Ludwig III. (Bayern)

Ludwig III. (Bayern)
Ludwig III. von Bayern, Fotografie von Atelier Elvira 1914
Ludwig III. König von Bayern (Öl auf Malpappe 1914 von Walther Firle)
Ludwig III. mit Finanzminister Georg Ritter von Breunig

Ludwig III. von Bayern (* 7. Januar 1845 in München; † 18. Oktober 1921 auf Schloss Nádasdy in Sárvár, Ungarn) war 1912-1913 Prinzregent und 1913-1918 der letzte König von Bayern. Mit seiner Absetzung endete die 738 Jahre währende Herrschaft der Wittelsbacher Dynastie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ludwig als Prinz

Ludwig III. von Bayern wurde in München als ältester Sohn des späteren Prinzregenten Luitpold und der Prinzessin Auguste Ferdinande von Habsburg-Toskana geboren. Seine Geschwister waren Leopold (1846–1930), Therese (1850–1925) und Arnulf (1852–1907). Er studierte in München 1864/65 an der Universität Philosophie, Jura, Geschichte und Nationalökonomie. Am 23. Juni 1863 wurde er Mitglied in der Kammer der Reichsräte. 1896 wurde er zum Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt.

Er nahm am Krieg gegen Preußen teil und wurde im Mainfeldzug als Ordonanzoffizier seines Vaters am 25. Juli 1866 bei Helmstadt verwundet, was dazu beitrug, dass er allem Militärischen eher abgeneigt war. Prinz Ludwig heiratete am 20. Februar 1868 in Wien Marie Therese von Österreich-Este, Erzherzogin von Österreich-Este und Prinzessin von Modena. Im selben Jahr übernahm er das Ehrenpräsidium im Zentralkomitee des Landwirtschaftlichen Vereins. Als Mitglied des Reichsrats votierte er 1870 für die Annahme der Novemberverträge. 1871 kandidierte er bei den ersten Reichstagswahlen erfolglos für die Bayerische Patriotenpartei. 1875 kaufte er das Schloss Leutstetten und machte daraus ein landwirtschaftliches Mustergut. 1906 setzte er sich für die bayerische Wahlrechtsreform ein, was ihm ein Lob August Bebels einbrachte.

Prinzregent von Bayern

Nach dem Tod seines Vaters Luitpold folgte ihm Ludwig am 12. Dezember 1912 als Prinzregent von Bayern nach. König war zu dieser Zeit nominell sein Cousin Otto I., der jedoch seit seiner Jugend geisteskrank und bereits seit seiner Thronbesteigung im Jahr 1886 regierungsunfähig war. Schon im Herbst 1912 beriet der Ministerrat über eine Königsproklamation für Ludwig, die aber mit Rücksicht auf den noch immer lebenden König Otto lange hinausgeschoben wurde. Durch eine Änderung der bayerischen Verfassung wurde schließlich die grundsätzliche Möglichkeit geschaffen, im Fall einer lange andauernden Krankheit eines Königs die Regentschaft zu beenden und den nächsten Wittelsbacher in der Thronfolge den bayerischen Thron besteigen zu lassen. Am 4. November 1913 nahm der Landtag das Gesetz zur Regentschaftsbeendigung an. Am 5. November erklärte Prinzregent Ludwig daraufhin in einer von den bayerischen Ministern unterzeichneten Erklärung seine Regentschaft für beendet und den Thron als „erledigt“, womit Otto seine königlichen Rechte verlor.[1] Am selben Tag wurde er als Ludwig III. zum König von Bayern ausgerufen. Die Initiative zu dieser Verfassungsänderung ging dabei – anders als oft behauptet – nicht vom Prinzregenten Ludwig, sondern von seinen Ministern, insbesondere von Finanzminister Georg Ritter von Breunig, aus. Vier Tage nach der Eidesleistung fuhr der neue König am 12. November im achtspännigen vergoldeten Krönungswagen von 1913 von der Residenz zum Gottesdienst in der Frauenkirche.

