- Lothar Zotz
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Lothar Friedrich Zotz (* 6. Dezember 1899 in Heitersheim; † 12. Februar 1967 in Erlangen[1]) war ein deutscher Prähistoriker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Lothar Zotz entstammt der Unternehmer- und Gelehrtenfamilie Zotz. Bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend studierte er an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er 1924 promoviert wurde. 1926 wurde er Assistent am Institut für Geologie und Urgeschichte der Freiburger Universität. Er habilitierte sich 1937 an der Universität Breslau, wo er 1930–1937 Kurator am Museum war.[2]
1939 wurde Lothar Zotz als Professor für Urgeschichte an die Deutsche Universität Prag berufen.[3] Er setzte sich während der NS-Zeit für tschechische Wissenschaftler ein, was ihn in Konflikt mit der SS brachte.[4] Wegen Kritik an dessen Mitarbeitern kam er mit dem Amt Rosenberg in Konflikt und wurde schließlich 1943 wegen seines Eintretens für tschechische Wissenschaftler beim Reichssicherheitshauptamt angezeigt.[5]
Lothar Zotz produzierte auch Dokumentarfilme zu prähistorischen und archäologischen Themen. Diese wurden von den NS-Stellen geschnitten und nachbearbeitet, damit sie propagandatauglich wären. Zotz beschwerte sich darüber mehrfach.[6] Im Jahre 1945 übergab Zotz das von ihm geleitete Institut vollständig an die tschechischen Zuständigen.
Ab 1946 leitete Zotz das Institut für Ur- und Frühgeschichte und die zugehörige Sammlung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. 1951 war er maßgeblich an der Gründung der Hugo Obermaier-Gesellschaft für die Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit beteiligt. 1952 gründete er die Buchreihe Quartär-Bibliothek. Zotz führte ab 1959 Grabungen an verschiedenen paläolithischen Fundstellen des unteren Altmühltals durch: im Abri I von Neuessing, in der Unteren Klause, der Obernederhöhle, dem Abri im Pfaffenholz und ab 1964 in der Sesselfelsgrotte.[7] Die Humanistische Union ernannte ihn zum Mitglied ihres Beirates. Sein Sohn ist der Historiker Thomas Zotz.[8]
Schriften
- Monographien
- Die Altsteinzeit in Niederschlesien. Leipzig 1939
- Vormenschen, Urmenschen, Menschen. Stuttgart 1949
- Altsteinzeitkunde Mitteleuropas. Stuttgart 1951
- Ewiges Europa, Urheimat der Kunst. Bonn 1953
- Das Paläolithikum in den Weinberghöhlen bei Mauern. Bonn 1955
- Kösten, ein Werkplatz des Praesolutréen in Oberfranken. Bonn 1959
- Altsteinzeitkunde der Südostalpenländer. Weimar 1944
- Aufsätze
- Lothar F. Zotz & Bolko von Richthofen: Ist Böhmen-Mähren die Urheimat der Tschechen? Leipzig (Johann Ambrosius Barth Verlag), 1940.
- Lothar F. Zotz: Die Beziehung zwischen Altsteinzeit, Mittelsteinzeit und Donaukultur. Prähistorische Zeitschrift 26, 1941. S. 52–57.
- Lothar F. Zotz: Die Evolution der altsteinzeitlichen Kulturen in ihrer Beziehung zur Evolution des Menschen. Zeitschrift für Rassenkunde 14, 1944. S. 185–190.
Literatur
- Gisela Freund (Hrsg.): Festschrift für Lothar Zotz. Röhrscheid, Bonn 1960.
- Achim Leube, Morton Hegewisch (Hrsg.): Prähistorie und Nationalsozialismus. Die mittel- und osteuropäische Ur- und Frühgeschichtsforschung in den Jahren 1933–1945. Synchron Wissenschaftsverlag, Heidelberg 2002.
Weblinks
- Literatur von und über Lothar Zotz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Forschungen und Fortschritte. Band 41 (1967), S. 316.
- ↑ International Directory of Anthropologists. University of Chicago 1950, S. 202.
- ↑ Karen Bayer u.a.: Universitäten und Hochschulen im Nationalsozialismus und in der frühen Nachkriegszeit. Stuttgart 2004, S. 228–230.
- ↑ Michael H. Kater: Das „Ahnerbe“ der SS 1935-1945. Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2006, S. 270–273.
- ↑ Reinhold Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2006, S. 220–221.
- ↑ Philp L. Kohl, Clare P. Fawcett: Nationalism, Politics and the Practice of Archeology. Cambridge University Press, 1995, S. 80.
- ↑ Ur- und Frühgeschichtliche Sammlung Erlangen.
- ↑ Peter Zimmermann: Geschichte des Dokumentarfilms in Deutschland. Stuttgart 2005, S. 359.
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