Ludwig Herpel

Ludwig Herpel

Ludwig Herpel (* 7. Oktober 1887 in Kelsterbach; † 1934) war ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Tätigkeit

Herpel studierte Wirtschaftswissenschaften. Das Studium schloss er 1910 mit der Promotion ab.

Herpel war Mitbegründer der Studiengesellschaft für Geld- und Kreditwirtschaft. Zusammen mit Walter von Etzdorf entwickelte Herpel, den Walter Görlitz als jungkonservativen Wirtschaftsreformer charakterisiert,[1] vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise und der Massenarbeitslosigkeit der frühen 1930er Jahren ein als Landgemeindeprogramm bezeichnetes, ehrgeiziges Programm zur Unterstützung der Sanierung der deutschen Wirtschaft, das insbesondere umfangreiche Arbeitsbeschaffungsprogramme vorsah. Als Landrat hatte er 1931 erste Anfänge hiervon mit dem Experiment eines kommunalen Kreditschöpfungsrings in genossenschaftlicher Form geschaffen. Der Plan sah vor, den Kommunen vorerst unbeschränkt finanzielle Mittel zum Zweck der kommunalen Arbeitsbeschaffung zur Verfügung zu stellen, das in Form einer Art zweiten Währung in Form von außerhalb des regulären Geldumlaufes zirkulierenden Giralgeld verwirklicht werden sollte, um so den Initialanstoß für eine sich anschließend von selbst immer weiter dynamisierende Arbeitsbeschaffung zu geben.[2]

Als Mitarbeiter des Präsidenten des Landgemeindetages Günther Gereke war Herpel einer von dessen engsten Mitarbeitern als dieser Ende 1932 zum Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung ernannt wurde. Für den Fall einer Berufung Gerekes zum Reichskanzler wurde Herpel Ende 1932 als Nachfolger Gerekes als Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung gehandelt.

Das von Herpel und Etzdorf entwickelte Wirtschaftsprogramm beeinflusste unter anderem das Sofortprogramm von Kurt von Schleicher[3] und das von Gregor Strasser 1932 vorgelegte nationalsozialistische Wirtschaftssanierungsprogramm sowie die nach 1933 tatsächlich durchgeführten Maßnahmen zur Wiederankurbelung der deutschen Wirtschaft.

Schriften

  • Die Organisation des Bodenkredits im Großherzogtum Hessen. Beiträge zur hessischen Agrar- und Grundentlastungs-Politik, Emil Roth, Gießen 1910.
  • Los vom Rentabilitätswahn! Der Weg zur rentenlosen Wirtschaft durch zinsloses Baugeld, Pflüger-Verlag, Kiel 1921.
  • "Weltgefühl" und Politik, 1922.
  • Wege zum wahren Recht. Grundriß und Aufriß einer deutschen Rechtsordnung. Eine Lehre und Leite für Pfadsucher aus dem Dickicht heutiger Rechtverwirrung, Verlag Deutsche Zukunft A. Herpel, Hamburg 1930.
  • Die Ausgleichskasse (System Dickel/Herpel). Ihre Aufgaben und ihre Möglichkeiten, Verlag Deutsche Zukunft, Hamburg 1932.
  • Kredit-Autarkie schafft Arbeit und Erwerb, Verlag Deutsche Zukunft, Hamburg 1932.

Literatur

  • Udo Kissenkoetter: Gregor Strasser und die NSDAP. 1976.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Walter Görlitz: Die Junker. Adel und Bauer im deutschen Osten, 1981, S. 384.
  2. Gerhard Schulz: Zwischen Demokratie und Diktatur. Von Brüning zu Hitler. 1992, S. 1033.
  3. Avraham Barkai: Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus : Ideologie, Theorie, Politik ; 1933-1945. Erweiterte Neuausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-596-24401-3, S. 154.

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