Paul Brandenburg

Paul Brandenburg

Paul Brandenburg (* 1930 in Düsseldorf) ist ein deutscher Bildhauer, der insbesondere bei der Innen- und Außengestaltung zahlreicher katholischer Sakralbauten mitwirkte und darüber hinaus für Berlin viele öffentliche Skulpturen schuf.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft

Paul Brandenburg war Sohn des Oberlandgerichtsrates Leo Brandenburg und seiner Ehefrau Maria. Da der Vater nach Leipzig berufen wurde, zog die Familie 1937 dorthin um.

Seine Mutter war Kunstmalerin und Bildhauerin und hatte berufsbedingte Kontakte mit dem Oratorium des Heiligen Philipp Neri der Liebfrauen-Pfarrei in Leipzig-Lindenau. Von Maria Brandenburg sind nur die Werke bekannt, die sie 1954 für die katholische Kirche Mariä Unbefleckte Empfängnis in Perleberg gestaltete. Sie schuf dabei den Kreuzweg und den Corpus Christi, der auf dem Havelberger Tatzenkreuz nachempfundenen Kreuz beruht und über dem Altar hängt. Von ihrem Sohn Paul stammen der Tabernakel und die Pietà in der gleichen Kirche.[1]

Ausbildung

1948 macht Paul Brandenburg das Abitur. Der Besuch der Kunstakademie in Leipzig aber wird ihm aus politischen Gründen verwehrt. Er absolviert eine Lehre als Steinbildhauer und volontiert in verschiedenen Gewerken. Außerdem erlernt er Holzschnitzerei, Stuckatur, Metalltreiben, Keramik und Töpfern, Intarsien, Mosaiklegen, Bronze- und Betonguss.

1952 siedelt Brandenburg nach West-Berlin um und setzt dort seine handwerkliche Ausbildung fort. 1953 besucht er die Bildhauerklasse der Meisterschule für das Kunsthandwerk, ab 1955 dann die Bildhauerklasse von Professor Paul Dierkes an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg, wo er 1958 den Abschluss erlangt.

Künstlerische Laufbahn

Ab 1958 erhält Paul Brandenburg erste bildhauerische Aufträge von der katholischen Kirche. Ab 1960/1962 folgen weitere Aufträge von öffentlicher, privater und kirchlicher Seite. Es entsteht ein umfangreiches Werk vor allem im Bereich der Kirchengestaltung. Darüber hinaus fertigt er zahlreiche Skulpturen, Denkmale und Brunnenanlagen in Stein und Bronze. Er arbeitet für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung im In- und Ausland, gestaltet Wände an Schulen, Schwimmhallen und Industriebauten und entwirft Fassadengestaltungen.

Arbeitsweise

Alle Arbeiten werden von ihm eigenhändig vom Entwurf bis zur letzten Durcharbeitung ausgeführt. Seine Werke gestaltet er vor allem aus Stein, Bronze, Aluminium, Beton, Holz, Keramik und Mosaiksteinen.

Die Steinmetzarbeiten führt Brandenburg in seinem Atelier bei Würzburg aus. Bronzearbeiten entstehen in seinem niederrheinischen und Modellierungen im Berliner Atelier.[2]

Privates

Paul Brandenburg lebt in Berlin-Frohnau.

Werke

Altartisch (links) und Ambo (rechts) aus Aluminiumguss in der St. Marienkirche in Berlin-Karlshorst - Beispiel der Gestaltungskunst von Paul Brandenburg.

Kirchliche Arbeiten (Auswahl)

Brandenburg war bei der Innen- und teilweise auch bei der Außengestaltung von über 140 Kirchen und Kapellen beteiligt und schuf dabei Kreuzwege, Kreuze, Figuren, Portale und vieles mehr. Er gestaltete insbesondere zahlreiche Chorbereiche nach den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils. Nachfolgend eine kleine Auflistung seiner Arbeiten:

