Franz von Mercy

Franz von Mercy
Franz von Mercy (1597-1645)

Franz Freiherr von Mercy, Herr zu Mandre und Collenberg (* 1597 in Longwy, Lothringen; † 3. August 1645 in Alerheim) war römisch-kaiserlicher und kurbayerischer Kriegsrat, Generalfeldmarschall, Kämmerer und Statthalter zu Ingolstadt, und ab 1643 Oberbefehlshaber der kaiserlich-bayerischen Armee der Katholischen Liga im Dreißigjährigen Krieg.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Er entstammte einem lothringischen Adelsgeschlecht. Etwa 1597 wurde er in Longwy geboren. Es ist nicht mehr bekannt, wer seine Eltern waren.

Schon mit sechzehn Jahren widmete er sich dem Waffendienst. Unter der Fahne des Kaisers kämpfte er auf ungarischem Boden gegen die Türken. Wegen kluger Tapferkeit wurde er zum Offizier befördert und kehrte in sein Vaterland zurück, wo er in die Dienste des Herzogs von Lothringen trat. Wiederum in kaiserlichen Diensten focht er 1631 als Obristwachtmeister unter Piccolomini bei Leipzig (Schlacht bei Breitenfeld), wo er sich besonders auszeichnete. 1633 wurde er Obrist.

Bei einem Ausfall aus Breisach geriet er im selben Jahr noch in französische Gefangenschaft. Bald darauf schon wurde er ausgetauscht und verteidigte 1634 einige Monate lang mit Glück Rheinfelden gegen Herzog Bernhard von Weimar. Von 1635 bis 1637 ist er als Generalwachtmeister an der Belagerung von Kolmar und Dôle und an der Schlacht von Gray beteiligt. Im Jahre 1638 trat er im Range eines Generalfeldzeugmeisters in bayerische Dienste. In der Unterpfalz befehligte er 1641 ein bayerisches Korps gegen den Herzog von Longueville.

1642 wurde Franz von Mercy durch Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Er vertrieb im selben Jahr die Schweden unter Banér aus Regensburg und nahm den Obersten Slange gefangen. Am 24. November 1643 vernichtet er das Korps des Generals Rantzau bei Tuttlingen, worauf er zum Feldmarschall ernannt und ihm gleichzeitig der Oberbefehl über die kaiserlich-bayerische Armee übertragen wurde. Er war Oberbefehlshaber dieser Armee in der Schlacht bei Freiburg im Breisgau vom 3. bis 5. August 1644 gegen die französisch-alliierte Armee, die Prinz Condé befehligte. Er führte den Oberbefehl auch in der Schlacht von Herbsthausen vom 5. Mai 1645, in der er den Marschall Turenne besiegte.

In der Schlacht von Alerheim bei Nördlingen ereilte Mercy der Tod durch eine Musketenkugel, als er Verstärkungen in den Brennpunkt des Geschehens führte. Sein Leichnam wurde auf einem Artilleriewagen zunächst nach Donauwörth und am nächsten Tag nach Ingolstadt gebracht. Der gefangene französische Marschall Gramont berichtet voller Staunen vom überschwänglichen Empfang, der Mercy von der Bevölkerung der Stadt bereitet wurde, die vor die Tore geeilt war. Er war in Ingolstadt, wo er Festungskommandant und Statthalter gewesen war, sehr beliebt und hoch angesehen.

Franz Freiherr von Mercy war arm gestorben. Er hatte sich nicht wie so viele andere Heerführer bereichert, was damals die Regel war. Von seinen Zeitgenossen wird er als der uneigennützigste General des ganzen Dreißigjährigen Krieges bezeichnet. Seine Witwe war mit ihren fünf Kindern nahezu mittellos. Kurfürst Maximilian, der über Mercys Tod erschüttert war, wies der Witwe als Wohnsitz die Stadt und als Unterhalt die gesamten Einkünfte der Statthalterei Ingolstadt an. Die Obersteninhaberstelle des Regiments Mercy, übertrug er dem erstgeborenen kleinen Sohn Max Leopold und das Kommando dessen Onkel, dem Oberstleutnant von Elter.

Sein Bruder war der kurbayerische Generalwachtmeister Kaspar von Mercy. Verheiratet war Franz von Mercy mit Anna Margarethe, einer Tochter des Landvogt der Ortenau, Johann Rainer von Schauenburg.

Die Tochter Claudia (* 1631; † 5. Mai 1708) heiratete am 14. November 1649 den Kurbayerischer Hofmeister Graf Bonaventura von Fugger (* 30. Juni 1619; † 13. Dezember 1693).

