- Lukas Weischner
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Lukas Weischner (* 1550 oder 1555 in Erfurt; † 1609 in Jena, auch: Lucas Weyschner oder Weschener) war ein deutscher Buchbinder und Bibliothekar.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Lukas Weischner wurde 1550 oder 1555 in Erfurt als Sohn des Buchbinders Johannes Weischner (um 1515−1589) geboren. Im Jahr 1559 ließ sich die Familie in Jena nieder, wo der Vater zum Universitätsbuchbinder, der ein Jahr zuvor eröffneten Universität Jena, ernannt worden war.
Vom Vater ausgebildet, erhielt Lukas Weischner 1572 eine Stellung als Hofbuchbinder des Herzogs Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (1528−1589). Gleichzeitig betreute Weischner die Bibliothek des Herzogs bibliothekarisch. Herzog Julius erließ im gleichen Jahr eine Liberey-Ordnung für seine zunächst noch kleine Bibliothek und legte damit den Grundstock der später weltberühmten Wolfenbütteler Bibliothek, der heutigen Herzog August Bibliothek. Durch Bücherkäufe im Auftrag des Herzogs in Leipzig, bereits damals eines der Zentren des deutschen Buchhandels und Verlagswesens, konnte Weischner den Bestand der Bibliothek erheblich erweitern.
Seine Wohnung und Buchbinderwerkstatt unterhielt Weischner im nahegelegenen Kloster Riddagshausen.[1] Weischner heiratete im Jahr 1575 Susanna Horn, Tochter des Druckers Konrad Horn.[2]
Im Jahr 1576 wurde Lukas Weischner zum privilegierten Universitätsbuchbinder der Universität Helmstedt ernannt, die im Oktober des gleichen Jahres durch Herzog Julius gegründet wurde. Die frühen, in Helmstedt selbst herausgegebenen und in die Universitätsbibliothek Helmstedt aufgenommenen Bücher, wurden in der Werkstatt Weischners gebunden.
1579 kehrte Lukas Weischner auf Bitte seines Vaters nach Jena zurück, wo dieser seit 1563 oder 1567[3] die Verwaltung der Universitätsbibliothek führte. Nach dem Tod des Vaters[1] oder bereits ab 1588[3] übernahm Lukas das Amt des Universitätsbuchbinders und Bibliothekars der Universitätsbibliothek Jena, das er bis zu seinem Tod im Jahr 1609 ausübte.
Leistungen
Lukas Weischner zählt heute zu den bedeutendsten Renaissancebuchbindern des deutschsprachigen Raumes. Bereits in den 1570er Jahren setzte er zur Vergoldung von Bucheinbänden die Technik der Pressvergoldung ein, statt der bis dahin üblichen Methode der Handvergoldung.[4] Beispiele der Einbandkunst aus der Werkstatt Lukas Weischners sind in den Beständen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek[5] in Weimar, der Universitätsbibliothek Leipzig[6], der Bibliothek der Julius-Maximilians-Universität Würzburg[7] und der Forschungsbibliothek Gotha vorhanden.
Im Jahr 2010 erwarb die Herzogin Anna Amalia Bibliothek für 22.000 € auf einer Auktion den zehnten Band von Luthers 1597 als Hauspostille edierte Predigten in einem Einband von Lukas Weischner. Das Werk entstammt dem persönlichen Besitz von Herzog Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar (1562–1602).[8][9]
Literatur
- Matthias Hageböck, Katja Lorenz: Neuerwerbung für die Herzogin Anna Amalia Bibliothek: ein Fürsteneinband aus der Werkstatt von Johannes und Lukas Weischner. In: Einbandforschung - Informationsblatt des Arbeitskreises für die Erfassung, Erschließung und Erhaltung historischer Bucheinbände, Heft 28, April 2011, S. 60−69. PDF
- Helmar Härtel: Kostbare Einbände von Lukas Weischner, dem Bibliothekar und Buchbinder in Diensten Herzog Julius von Braunschweig und Lüneburg. In: Einbandforschung - Informationsblatt des Arbeitskreises für die Erfassung, Erschließung und Erhaltung historischer Bucheinbände, Heft 3, Oktober 1998, S. 48
- Hellmuth Helwig: Jenaer Buchbinder des 16. Jahrhunderts. In: Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten. Band 46, 1937, S. 225−241.
- Hellmuth Helwig: Lukas Weischner und sein Vater Johannes Weischner als Buchbinder und Bibliothekare der Jenaer Universitätsbibliothek. In: Archiv für Buchbinderei. Jahrgang 36, Halle 1936, S. 25−28, 36−37.
- Hermann Herbst: Der braunschweigische Hofbuchbinder Lucas Weischner. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Renaissance-Einbandes. In: Jahrbuch der Einbandkunst, Verlag für Einbandkunst. Jahrgang 1, Leipzig 1927. S. 87−111.
- Robert Naumann (Hrsg.): Serapeum - Zeitschrift für Bibliothekwissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur. Band 4, Verlag T. O. Weigel, Leipzig 1843, S. 84
Weblinks
- Literatur von und über Lukas Weischner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Karl-Ferdinand Beßelmann: Tagungsbericht der 9. Jahrestagung des Arbeitskreises zur Erfassung und Erschließung historischer Bucheinbände (AEB). Würzburg, 16. bis 18. September 2004
Einzelnachweise
- ↑ a b Naumann
- ↑ Nikolaus Großkurt: Epithalamion - Hochzeitsgedicht auf Lukas Weischner aus Jena, Buchbinder u. Bibliotheksverwalter in Wolfenbüttel, u. Susanna, Tochter des Druckers Konrad Horn. Wolfenbüttel 1575
- ↑ a b Literatur von und über Johannes Weischner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ↑ Angelika Pabel: Tagungsbericht der 5. Jahrestagung des Arbeitskreises zur Erfassung und Erschließung historischer Bucheinbände (AEB). Münster, 28. bis 30. September 2000
- ↑ Matthias Hageböck: Einbände von Lukas Weischner aus der Zeit nach 1579 in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar. In: Einbandforschung - Informationsblatt des Arbeitskreises für die Erfassung, Erschließung und Erhaltung historischer Bucheinbände, Heft 12, April 2003, S. 48
- ↑ Sylvie Jacottet: Einbände Braunschweiger Buchbinder des 16. Jahrhunderts in der Universitätsbibliothek Leipzig. In: Einbandforschung - Informationsblatt des Arbeitskreises für die Erfassung, Erschließung und Erhaltung historischer Bucheinbände, Heft 17, Oktober 2005, S. 46
- ↑ Angelika Pabel: Ein Werk Lukas Weischners - die Plantinsche Polyglotten-Bibel in der Würzburger Universitätsbibliothek. In: Einbandforschung - Informationsblatt des Arbeitskreises für die Erfassung, Erschließung und Erhaltung historischer Bucheinbände, Heft 5, Oktober 1999, S. 32
- ↑ Matthias Hageböck, Katja Lorenz: Wertvoller Ankauf der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Klassik Stiftung Weimar 11. November 2010, abgerufen am 21. August 2011
- ↑ Camilla Blechen: Haushaltsgeld für Goethes Braut, FAZ.NET, 18. Juli 2011, abgerufen am 21. August 2011
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