  • 1954 gestaltete er zusammen mit seiner Mutter den Kirchenumbau in Perleberg und schuf für die Kirche Mariä Unbefleckte Empfängnis den Tabernakel und die Pietà, letztere steht heute im Vorraum der Kirche.
  • 1962 bis 1965 fertigte er die Innenausstattung der Liebfrauenkirche in Marburg.[3]
  • 1966 gestaltete er Altar, Taufbecken, Tabernakel und das Hängekreuz in der Kreuzberger St.-Bonifatius-Kirche, die im Zweiten Weltkrieg total ausgebrannt war.[4]
  • 1967 schuf er im Rahmen der Grundrenovierung für die Propsteikirche St. Nikolaus in Kiel das Taufbecken am Ende des Mittelgangs, den Altar, die Tabernakelsäule an der östlichen Stirnseite des rechten Seitenschiffs, den Ambo und den Priestersitz. Die Werke wurden aus Anröchter Stein gefertigt und besitzen einen blockhaften, massiven Charakter.[5]
  • 1968 Umbauarbeiten der Kirche St. Alfons in Berlin-Marienfelde, neu geschaffen wurden Ambo, Tabernakelstele und Kreuz.[6]
  • 1975 gestaltete Brandenburg den Kreuzweg in der St. Hedwigkirche in Stuttgart.[7]
  • 1976 wirkte er beim Innenumbau des Artländer Doms in Ankum mit und gestaltete Altartisch, Tabernakel, Ambo und andere Details wie die Türgriffe.
  • 1978 gestaltete er für die St. Anna Kirche des Franziskanerklosters in Dorsten die Kreuzwegbilder aus Aluminiumguss.
  • In den 1980er-Jahren fertigte Brandenburg für die Propsteikirche St. Anna in Schwerin den Altar, das Tabernakel, das Hängekreuz und ein mehrteiliges Bronzerelief an der Rückwand zum Gedenken an Niels Stensen.
  • 1981 schuf er für die neu erbaute St. Norbert Kirche im fränkischen Höchberg den Altar, die Tabernakelstele, den Ambo, die Priestersitze und den Taufstein aus Kirchheimer Muschelkalk.
  • 1984/85 gestaltete er für die St. Marien Kirche in Berlin-Karlshorst den Altartisch nebst Ambo aus Aluminiumguss. Bei der weiteren Ausschmückung der Kirche 1998 fertigte Paul Brandenburg eine Kerzenbank für den Altarraum, einen Osterleuchter und eine Kredenz, wiederum aus Aluminium.
  • 1987 schuf er den neuen Altarraum der Josefs-Kirche in Egelsbach.[8]
  • Ebenfalls 1987 fertigte er für die Wallfahrtskirche Maria Frieden in Berlin-Mariendorf den aus weißem, griechischem Marmor bestehenden Altar (der ein zur Schlachtung vorbereitetes Lamm symbolisiert) sowie den Tabernakel und die Seitenflächen des Ambo aus Aluminium. Außerdem schuf Paul Brandenburg das in der Marienkapelle befindliche verglaste Gehäuse, welches das von Otto Dix geschaffene dreiteilige Bild Madonna vor Stacheldraht und Trümmern mit Paulus und Petrus beinhaltet.
  • 1991 gestaltete er für die Kirche St. Peter und Paul in Kronberg den neuen Altarraum.[9]
  • 2011 schuf er für die Pfarrkirche St. Martinus Haren (Ems) einen Taufsteindeckel, anlässlich des 100. Jahrestag der Kirchweihe

Skulpturen, Brunnen, Denkmale und Stelen

Für seine Heimatstadt Berlin fertigte Paul Brandenburg zahlreiche Skulpturen, Brunnenanlagen und Gedenksteine bzw. –tafeln, die in öffentlichen Bereichen aufgestellt wurden:

