Ludwig Gandorfer

Ludwig Gandorfer

Ludwig Gandorfer (* 22. August 1880 in Pfaffenberg, Niederbayern; † 10. November 1918 in Rosenheim) war ein Politiker des Bayrischen Bauernbundes (BBB). Als Vertreter dessen linken Flügels war er aktiv an der Novemberrevolution von 1918 in der bayrischen Hauptstadt München beteiligt. An der Seite Kurt Eisners von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) führte er trotz des Handikaps einer seit längerem bestehenden Erblindung am 7. November 1918 den für die Ereignisse in Bayern revolutionsentscheidenden Demonstrationszug zu den Münchner Kasernen an.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ludwig Gandorfer hatte in dem zu seiner Zeit als Kolonie unter der Herrschaft des Deutschen Reiches stehenden Deutsch-Ostafrika eine Farm bewirtschaftet. Er war Mitglied im Bayrischen Bauernbund.

Als Karl Liebknecht (vormalig SPD-Reichstagsabgeordneter und einer der Anführer der linksrevolutionären Spartakusgruppe, später KPD-Mitbegründer) infolge seiner Aktivitäten gegen den Ersten Weltkrieg 1916 inhaftiert worden war, wurde dessen Sohn Helmi Liebknecht (* 1901; † 1975) auf dem Bauernhof der Gebrüder Gandorfer in Niederbayern aufgenommen.[1] Im Oktober 1918, wenige Wochen vor dem sich abzeichnenden Ende des Krieges führte Kurt Eisner Gespräche mit Ludwig Gandorfer.[2]

Während der revolutionären Kundgebung am 7. November 1918 auf der Theresienwiese in München richtete Ludwig Gandorfer eine Solidaritätsadresse an die Versammelten und sagte eine ausreichende Lebensmittelbelieferung von Seiten der Bauern für die unter kriegsbedingten Engpässen notleidende Stadtbevölkerung zu.[3] Anschließend führte er zusammen mit Eisner eine Demonstration zu den Kasernen im Westen und Nordwesten Münchens an, um die dort stationierten Soldaten dazu aufzurufen, sich der Revolution anzuschließen.[4] Ein Großteil der Kasernenbesatzungen, vor allem aus den unteren Mannschaftsdienstgraden lief zu den Revolutionären über. Auf den Druck der Ereignisse floh der bayerische König Ludwig III. aus der Stadt. Wenige Stunden später wurde der König für abgesetzt erklärt und der Freistaat Bayern bzw. die bayerische Republik ausgerufen, Eisner vom Arbeiter- und Soldatenrat zum ersten Ministerpräsidenten dieser Republik gewählt.

Am 9. November 1918 wies Kurt Eisner Ludwig Gandorfer an, 50 Vertreter der Landwirte als Bauernräte bei der provisorischen bayrischen Nationalversammlung zu nominieren.[5] Nachdem Ludwig Gandorfer am Tag darauf bei einem Autounfall auf der Fahrt nach Niederbayern tödlich verunglückt war, übernahm sein Bruder Karl Gandorfer den Vorsitz im Bauernrat der Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte.

Literatur

  • Wilhelm Heinz Schröder: Sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete und Reichstagskandidaten 1898–1918 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Band 2). Droste, Düsseldorf 1986

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.sgipt.org/galerie/rs/DCUSP/BayRR/BRR0.htm
  2. Christiane Schmidt: Fritz Schaefler (1888–1954). Expressionistische Arbeiten der Jahre 1918. Herbert Utz Verlag, 2008, ISBN 978-3-8316-0790-7, S. 103 (Teildigitalisat)
  3. Hans Beyer: Von der Novemberrevolution zur Räterepublik in München. Rütten & Loening, Berlin 1957, S. 8 (Teildigitalisat)
  4. Heinrich August Winkler: Weimar, 1918–1933. Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie. Beck, München 1998, ISBN 3-406-43884-9, S. 28 (Teildigitalisat)
  5. Hans Beyer: Die Revolution in Bayern, 1918/1919. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1988, ISBN 3-326-00328-5, S. 25 (Teildigitalisat)

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