- Luftangriffe auf Osnabrück
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Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt Osnabrück insgesamt 79 Mal durch alliierte Luftstreitkräfte angegriffen. Als Industriestandort und Knotenpunkt der Verkehrswege, sowohl der Reichsbahn als auch der Hauptverkehrsstraßen von Ost nach West und Nord nach Süd war die Stadt für den Luftkrieg der Alliierten von strategischer Bedeutung und wurde deshalb im Rahmen der Area bombing directive zum Ziel. Die Luftwege der britischen und US-amerikanischen Fliegerverbände führten von London nach Berlin und durch Mitteldeutschland direkt über Osnabrück. Sie warfen auf dem Rückweg zur britischen Insel ihre restlichen Bomben kurz vor der niederländischen Grenze auf Osnabrück ab.
Inhaltsverzeichnis
Luftangriffe
Am 4. September 1939, wenige Tage nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges in Europa, heulten in Osnabrück zum ersten Mal die Sirenen. Bis Kriegsende musste die Bevölkerung der Stadt insgesamt 2396 Mal in Kellern und Luftschutzbunkern Schutz suchen.[1]
Am 23. Juni 1940 fielen die ersten Bomben auf Osnabrück: Britische Flugzeuge griffen das Klöckner-Stahlwerk an.
Der erste größere Angriff der britischen „moral bombing“ Offensive erfolgte am 20. Juni 1942, hierbei wurden 9.000 Phosphor- und Elektron-Thermitstabbrandbomben über der Altstadt abgeworfen. Einen weiteren schweren Luftangriff flog am 6. Oktober 1942 die britische Royal Air Force; sie warf 11.000 Spreng- und Brandbomben über der südlichen Altstadt ab. Die meisten Todesopfer gab es während eines amerikanischen Tagesangriffs auf den Stadtteil Schinkel mit 241 Menschen.
Ein weiterer schwerer Angriff erfolgte am 13. September 1944. Hierbei wurde durch 2171 Sprengbomben und 181.000 Brandbomben ein Feuersturm in der Altstadt entfacht, dem die meisten historischen Gebäude zum Opfer fielen.
Einen Monat später, am 13. Oktober 1944, erfolgte ein weiterer Angriff mit 16.000 Brandbomben und 2.616 Sprengbomben über den bis dahin noch nicht zerstörten Stadtteilen Osnabrücks.
Am 25. März 1945, dem Palmsonntag, kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, wurden die noch stehenden Gebäude in der Altstadt nochmals Ziel eines schweren Luftangriffes durch britische Bomber mit vielen Opfern. Der bislang unbeschädigte Teil der Altstadt wurde dabei nahezu vollständig zerstört.
Weitere Ziele waren neben dem Klöckner-Stahlwerk das Karmann-Werk, das Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerk (OKD), heute KM Europa Metal und, auf Grund der strategischen Bedeutung, der Hauptbahnhof sowie die gesamten Gleisanlagen der Reichsbahn.
Am 4. April 1945 besetzten britische Einheiten die Stadt.
Bilanz der Luftangriffe
Insgesamt wurde das Stadtgebiet zu mehr als 65 Prozent zerstört; am stärksten betroffen war mit 94 Prozent die mittelalterliche Altstadt.
Bis Kriegsende flogen alliierte Verbände 79 Luftangriffe auf Osnabrück, dabei wurden rund 181 Luftminen, fast 25.000 Sprengbomben, über 650.000 Brandbomben und ca. 12.000 Flüssig-Brandbomben (Kanister) abgeworfen.[2]
Die Statistik meldet als Bilanz des Bombenkrieges 1434 Tote - darunter 268 Kriegsgefangene, Häftlinge, Zwangsarbeiter - 1964 Verletzte, 757 Großbrände, dazu mehr als 3600 Mittel- und Kleinbrände, fast 6000 total zerstörte Wohnhäuser, 5700 beschädigte Wohnhäuser. 32 öffentliche Gebäude (darunter das Rathaus, die Stadtwaage, der Hauptbahnhof), 56 Betriebe, sieben Kirchen (darunter der Dom St. Peter, St. Katharinen,St. Johann und St. Marien), 13 Schulen, ein Krankenhaus (das Marienhospital) gingen in Flammen auf. 900.000 Kubikmeter Trümmer häuften sich in der Stadt.