Mercy als Befehlshaber

Mercy zeichnete sich durch die Raschheit seiner Entschlüsse und durch seine Ruhe aus. Sein Zeitgenosse und Gegner auf dem Schlachtfeld, Marschall Gramont, schreibt in seinen Memoiren:

„Aber Mercy, der die Affäre von Heilbronn so gut gelöst hatte, besaß nicht weniger Scharfblick auch die von Schwäbisch Hall vorherzusehen. Mit größtmöglicher Eile war er vor uns da, und deckte diesen Ort. Dies veranlasst mich von einer ganz und gar einmaligen Sache zu sprechen und von der Überlegenheit dieses Generals. Während der ganzen Dauer der zwei langen Feldzüge, die der Herzog von Anguien, der Marschall von Gramont und der Marschall von Turenne gegen ihn führten, haben sie nie etwas in ihrem Kriegsrat beschlossen, das zum Vorteil für die Waffen des Königs und in der Konsequenz schädlich für die des Kaisers sein konnte, die Mercy nicht erraten und selbst vorhergesehen hätte, als sei er mit ihnen der Vierte im Kriegsrat gewesen oder als hätten sie ihm über ihre Absicht eine vertrauliche Mitteilung gemacht. Es muss zugegeben werden, dass die Quelle, aus der solche Generale kommen seit langer Zeit versiegt ist und diejenigen, die ich im Krieg gekannt habe, hatten einen weniger ausgeprägten Scharfblick und eine begrenztere Intelligenz.“

Marschall Gramont

Prinz Condé äußerte sich wie folgt:

„In den zwei Feldzügen (1644 und 1645), in denen ich gegen Mercy gefochten, hat dieser nicht einen Schritt getan, der nicht das Gepräge der höchsten Fähigkeit an sich getragen hätte. Er hat meine Entwürfe stets so genau vorausgewusst, als wäre er ein Mitglied meines Kriegsrats gewesen.“

Prinz Condé

Mit hervorragendem Blick verstand er es jedes Gelände zu seinem Vorteil zu nutzen, was sich besonders augenfällig bei den Stellungen von Dürrwangen und Alerheim zeigt, und er verstand es die Massen wirksam zu verteilen. Er hielt sich nicht starr an die bisher übliche Taktik, sondern verbesserte den Waffendienst nach den neuesten Grundsätzen seiner Zeit. Das Fußvolk teilte er in Bataillone, um es beweglicher zu machen. Mercy verminderte die Anzahl der Pikeniere und stellte die Schwadronen nur mehr drei Glieder tief. Die Artillerie machte er beweglicher und begann die Waffengattungen zu gegenseitiger Unterstützung zu verbinden. Er wich ab von der bisher üblichen Schlachtordnung, bei der das Zentrum nur aus Fußvolk und die Flügel aus Reiterei bestanden. Das jeweilige Gelände war für die Schlachtordnung, die er wählte, entscheidend. Seine Operationen hatten eine einheitliche Linie und halten auch neueren kritischen Beurteilungen stand. Bei alledem war er ein gläubiger Christ, der für seine Soldaten sorgte. Besonders die Verpflegung überwachte er persönlich und stellte gelegentliche Mängel schnellstmöglich ab.

Erinnerung und Gedenken

Auf Anordnung Kurfürst Maximilians wurde Mercy am 4. September 1645 in der Moritzkirche zu Ingolstadt beigesetzt. Im Sterberegister der zuständigen Pfarrei findet sich der Eintrag in lateinischer Sprache:

„4. Septembris 1645 In parochiali ecclesia nostra Mauritiana cum solemni pompa funebri Sepultus est Perrilustris ac Generosus Dominus Franciscus L. B. de Mercy, Dominus in Mandre et Collenburg, Generalis campi Mareschalcus et Ingolstadianae urbis Praefectus, qui tertio die Augusti in proelio gloriosus miles occubuit.“

„4. September 1645 In unserer Moritz-Pfarrkirche wurde mit einer feierlichen Leichenprozession der hochberühmte und edle Herr Franz Freiherr von Mercy, Herr zu Mandre und Collenberg, Generalfeldmarschall und Statthalter von Ingolstadt bestattet, der am 3. August in der Schlacht als ruhmvoller Offizier gefallen ist.“

In dieser Kirche befindet sich auf der Epistelseite eine runde Bronzeplatte von 63,5 cm Durchmesser. Oben ist Mercys Wappen angebracht und darunter die Inschrift:

„Alhier liegt begraben Weiland der hochwolgeborene Herr Frantz Frey Herr von Merci, her zu Mandre und Collenberg, gewester Röm. Kais. May. auch Churfürstl. Drch. in Bairn respective Camerer, Kriegs Raht General Feld marschallk, bestellter obrister und Stathalter zu Ingolstadt welcher im drefen bei alern onfern nerdlingen mitt einer Kugel durchschossen und sein Leben vor dem feindt den 3. August 1645 ritterlich gelassen, dessen seel Gott gnedig und barm herzig sein wölle: seins Alters im 48. Jahr.“

Das Grab befindet sich im Chor der Kirche und war mit einer kleinen Steinplatte gekennzeichnet, die die Inschrift trug:

„Franciscus Lib. Baro de Mercy obiit 3. Aug. 1645“

Diese Platte wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Für Ersatz wurde nicht gesorgt.