  • Gedenkstein für Karl Heinrich, 1962, Standort: Berlin-Spandau an der Nordwestecke der Karl-Heinrich-Brücke, Inschrift: Polizeimajor / Karl Heinrich / Widerstands- / kämpfer / gegen Hitler / 1945 von den / Sowjets / verschleppt / u. in der Haft / umgekommen.[10]
  • Unseren Brieftauben, 1963, Standort: Berlin-Spandau, Wröhmännerpark nahe der Wröhmännerstraße, Erneuerung des Denkmals für die deutsche Brieftaube mit zehn bronzenen Brieftauben, welches 1939 von Georg Roch mit ursprünglich 25 Tauben gestaltet wurde, aber jedoch bereits 1942 wieder eingeschmolzen wurde.
  • Sonnenlabyrinth, 1970, Standort: Berlin-Reinickendorf in der Grünanlage der Neheimer Straße 4
  • Vier-Elemente-Säule, 1971, aus Naturstein/Riedlinger Kalkstein, Standort: Berlin-Reinickendorf in der Neheimer Straße (Wohnanlage)
  • Eingangstür, 1972, aus Aluminiumguss, Standort: Berlin-Charlottenburg, Ernst-Reuter-Platz 3-5 (Versicherungsgebäude)
  • Olympia-Stelen, 1972 bis 2004, aus Muschelkalkstein, Standort: Berlin-Westend, auf dem Gelände des Olympiastadions. Für die Olympischen Sommer- und Winterspiele wurde paarweise eine Stele geschaffen, in welche das Logo der Austragungsorte, die Namen der deutschen Olympiasieger (Gold) und bei ausreichendem Platz auch ein Relief einer siegreichen Sportart eingraviert wurde. Seit den Olympischen Spielen 1972 erstellt diese Stelen Paul Brandenburg, der die 2,40 m hohen und rund 4 Tonnen schweren und seltenen Steine, die bis zu 10.000 Euro kosten können, auch selbst beschafft und hierfür mitunter monatelang in den Steinbrüchen Europas sucht.[11]
  • Verschlungene Form, 1973, aus Muschelkalkstein, Standort: Berlin-Kreuzberg, Wassertorstraße Ecke Bergfriedstraße (Wohnanlage)
  • Guter Hirte, 1974, Naturstein, Standort: Berlin-Tempelhof, Maximilian-Kaller-Straße
  • Steinerne Pflanze, 1975, Muschelkalkstein, Standort: Berlin-Spandau, Heerstraße 445, westlich der Kreuzung mit dem Magistratsweg, Ecke Semmelländerweg (Wohnanlage)
  • Pan mit Doppelflöte, 1975, Bronze auf Muschelkalksockel, Standort: Berlin-Tempelhof, Prühsstraße 11 (auf der Grünfläche vor der Wohnsiedlung)
  • Gespaltene Kugel, 1976, Standort: Berlin-Reinickendorf, Waldshuter Zeile, Markt
  • Terrassenbrunnen, 1978, Standort: Berlin-Schöneberg, Dominicustraße 37-43, Innenhof
  • Brunnen, 1979, Standort: Berlin-Reinickendorf, Oranienburger Straße 285, Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik
  • Pietà, 1980, aus Bronze, Standort: Berlin, Freiheitsweg, Friedhof, in der Kapelle
  • Drei-Säulen-Brunnen, 1981, aus Marmor, Standort: Berlin-Gesundbrunnen, Brunnenstraße 64-65
  • Gestufte Säule, 1982, aus Bronze, Standort: Berlin-Tempelhof, Prühsstraße 11, Grünanlage mit Blockinnenbereich
  • Brunnenskulptur, 1983, aus Naturstein, Standort: Berlin-Tempelhof, Bäumerplan 24, Ecke Wüsthoffstraße vor dem Haupteingang des St.-Joseph-Krankenhauses
  • Gedenktafel für Willibald Gebhardt, 2005, Standort: am Willibald Gebhardt Sportzentrum in Berlin-Schöneberg, Sachsendamm 11
  • Gespaltenes Kreuz, Entstehungszeit unbekannt, Standort: Berlin-Reinickendorf, Fließtal-Friedhof, Feld für Anonymbestattungen
  • Tierskulptur Fischreiher, Entstehungszeit unbekannt, Standort: Berlin-Spandau, Strandbad Oberhavel

Kleinskulpturen

Als Nachbildung der in Berlin-Reinickendorf stehenden Skulptur Gespaltene Kugel schuf Paul Brandenburg 1976 einen 3,7 cm (mit Sockel: 9,5 cm) hohen Bronzeguss. Die Anzahl der gefertigten Exemplare ist nicht bekannt.[12]

Quellen

  1. Maria Brandenburg (Aufruf vom 28. August 2009)
  2. Paul Brandenburgs Ateliers (Aufruf vom 26. August 2009)
  3. Liebfrauenkirche in Marburg (Aufruf vom 28. August 2009)
  4. Kirche St. Bonifatius in einem Buch über Kreuzberger Kirchen (Aufruf vom 28. August 2009)
  5. Kirche St. Nikolaus in Kiel (Aufruf vom 26. August 2009)
  6. Kirche St. Alfons in Berlin-Marienfelde (Aufruf vom 8. August 2009)
  7. Kirche St. Hedwig in Stuttgart (Aufruf vom 26. August 2009)
  8. Kirche St. Josef in Egelsbach (Aufruf vom 26. August 2009)
  9. Kirche St. Peter und Paul in Kronberg (Aufruf vom 28. August 2009)
  10. Annette Kaminsky: Orte des Erinnerns: Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR. Ch. Links Verlag, 2007, ISBN 3-86153-443-6, Seite 123
  11. Olympia-Stelen in Berlin (Aufruf vom 28. August 2009)
  12. Kleinskulptur Gespaltene Kugel (Aufruf vom 26. August 2009)

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