Nach Kriegsende
Nach Kriegsende sah der Bakker-Schut-Plan eine Annexion der Stadt durch die Niederlande vor; diese unterblieb jedoch aufgrund des Widerstandes der USA und Großbritanniens.
Auch heute gibt es noch Spuren der Luftschutzbunker, die in jenen Tagen angelegt wurden.[3]
Knapp ein Jahr nach Kriegsende, am 11. Februar 1946, eröffnete Oberbürgermeister Dr. Adolf Kreft, eingesetzt von der britischen Militärverwaltung, die erste Sitzung des ebenfalls von den Briten ernannten Rates und bilanzierte weiteren Schutt. Er sagte: "Die vergangene Epoche hat ja nicht nur im Materiellen, sondern mehr vielleicht noch im Geistigen ungeheure Schuttmassen hinterlassen".
Oberstadtdirektor Willi Vollbrecht, der dem Rat am 2. April 1946 seinen "Enttrümmerungsbericht" vorlegte, rief unmissverständlich ins Gedächtnis: „Wenn die Trümmer Osnabrücks anklagend bezeugen, das ist Hitlers hinterlassenes Werk, so gehört für seine Anhänger auch bei sachlichster Überlegung noch das Wort hinzu: Das ist auch Euer Werk“. Der Wiederaufbau, so forderte Vollbrecht, „bedeutet keineswegs Wiederherstellung des Alten, er ist nicht Restauration, sondern auf der Grundlage des Wiederaufbaus ist eine erneuerte Stadt zu erstreben.“ Mindestens zwei Jahrzehnte, schätzte er, werde der Aufbau dauern. Das Wiederaufbauwerk gelang, selbst wenn sich bald zeigte, dass vieles eilig und notdürftig errichtet wurde. Deswegen machte sich die Stadt Ende der 1960er Jahre an die nächste große Aufgabe - die Sanierung der Altstadt. Dabei sollte möglichst das gewachsene, nach 1945 teilweise wiedererstandene Stadtbild erhalten bleiben. Dennoch ließ sich die Stadt nicht ohne schmerzliche Eingriffe in Straßenzüge und Struktur neu gestalten. Die Sanierung war heftig umstritten. Doch auch sie gelingt: Osnabrück erhielt für das "Jahrhundertwerk" Auszeichnungen des Landes Niedersachsen und des Bundes. Die Ausstellung "Zerstörung und Aufbau" im oberen Flur des Osnabrücker Rathauses erinnert daran. Großfotos, Texte, Pläne und Videos dokumentieren den Weg von der zerbombten Stadt bis zum neuen Osnabrück.[1]
Nachwirkungen
10 bis 15 Prozent aller abgeworfenen Spreng- und Brandbomben waren Blindgänger. Hiervon wurde jedoch nur ein Teil während des Krieges und in den Nachkriegsjahren geräumt. Wie viele Objekte noch unentdeckt sind, kann niemand mit Gewissheit sagen. Bis Ende der 1990er Jahre fand eine Kampfmittelbeseitigung in Osnabrück nahezu nur zufällig bei Baumaßnahmen statt. Im Jahr 2000 bot sich durch den Kampfmittelräumdienst die Gelegenheit, anhand von Luftbildauswertungen gezielt nach Bombenblindgängern im Bereich Dodesheide zu suchen. Die Zahl der Funde, insbesondere Bomben mit so genannten Langzeitzündern, veranlasste die Stadt Osnabrück, gezielt nach Blindgängern zu suchen. Pro Jahr werden etwa 150 bis 200 Verdachtspunkte anhand von Luftbildern ermittelt.[4]
Einzelnachweise
Kategorien:- Geschichte (Osnabrück)
- Deutschland im Zweiten Weltkrieg
- Luftkriegsoperation der Royal Air Force im Zweiten Weltkrieg
- Luftkriegsoperation im Zweiten Weltkrieg
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