Der König

Auch als König ging er wie bisher bedenkenlos in München spazieren und traf sich mit seinen bürgerlichen Freunden in einem Lokal in der Türkenstraße. Ludwigs Leidenschaft blieb auch nach seiner Thronbesteigung die Landwirtschaft, so dass man im Volk (wenn auch durchaus in respektvoller Zuneigung) vom „Millibauer“ (hochdeutsch: Milchbauer) auf dem Thron sprach. Zahlreiche Karikaturen in diesem Zusammenhang nahm er mit Humor. Außerdem setzte er sich tatkräftig für den Ausbau des Main-Donau-Kanals ein.

König Ludwig III. von Bayern

Ludwigs kurze Amtszeit war stark konservativ und katholisch geprägt. Seine Sozialpolitik orientierte sich stark an der Enzyklika Rerum Novarum, die 1891 von Papst Leo XIII. verkündet worden war.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, sandte er an Kaiser Wilhelm eine Solidaritätserklärung. Wenige Tage danach brachte er zum Ausdruck, dass er als Ergebnis eines siegreichen Krieges die territoriale Vergrößerung Bayerns erwarte. Während des Weltkrieges machte er durch absurde annexionistische Forderungen von sich reden, wobei diese vor allem auf das Elsass und sogar auf Teile Belgiens (Antwerpen) abzielten, um Süddeutschland an den Welthandel anzubinden. Am 6. Juni 1915 auf dem sogenannten Kanaltag, der Jahresversammlung des 1891 gegründeten Bayerischen Kanalvereins, forderte er den direkten Zugang vom Rhein zum Meer. Auf Bitten der Reichsregierung wurde die Rede am 8. Juni in der Bayerischen Staatszeitung nur in abgeschwächter Form veröffentlicht, um die neutralen Niederlande nicht zu verärgern. Die Forderung nach der Annexion von Teilen Belgiens ließ Ludwig 1916 fallen, verlangte aber weiterhin die Angliederung des Elsass an Bayern.

3-Mark-Stück von 1914

Allerdings sind diese Forderungen nicht nur Ludwig III. anzulasten, da z.B. große Teile der Zentrumspartei ähnliche Pläne hegten. Ihre Ursache liegt nicht zuletzt darin, dass im Gefolge eines deutschen Sieges ein weiterer Ausbau der preußischen Dominanz im Reich befürchtet wurde. Dem suchte man durch eigenständige bayerische Gebietsansprüche entgegenzuwirken.

Mit Billigung des Vatikans begründete er am 14. Mai 1916 das Fest der Patrona Bavariae in München, das in den folgenden Jahren in allen bayerischen Diözesen begangen wurde. Die Freisinger Bischofskonferenz beschloss 1970, den Festtermin als Auftakt zum Marienmonat auf den 1. Mai festzulegen.

Der Sturz

Briefmarke mit dem Portrait Ludwigs III., verausgabt am 30. März 1914
Gestempelte Briefmarke Ludwigs III. nach dessen Absetzung

Mittlerweile kam es in München im Juni 1916 aufgrund der knappen Lebensmittelrationierung zu einer Hungerdemonstration. Negative Berichte von Fronturlaubern verschlechterten die Stimmung. Am 28. Januar 1918 kam es auch in Bayern zum ersten Streik gegen den Krieg, dem weitere folgten.

Im Zuge der Novemberrevolution proklamierte Kurt Eisner am 7. November 1918 den Freistaat Bayern und erklärte Ludwig III. als König für abgesetzt. Damit war er der erste deutsche Monarch, den die Revolution vertrieb. Trotz der seit längerem gärenden Unzufriedenheit unter der in weiten Teilen notleidenden Bevölkerung hatte der Aufruhr den König völlig unvorbereitet getroffen. Vom Ausbruch der Revolution soll er bei seinem täglichen Nachmittagsspaziergang im Englischen Garten von einem Passanten erfahren haben. Nach seiner Rückkehr in die Residenz fand er diese vom Personal und den Wachen weitgehend verlassen vor. Schließlich floh der restliche Hofstaat mit Automobilen zuerst nach Wildenwart, von dort weiter an den Hintersee in Ramsau bei Berchtesgaden, und als auch hier die Sicherheit des Königs bedroht schien, schließlich nach Schloss Anif bei Salzburg in Österreich. Am 13. November 1918 entband er mit der Anifer Erklärung die bayerischen Beamten und Soldaten von ihrem Treueeid.

