11/3
d2: 51/3 + 4′ (2×) + 22/3 + 2′
g2: 8′ (2×) + 51/3 + 4′ + 22/3

Hintersatz IV 22/3

C: 22/3 + 2′ + 11/3 + 1′

Glocken

Das erste Geläut der Kirche bestand aus vier Stahl-Hartgussglocken und stammte aus dem Jahr 1948. Hieran zeigten sich in den 1990er Jahren so starke Schäden, daß es teilweise stillgelegt werden musste. Im Juni 1999 brach schließlich sogar ein Lagerbolzen und ein Glockenklöppel stürzte in die Glockenstube ab, ohne allerdings großen Schaden anzurichten.

Anfang 2000 wurde durch eine Zuwendung an die Gemeinde die Anschaffung eines kompletten neuen Bronzegeläutes und Glockenstuhls möglich. Der Auftrag ging an die Eifeler Glockengießerei K. A. Mark in Brockscheid. Der Glockenguss erfolgte am 17. März 2001. Die Glockenweihe wurde von Weihbischof Wolfgang Rolly am 1. Mai 2001 vorgenommen.

Das Klangmotiv der Glocken besteht aus den Tonen c1, e1, g1 und a1 und bildet damit den Anfang des gregorianischen Salve Regina.

Glocke 1 Marienglocke, Ton c1, Durchmesser: 1540 mm, Gewicht: ca. 2400 kg
Inschrift: In honorem Beatae Mariae Virginis + SALVE REGINA +

Glocke 2 Martinusglocke, Ton e1, Durchmesser: 1300 mm, Gewicht: ca. 1300 kg
Inschrift: In honorem Sancti Martini + CHRISTUS VINCIT +

Glocke 3 Bonifatiusglocke, Ton g1, Durchmesser: 1060 mm, Gewicht: ca. 800 kg
Inschrift: In honorem Sancti Bonifatii + CHRISTUS REGNAT +

Glocke 4 Edith-Stein-Glocke, Ton a1, Durchmesser: 960 mm, Gewicht: ca. 550 kg
Inschrift: In honorem Sanctae Teresiae Benedictae a Cruce OCD Edith Stein + CHRISTUS IMPERAT +

Literatur

  • Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Stadt Darmstadt. (= Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland.) Vieweg & Sohn, Braunschweig 1994, ISBN 3-528-06249-5.
  • Pfarrgemeinderat Liebfrauen (Hrsg.): Katholische Pfarrei Liebfrauen Darmstadt. Stand: 09/2008

Weblinks


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