An der Stelle seines Todes in Alerheim wurde ein Stein mit der Inschrift STA VIATOR HEROEM CALCAS (Stehe Wanderer, du besuchst einen Helden!) errichtet, angeblich auf Veranlassung von Condé.

Dies behauptet Schreiber' in seinem Schlachtbericht. So unzuverlässig Schreiber ansonsten gesehen werden muss, gibt es doch keine Hinweise auf einen anderen Auftraggeber, so unwahrscheinlich diese großmütige Geste Condés auch erscheinen mag und so wenig sie zu seinem ansonsten arroganten Wesen passen würde. Französische Berichte geben an, Mercy sei an der Stelle, wo er gefallen war, beerdigt worden und Condé habe ihm an dieser Stelle, nachdem er sich dieselbe durch den Ortspfarrer habe zeigen lassen, edelmütig einen Gedenkstein gesetzt mit der Inschrift: STA VIATOR HEROEM CALCAS. Diese Behauptung ist als kritischen einzustufen, da Conde mit seiner Armee unmittelbar nach der Schlacht vor die Stadt Nördlingen zog, alsbald erkrankte, seinen Kommandoposten verließ und sich nach Paris begab. Dass er sich um das ehrende Gedenken für seinen Gegner gekümmert haben konnte, ist unter diesen Umständen unmöglich, es sei denn, er wäre später einmal am Ort seines Sieges gewesen.

Büste des Franz v. Mercy in der Ruhmeshalle in München

Tatsache ist jedenfalls, dass dieser Stein existiert hat. Heilmann erwähnt in einer Fußnote (Seite IX), dass im Jahre 1806 französische Truppen, die unter Marschall Davoust im Oettingischen Manöver hatten, an der Stelle, an der Mercy kommandiert hatte, einen „ungeheueren Sandstein“ fanden, aber ohne jegliche Inschrift. Als sie ihn anhoben, zeigte sich ein kleiner gemauerter Rost als Unterlage. Das war wohl der Stein, der zur Erinnerung an Mercy an der Stelle seines Todes gesetzt worden war. Woher hatten damals die Franzosen Kenntnis davon? Er könnte ursprünglich eine Inschrift gehabt haben, die verwittert war, was bei Sandstein hätte leicht sein können. Zwischen 1881 und 1884 wurde er jedenfalls in Unkenntnis seiner Bedeutung vom damaligen Eigentümer des Anwesens zerschlagen und in seine Gartenmauer eingebaut. Eine lesbare Inschrift trug er damals wohl nicht mehr.

1970 wurde wieder ein Gedenkstein errichtet mit dem gleichen lateinischen Text und folgendem Zusatz:

„AN DIESER STELLE FIEL AM 3. AUGUST 1645 IM BLUTIGEN TREFFEN BEI ALERHEIM DER CHUR- BAIERISCHE FELDMAR- SCHALL FRANZ FREI- HERR VON MERCY. MIT IHM STARBEN 8 000 MANN.“

Franz Freiherr von Mercys Büste fand Aufstellung in der Ruhmeshalle in München.

In Freiburg im Breisgau erinnert die Mercystraße, welche auf den Lorettoberg führt, an ihn.

Literatur

Neuere Forschungen

Aufgrund aktueller Forschungen liegen neue Resultate zur Person des Franz Freiherrn von Mercy und zu seinem familiären Umfeld vor, die einige Angaben des bislang hier vorliegenden Beitrags korrigieren und erweitern.

Ruch, Martin. Grimmelshausens "tapferer General" Franz von Mercy und der Mercy'sche Hof in Gengenbach. In: Simpliciana XXX (2008). Frankfurt am Main: Peter Lang (2009), Seiten 157-180.

Pechtl, Andreas. Nochmals Grimmelshausens "tapferer General" Franz von Mercy. Anmerkungen und Ergänzungen zum Beitrag von Martin Ruch. In: Simpliciana XXXI (2009). Frankfurt am Main: Peter Lang (2010), Seiten 479-504.

Weblinks

 Commons: Franz von Mercy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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