Letzte Jahre

Er lebte zunächst auf seinen Gütern in Ungarn und nach dem dortigen Ausbruch der Revolution in der Schweiz im Exil. Im April 1920 kehrte er nach Bayern zurück, wo er auf Schloss Wildenwart wohnte und gelegentlich Ausflüge nach Lenggries und Berchtesgaden unternahm. Nach seinem Tod am 18. Oktober 1921 in Ungarn wurde der Leichnam zunächst nach Wildenwart überführt, wo seine Frau 1919 verstorben war. Anschließend überführte man die beiden Särge in die Ludwigskirche in München.

Beisetzung

Da aus Rücksicht auf die Reichsregierung ein Staatsbegräbnis nicht durchführbar erschien, übertrug die bayerische Staatsregierung die Organisation des Begräbnisses Gustav Ritter von Kahr als Privatperson. Am 5. November 1921 bewegte sich der Leichenzug im traditionellen Zeremoniell der Monarchie mit den Särgen des Königspaares auf dem sechsspännigen Hoftrauerwagen von der Ludwigskirche zur Frauenkirche. König Ludwig III. wurde dort mit seiner Frau in der Familiengruft der Wittelsbacher beigesetzt. Den Totengottesdienst zelebrierte Erzbischof Michael von Faulhaber, die Trauerrede enthielt ein Bekenntnis zur Monarchie und zum Gottesgnadentum.

Die Staatsregierung hatte sich von Ritter von Kahr versichern lassen, dass die Ausrufung der Monarchie nicht geplant sei. Damit handelte sie im Einverständnis von Kronprinz Rupprecht, der seine Rechte nur auf legalem Weg antreten wollte.[2]

Nachkommen

Grabplatte im Münchner Frauendom

Ludwig III. heiratete am 20. Februar 1868 in Wien die Erzherzogin Marie Therese von Österreich-Este (1849–1919), Tochter von Erzherzog Ferdinand von Österreich-Modena und seiner Gattin Erzherzogin Elisabeth Franziska Maria von Österreich. Aus der Ehe gingen dreizehn Kinder hervor:

  1. ∞ 1900 Herzogin Marie Gabriele in Bayern (1878–1912)
  2. ∞ 1921 Prinzessin Antonia von Luxemburg und Nassau (1899–1954)

Literatur

  • Alfons Beckenbauer: Ludwig III. von Bayern 1845–1921. Ein König auf der Suche nach seinem Volk. Pustet, Regensburg 1987, ISBN 3-7917-1130-X. (Biographie)
  • Heinrich Biron: Ludwig III. (in der Reihe Königreich Bayern). TR Verlagsunion, München 2006, ISBN 3-8058-3769-0.
  • Hubert Glaser: Ludwig II. und Ludwig III. – Kontraste und Kontinuitäten. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 59, 1996, S. 1–14.
  • Eberhard Straub: Die Wittelsbacher. Siedler, Berlin 1994, ISBN 978-3-88680-467-2.

Weblinks

 Commons: Ludwig III. von Bayern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.verfassungen.de/de/by/bayern1818/bayern13-erklaerung.htm
  2. Dieter Weiß, Beisetzung Ludwigs III., München, 5. November 1921, in: Historisches Lexikon Bayerns
Vorgänger Amt Nachfolger
Luitpold Prinzregent von Bayern
1912–1913
Otto I. König von Bayern
1913–1918
(Ende der Monarchie)
Chef des Hauses Wittelsbach
1913–1921
Rupprecht

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