Lorettokapelle (Freiburg im Breisgau)

Lorettokapelle (Freiburg im Breisgau)
Die Lorettokapelle:
Links der Eingang zur Hauptkapelle, mit der Kanonenkugel von 1744 oberhalb des Eingangs.
Rechts der Eingang mit Stufen zur Josephskapelle

Die Lorettokapelle auf dem Freiburger Lorettoberg ist eine Nachbildung der Casa santa (Heiliges Haus) im italienischen Wallfahrtsort Loreto. Loretokapellen finden sich in vielen europäischen Ländern.

Seit November 2008 sind die Kapelle und das Gebäude vom Regierungspräsidium Freiburg als „Sachgesamtheit Lorettokapelle“ im Denkmalbuch eingetragen.[A 1] Zu dem Ensemble gehören zudem der westlich gelegene Kreuzweg und der nicht weit davon stehende Hildaturm. Er wurde 1886 erbaut und ist nach der letzten Großherzogin von Baden Hilda von Nassau benannt.

Inhaltsverzeichnis

Ausstattung

Die Freiburger Lorettokapelle besteht im Ganzen aus drei kleinen Kapellen unter einem Dach. Im Zentrum befindet sich die eigentliche Lorettokapelle, die Maria geweiht ist, im Westen liegt die später angebaute Josephs- und im Osten steht die Annen- und Joachimskapelle. Die Stile der Kapellen reichen von der Gotik über die Renaissance bis zum Barock. Die 63 kg schwere Glocke von 1882 stammt aus der Freiburger Glockengießerei Koch und ist auf den Ton gis gestimmt.

Geschichte

Der Haupteingang de Marienkapelle mit der Kanonenkugel von 1744 links neben dem runden Fenster

Der Grund für den Kapellenbau waren die schweren Kämpfe in der Schlacht bei Freiburg zwischen einer bairischen Reichsarmada unter Franz von Mercy und einer französischen Armee unter dem Duc d’Enghien gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges. Die erbittertsten Auseinandersetzungen mit hohen Verlusten auf beiden Seiten und schwankendem Kriegsglück fanden am 5. August 1644 an den Hängen des Schlierbergs statt. Die Freiburger Bürger gelobten im Falle eines Sieges, dort an Stelle einer in den Kämpfen zerstörten Josefskapelle der heiligen Jungfrau ein Lauretanisches Haißlein nach dem Muster der Santa casa in Loreto zu bauen. Tatsächlich zogen sich die Franzosen nach dem Verlust von 6000 Mann in der Nacht gegen Breisach zurück.

Die Kapelle wurde von Christoph Mang, dem Zunftmeister der Kaufleute, und seinem Sohn Franz Xaver erst im Jahre 1657 gestiftet. 1660 stiftete Freiherr Heinrich von Garnier die St.-Anna-Kapelle.[1] Nach dem Willen der Stifter gehörte die Kapelle zur Münsterpfarrei (Unserer Lieben Frauen Hütten), die Seelsorge lag in den Händen des Guardian des Kapuzinerklosters.

In den folgenden Jahren nahmen die Wallfahrten zur Lorettokapelle dermaßen zu, dass der Freiburger Stadtrat 1785 dort Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen untersagte, damit die Gläubigen in ihren Ortspfarreien blieben.

Im österreichischen Erbfolgekrieg kam es 1744 zu einer weiteren Auseinandersetzung zwischen Österreich und Frankreich. Der französische König Louis XV wählte den Platz vor der Kapelle, um die Beschießung Freiburgs zu beobachten. Trotz einer Absprache der kriegsführenden Parteien, den Feldherrnhügel Louis XV. nicht zu beschießen, der dafür versprach, bei der Kanonade das Münster zu schonen, schlug eine Kanonenkugel in die Kapelle ein, verfehlte jedoch den König. Die Kugel ist noch heute über der Kapellentür zu sehen.

Obwohl 1788 durch ein Dekret Kaiser Josephs II. alle Nebenkapellen aufgehoben wurden, blieben auf Grund des Protestes der Freiburger Bürger sowohl die Lorettokapelle als auch St. Ottilien erhalten.

Die Renovierungsarbeiten Ende des 18. Jahrhunderts, die das Innere der Kapelle dem aktuellen Geschmack anpassten, übertünchten die bestehenden Malereien, die nach originalen Loreto-Kupferstichen von Johann Caspar Brenzinger (1651–1737) gefertigt wurden, und zerstörten dabei viele kleine Kunstgegenstände. Im Jahre 1902 wurde das Wandgemälde durch den Kunstmaler Josef Schultis (1873–1957) wieder hergestellt.

Das Schloß-Café mit dem Verbindungsgang zur Kapelle

Neben den Kapellen stand ein Bruderhaus, das bereits zur Zeit der ersten Renovierungsarbeiten zum Ausflugsziel wurde. Es wurde im Laufe der Zeit immer mehr zu einer Gartenwirtschaft und Ausflugsgaststätte. In den Jahren 1903 bis 1905 entstand auf den Fundamenten des Bruderhauses die heutige Gaststätte, die sich im Stil an der deutschen Renaissance und am Jugendstil orientiert. Sie ist durch einen hochliegenden überdachten Gang mit dem Kapellenbau verbunden. Dieses Schloß-Café befindet sich im Besitz einer kirchlichen Stiftung des Breisgauer Katholischen Religionsfonds.

Kreuzweg

Die 14 Skulpturen des Kreuzwegs an der Kapelle wurden vom Freiburger Bildhauer Wilhelm Walliser geschaffen[2] und wurden ebenfalls ins Denkmalbuch eingetragen.

Die einzelnen Stationen des Kreuzwegs
Die einzelnen Stationen des Kreuzwegs

Weblinks

 Wikisource: Sanct Loretto – Quellen und Volltexte
 Wikisource: Der Kanonier von Freiburg – Quellen und Volltexte
 Wikisource: Gründung der Lorettokapelle – Quellen und Volltexte
 Commons: Lorettokapelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Hermann Kopf: Christoph Anton Graf von Schauenburg (1717–1787): Aufstieg und Sturz des breisgauischen Kreishauptmanns, Rombach, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-7930-0343-4, S. 11
  2. Michael Klant: Vergessene Bildhauer. In: Skulptur in Freiburg. Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum, Freiburg 2000, S. 164–172 ISBN 3-922675-77-8, S. 168

Anmerkungen

  1. In dem Eintragungsbescheid wird festgestellt, dass diese denkmalrechtliche Einheit auf Grund ihres hohen wissenschaftlichen, baukünstlerischen und heimatgeschichtlichen Ranges und ihrer beeindruckenden originalen Überlieferung ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung ist, an deren Erhaltung ein gesteigertes öffentliches Interesse besteht.
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